Das VfB-Personalkarussel dreht sich: Didavi kommt im Sommer zum VfB zurück, Gebhart wechselt nach Nürnberg und auch Boulahrouz muss gehen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Umrahmt von weißen Wattewölkchen scheint die Sonne auf den Übungsplatz der VfB-Profis, sodass auch Bruno Labbadia die kurze Sporthose gewählt hat. Das Gesicht des Trainers ist gut gebräunt – und überhaupt macht der 46-Jährige einen beschwingten Eindruck: „Wir hatten bei Heimspielen in unserem neuen Tempel einen Durchschnitt von 55 000 Fans“, sagt Labbadia vor dem letzten Bundesligaspiel am Samstag gegen Wolfsburg: „Das gab es in Stuttgart noch nie.“

 

Und auch sportlich hat der VfB-Coach vor dem Ligafinale gut lachen: „Wenn mir einer vor ein paar Monaten verraten hätte, dass wir im letzten Spiel mit Leverkusen um die Plätze fünf und sechs kämpfen“, sagt Labbadia, „dann hätte ich das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.“ Siegt der VfB gegen Wolfsburg, während Leverkusen in Nürnberg unentschieden spielt oder verliert, ist Platz fünf und damit der direkten Einzug in die Gruppenphase der Europa League (Start ist der 20. September) sicher. Spielt der VfB nur unentschieden, müsste Leverkusen verlieren. Gelingt beides nicht, muss sich der Club als Tabellensechster erst in zwei Play-off-Spielen (23. und 30. August) für die Gruppenphase der Europa League qualifizieren.

Die personellen Weichen werden gestellt

Parallel zum sportlichen Szenario werden beim VfB derzeit vor allem die personellen Weichen für die neue Saison gestellt: „Wir müssen auf die internationale Mehrbelastung vorbereitet sein“, sagt Labbadia. Doch der Manager Fredi Bobic verkündet zunächst drei Abgänge für die nächste Saison: So wird neben Stefano Celozzi (Ziel unbekannt), der schon länger keine Rolle mehr spielt, auch Timo Gebhart nach dreieinhalb Jahren den VfB verlassen. Der Mittelfeldspieler wird sich bis 2016 an den 1. FC Nürnberg binden. „Bis zu Saisonbeginn war ich Stammspieler, habe zuvor auch trotz doppeltem Bänderriss gespielt“, sagt Gebhart zum Abschied: „Deshalb habe ich dann Teile der Vorbereitung auf diese Saison verpasst. Und als ich dann wieder fit war, hatten die Verantwortlichen wohl etwas das Vertrauen in mich verloren.“

Ebenfalls trennen wird sich der VfB von Khalid Boulahrouz, dessen gut dotierter Vertrag zum Saisonende ausläuft. „Dieser Schritt fällt uns nicht leicht, denn der Boulah hat gerade in den vergangenen anderthalb Jahren einen echten Schub gemacht“, sagt Bobic, „aber für diese Entscheidung waren nicht nur wirtschaftliche, sondern auch sportliche Gründe ausschlaggebend.“ Schließlich wollen die Stuttgarter, bei denen der 20-jährige Gotoku Sakai aktuell rechts hinten spielt, noch einen jungen Außenverteidiger zusätzlich verpflichten.

Bruno Labbadia hätte den Vizeweltmeister aus den Niederlanden allerdings gerne behalten, „weil er technisch stärker und auch wesentlich spielintelligenter ist, als das oft dargestellt wurde. Aber es gibt von der Clubführung gewisse finanzielle Vorgaben. Die müssen wir einhalten.“ Wohin Boulahrouz wechselt, ist bis jetzt unklar. Wahrscheinlich wird der 30-Jährige noch den Verlauf der EM abwarten, für die er nominiert ist.

Die Zukunft von Arthur Boka bleibt unklar

Unklar bleibt auch die Zukunft von Arthur Boka, dessen Vertrag nach Saisonende ebenfalls ausläuft. „Wir sind nach beiden Seiten offen“, sagt Fredi Bobic zu einer möglichen Verlängerung mit dem Ivorer, der auch für ein geringeres Gehalt in Stuttgart bleiben würde. „Arthur ist einer, den man sehr gerne im Kader hat“, sagt Labbadia, „denn er besitzt eine große spielerische Qualität – und internationale Härte.“ Ob Boka beim VfB bleibt, wird daher vor allem von der Zukunft des anderen Linksverteidigers abhängen: von Cristian Molinaro. Der ist in seiner Heimat Italien nach wie vor gefragt – und besitzt einen Marktwert von rund fünf Millionen Euro. Eine Summe, für die man Molinaro gehen ließe.

Auf der Seite der Spielerzugänge hat Fredi Bobic derweil in der Personalie Daniel Didavi ein Machtwort gesprochen. „Der Dida wird definitiv zurückkommen“, sagt der Manager über den jungen Spielgestalter, der noch bis zum Saisonende nach Nürnberg ausgeliehen ist. Zuletzt hatte Didavi, der beim Club nach einer langen Verletzungspause in der Vorrunde mit acht Toren und drei Vorlagen seit der Winterpause glänzte, aber mehrfach bekräftigt, wie wohl er sich unter dem Trainer Dieter Hecking fühle.

Beim VfB sind Druck und Konkurrenz größer

„Dass er seinen Trainer lobt, ist mehr als korrekt – das ist doch nichts gegen uns“, sagt Bruno Labbadia, der Didavi in der Vorsaison wenig gefördert hatte, ihn nun aber sehr willkommen heißt. „Er bekommt seine Chance. Es ist aber auch klar“, sagt der Trainer, „dass bei uns die Konkurrenz und der Druck größer sind als in Nürnberg.“

Das hat auch Julian Schieber zu spüren bekommen, für den es beim VfB im ersten Jahr nach seiner Rückkehr vom Club nicht gut lief. „Wir setzen auf ihn und haben bereits am 2. September 2011 erste Gespräche mit ihm geführt“, sagt Bobic. Bislang zögert Julian Schieber aber mit der Verlängerung – wie Didavi. Schließlich besitzen beide einen Vertrag bis Juni 2013 und könnten den VfB dann ablösefrei verlassen.