Der Innenverteidiger Karim Haggui wartet noch immer auf seinen ersten Einsatz von Anfang an. Jetzt könnte die Chance kommen – auch, weil Antonio Rüdiger für drei Spiele gesperrt ist.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Er wohnt noch im Hotel, und von Stuttgart kennt er nicht viel mehr als den Weg von seiner Schlafstätte zum Vereinsgelände des VfB. Nach eigenem Bekunden hat Karim Haggui in den vergangenen acht Wochen also nicht viel mehr gemacht als trainieren und warten. Trainieren, um für seine Chance bereit zu sein – und zu warten auf eben diese Chance, die den Abwehrspieler in die Anfangself des Fußball-Bundesligisten bringen soll.

 

Morgen (20.30 Uhr) könnte der ersehnte Augenblick gekommen sein. Der VfB erwartet den 1. FC Nürnberg und nach Antonio Rüdigers Platzverweis in Hamburg (drei Spiele Sperre wegen der Tätlichkeit gegen Rafael van der Vaart) ist der Trainer Thomas Schneider gezwungen, seine Innenverteidigung neu zu formieren. Und wenn die ganze Aufstellungsarithmetik nicht täuscht, dann ist Haggui an der Reihe. Der 29-jährige Tunesier hat gut trainiert, wie es im Fußballjargon heißt. „Sehr wachsam“, wie er selbst sagt. Um die Abläufe im Team gleich kennenzulernen, und die Vorstellungen des Trainers möglichst schnell umzusetzen.

Seit Haggui unterschrieben hat, spielt derVfB erfolgreich

„Ich habe ja einen Tag nach dem 6:2-Sieg gegen Hoffenheim hier unterschrieben“, sagt Haggui. Das war Anfang September und viel mehr braucht der 1,90-Meter-Mann nicht zu erklären. Seither spielt die Mannschaft unter dem neuen Coach erfolgreich, das Duo Daniel Schwaab und Antonio Rüdiger verrichtete seinen Sicherheitsdienst im Zentrum zuverlässig, und draußen auf der Bank sah selbst Haggui keinen Grund, irgendetwas zu verändern.

Endlich drin, heißt es jetzt wohl für Haggui, da sein Konkurrent Georg Niedermeier nach einer langen Verletzungspause erst vergangene Woche damit begonnen hat, wieder mit dem Team zu trainieren. In dem Geheimtest während der Länderspielpause gegen Hoffenheim (0:2) kamen beide zum Einsatz: Haggui über 90 Minuten, Niedermeier eine Hälfte lang. „Der Trainer hat hinterher gesagt, dass er mit meiner Leistung zufrieden war“, erzählt Haggui.

Er gilt als zweikampf- und kopfballstark

Das hat natürlich gut getan. Nach außen, um zu dokumentieren, dass trotz fehlender Spielpraxis mit ihm zu rechnen ist. Nach innen, weil es ihn darin bestärkt hat, an sich und seine Fähigkeiten zu glauben. Als zweikampf- und kopfballstark gilt er, als ruhig und integer. Sagen würde Haggui das aber nie. Dazu ist er viel zu bescheiden. Was im Umkehrschluss aber nicht bedeutet, dass er sich nicht in die Mannschaft einbringt.

„Eine positive Rolle einzunehmen ist mir sehr wichtig“, sagt Haggui. Bei Hannover 96 gehörte er lange dem Mannschaftsrat an, und nach seinem Wechsel für 1,5 Millionen Euro zum VfB orientierte er sich von Beginn an nicht nur an den beiden vertrauten Gesichtern: Mit Konstantin Rausch und Mohammed Abdellaoue spielte er schon in Hannover zusammen.

In Stuttgart bildet das ehemalige 96er-Trio aber kein Grüppchen für sich. Dennoch verbindet sie, dass es für keinen von ihnen bisher gut läuft beim VfB. Auf dem Wasen könnte sich das sogar zum Politikum auswachsen, da sie als Verstärkungen verpflichtet wurden. Haggui als Ersatz für den zu Spartak Moskau abgewanderten Serdar Tasci, Abdellaoue als Alternative zum Torjäger Vedad Ibisevic und Rausch als frische Kraft für die linke Abwehrseite.

„Wir wollen alle mit dem VfB einen Schritt nach oben machen, und ich bin überzeugt, dass wir das Niveau der Mannschaft auch heben werden“, sagt Haggui. Alles nur eine Frage der Geduld – die der Tunesier reichlich zu haben scheint. Seinen mangelnden Ortskenntnissen jedenfalls begegnet er gelassen: „Ich habe ja noch fast zwei Jahre Zeit.“ So lange läuft Hagguis Vertrag in Stuttgart.