Beim Champions League-Spiel des VfB Stuttgart gegen Bergamo am Mittwoch ist reichlich Pyrotechnik gezündet worden. Offenbar gab es mehrere Verletzte – und auch nach der Partie blieb es nicht ruhig. Dem Verein drohen Konsequenzen.

Man konnte es kommen sehen. Kurz vor Anpfiff der Champions-League-Partie zwischen dem VfB Stuttgart und Atalanta Bergamo gehen im vorderen Bereich der Cannstatter Kurve in der MHP-Arena mehrere Banner nach oben über die Köpfe der Fans. Meist ein Zeichen dafür, dass sich darunter Leute vermummen und den Einsatz von Pyrotechnik vorbereiten.

 

Was dann aber am Mittwochabend von 21 Uhr an passiert, geht über ein bisschen Zündeln hinaus. Der gesamte Stehbereich verschwindet hinter weißen und roten Rauchschwaden. Leuchtkugeln steigen auf. Dazu glitzert es an allen Ecken und Enden. Auch im weiteren Verlauf der Partie geht das Spektakel munter weiter mit Hunderten Bengalos. Hübsch anzusehen fürs Auge, stimmungsvoll – aber gefährlich und verboten. Und bei diesem Spiel mit Folgen.

Die Polizei teilte mit, dass es durch die Pyrotechnik mehrere Verletzte gegeben habe. Im Verlauf der zweiten Halbzeit, gegen 22.20 Uhr, soll ein bislang Unbekannter einen brennenden Bengalo aus der Kurve in Richtung Spielfeld geworfen und einen Balljungen am Hals getroffen haben. Er verletzte sich und wurde von Rettungskräften versorgt. Der Vorfall wurde von Überwachungskameras aufgenommen. Die Bilder werden derzeit ausgewertet. Darüber hinaus soll sich eine Person im Block Verbrennungen zugezogen haben. Zwei weitere Fans mussten offenbar wegen des starken Rauchs ärztlich behandelt werden.

Offenbar haben sich diese drei Verletzten nicht von selbst gemeldet. Die Polizei ist erst über den Rettungsdienst auf sie aufmerksam geworden. Kein Wunder: Das Verhältnis zwischen den Ultras, dem harten Kern der Fan-szene, und der Polizei ist, vorsichtig gesagt, angespannt. Dazu gehört auch, dass die Ultras im Normalfall nicht mit Ermittlern sprechen. Die Zuschauer im Gästeblock zündeten ebenfalls vereinzelt Pyrotechnik, auch hierzu ermittelt die Kriminalpolizei.

Bengalos brennen während der Partie. Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Beim VfB Stuttgart äußert man sich bisher nur vorsichtig zu den Ereignissen. „Die für die Bewertung der Situationen erforderlichen Infos werden gerade gesammelt“, sagt ein Sprecher des Vereins. Man sei im Austausch mit verschiedenen Beteiligten. Ob der Balljunge tatsächlich direkt von einem brennenden Bengalo am Hals getroffen worden ist, müsse man erst noch abklären. Sicher sei, dass er sich leicht verletzt habe, kurz medizinisch behandelt worden sei und dann seinen Dienst habe fortsetzen können. „Wir haben Kontakt zu ihm. Es geht ihm gut“, so der Sprecher.

Zu möglichen Konsequenzen der Vorfälle sagt man beim VfB noch nichts. Klar ist aber, dass die folgen werden. Der europäische Fußballverband Uefa ist bekannt dafür, dass er bei Verstößen auch mal drastisch reagiert – bis hin zu Fanausschluss oder Blocksperre. Zumindest jedoch dürfte die in Fankreisen gerne „Pyroshow“ genannte Aktion teuer werden. Falls Täter ermittelt werden, warten auch auf sie Strafen. Und die Vorfälle, so die Polizei, werden auch Thema beim Austausch mit Verein und Sicherheitsdienst sein.

Auseinandersetzung nach Abpfiff

Zumal es nicht nur im Stadion Verletzte gegeben hat. Nach Spielende, so die Polizei, sollen rund 15 VfB-Anhänger kurz nach Mitternacht im Cannstatter Veielbrunnenweg sechs Anhänger von Atalanta Bergamo angegriffen, verletzt und beraubt haben. Beim Eintreffen der Polizei seien alle Personen in unbekannte Richtungen geflüchtet. Rettungskräfte mussten einen durch den Angriff verletzten Gastfan in ein Krankenhaus zur weiteren medizinischen Versorgung bringen.

Im Rahmen der Fahndung nahmen Polizeibeamte kurz darauf acht Mitglieder eines VfB-Fanclubs vorläufig fest. Bei ihnen fanden die Einsatzkräfte einen zuvor geraubten Hut eines Bergamo-Fans. Offenbar ließen die Fußballanhänger die Durchsuchung nicht ohne Widerstand über sich ergehen – und so wurde auch noch ein Polizist leicht verletzt. „Nach Durchführung der polizeilichen Maßnahmen setzten die Beamten die Tatverdächtigen wieder auf freien Fuß. Die Ermittlungen zu weiteren Tatbeteiligungen dauern an“, teilte die Stuttgarter Polizei mit.

Polizei sucht Zeugen

Die Ermittler suchen nun Zeugen und Geschädigte, die Angaben zum Abbrennen der Pyrotechnik im Stadion oder zur Auseinandersetzung im Veielbrunnenweg machen können. Sie werden gebeten, sich unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 57 78 bei der Kriminalpolizei zu melden.