VfB-Stürmer Vedad Ibisevic überzeugt als Vorbereiter. Sein Vorgänger Pogrebnjak war wohl einfach nur der falsche Mann für das Stuttgarter System.  

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Sollte sich der geneigte VfB-Fan nun die Haare raufen, weil Pawel Pogrebnjak nach seinem Wechsel zum FC Fulham trifft, wie er will? Fünf Tore in drei Premier-League-Partien hat „the Pog“ für die Cottagers um den Trainer Martin Jol zum Einstand erzielt. Eben jener Pawel Pogrebnjak, dem beim VfB in zweieinhalb Jahren lediglich 15 Bundesligatore gelungen sind – und der zum Abschied sagte: „Meine Torquote beim VfB hat einfach nicht gestimmt – das muss ich zugeben.“

 

Wahrscheinlich ist der bullige Pogrebnjak, der 2008 für den Sieger Zenit St. Petersburg der Rekordtorschütze im Uefa-Cup wurde, einfach nur der falsche Mann für das Stuttgarter System gewesen. Sein Nachfolger im Amt, der wendigere und spielfreudigere Vedad Ibisevic möchte allerdings über seine Vorzüge nicht groß urteilen, als er nach dem 4:0 über den Hamburger SV die eng gezurrten Schnürsenkel seiner weißen Kickstiefel löst.

„Es passt alles zusammen – ich genieße das sehr“, sagt der 27-Jährige zu seiner noch jungen Zeit beim VfB. Und einer wie Ibisevic – der erste Bundesligatorschütze der TSG 1899 Hoffenheim überhaupt – weiß einen solchen Zustand sehr wohl zu schätzen. Schließlich hat der Nationalspieler Bosniens, der für die Kraichgauer in ihrer Premieren-Bundesligasaison 08/09 stolze 18 Tore bis zur Winterpause erzielte, ehe er sich einen Kreuzbandriss zuzog, in Hoffenheim nicht nur Sonnenstunden erlebt. Zuletzt galt das Verhältnis des zuweilen eigenwilligen Stürmers zu den TSG-Oberen als ziemlich angespannt. Also steckte Ibisevic im Hopp-Imperium in einer Sackgasse fest.

Viel Lob für den Ex-Hoffenheimer

Beim VfB gibt es für Ibisevic nach sechs Einsätzen nun ausreichendes Lob von allen Seiten. „Der Vedo ist ein ganz wichtiger Spieler für uns. Er hält den Ball, läuft viel, bindet die Verteidiger und macht Räume für uns frei“, sagt etwa Khalid Boulahrouz, während Martin Harnik, dem in der Rückrunde bereits acht Tore gelungen sind, einer der größten Nutznießer des Ibisevic-Effektes ist. „Es macht großen Spaß mit ihm zu spielen“, sagt Harnik, der neue Kapitän der Nationalelf Österreichs, der nunmehr in den vergangenen fünf Bundesligaspiele mindestens ein Tor erzielt hat.

Mit einem gut getimten Schuss ins rechte Toreck zum 1:0 hatte Ibisevic den Torreigen in Hamburg eröffnet. Es war sein siebtes Saisontor, sein zweites für den VfB. Doch für den Manager Fredi Bobic ist der Torriecher des Bosniers, der in 122 Bundesligapartien 51 Tore erzielt hat, nicht das alleinige Qualitätsmerkmal. „Ibisevic verkörpert den Stürmertypen, den wir gebraucht haben“, sagt Fredi Bobic, der mit der Eingewöhnungsphase seines 4,5-Millionen-Einkaufs, dem einzigen VfB-Transfer der Winterpause, sehr zufrieden ist: „ Er ist nicht nur ein Torjäger, sondern spielt sehr variabel, ist fast immer anspielbar.“

„Meine Stärken liegen im Strafraum, aber ich will in erster Linie der Mannschaft helfen“, sagt Vedad Ibisevic. Auch Bruno Labbadia kennt den Wert des 27-Jährigen für sein 4-2-3-1-System, an dem der Coach nun wieder festhält – sehr zum Leidwesen von Cacau, dessen Rolle als Edeljoker sich bei anhaltendem Erfolg zunehmend manifestiert. Vier Vorlagen hat Ibisevic bereits auf dem Konto, weil er anders als sein Vorgänger Pogrebnjak auch die Rolle des effektiven Zuarbeiters beherrscht.

Das 4:0 gegen den HSV durch Martin Harnik hat Ibisevic vorbereitet. Und für Bruno Labbadia ist es kein Zufall, dass auf der linken Seite auch der Außenstürmer Shinji Okazaki nun torgefährlicher ist: Vier Tore hat der kleine Japaner seit der Winterpause erzielt. „Es ist schon fast ein Traum, wie der Vedo die Räume aufmacht“, lobt der 46-Jährige, „er reißt Lücken und arbeitet auch defensiv gut mit.“

Beim VfB genießt Ibisevic großes Vertrauen

Ibisevic, der sich ein Haus in Bad Rappenau gebaut hat, aber aufgrund der Verkehrssituation auf der A 81 häufig in Stuttgart im Hotel übernachtet, freut sich natürlich über derlei Lob. Schließlich war seine Ouvertüre beim VfB ein bisschen zäh – in den ersten drei Spielen war der neuen Nummer neun kein Tor gelungen, so dass die ersten Kritiker schon leise zu murren begannen. „Er stand bei uns noch nicht einmal ansatzweise in der Kritik“, sagt derweil Fredi Bobic, der aus eigener Erfahrung weiß, was ein Stürmer braucht: das Vertrauen der Führungsriege, das Ibisevic zuletzt in Hoffenheim nicht mehr besaß.

„Wenn man neu bei einem Verein ist, dann schauen die Leute genauer“, sagt Ibisevic zu seinem Einstieg beim VfB, wo er mit sechs Scorerpunkten nach sechs Spielen eine gute Zwischenbilanz vorzuweisen hat: „Es ist dann wichtig“, ergänzt der 27-Jährige, „dass man sich nicht beirren lässt.“