Eigentlich sollte Atakan Karazor am Freitag im Kader der türkischen Nationalmannschaft stehen. Es kam anders für den Kapitän des VfB Stuttgart.
Atakan Karazor läuft vorerst doch nicht für die Fußball-Nationalmannschaft der Türkei auf. Beim 1:0 der Türken am Freitagabend gegen Montenegro in der Nations League stand der Kapitän des VfB Stuttgarts überraschend doch nicht im Kader. Karazor hatte sich erst vor wenigen Tagen dazu entschlossen, für die türkische Elf aufzulaufen.
Wie türkische Medien berichten, hatte Nationaltrainer Vincenzo Montella die Entscheidung getroffen, Karazor vorerst nicht auf die Bank zu setzen oder gar aufzustellen. Als Grund wurden die „Belästigungsvorwürfe“ gegen Karazor genannt. Eine Spanierin hatte den Profi des VfB Stuttgart im Urlaub auf Ibiza angezeigt und bezichtigte ihn der Vergewaltigung. Bislang ist weder Anklage erhoben noch das Verfahren eingestellt worden.
„Jeder Einzelne ist unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist“
Offenbar hat es in der Türkei zuletzt Zweifel an der Personalie Karazor gegeben. „Ich verstehe die Sensibilität in den sozialen Medien in den letzten Tagen. Fälle von Gewalt gegen Frauen und Kinder erschüttern uns alle“, hatte der stellvertretende Präsident des türkischen Fußballverbandes, Ceyhun Kazanci, schon im Vorfeld der Länderspielpause gesagt.
„Jeder Einzelne ist unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist“, so Kazanci. Er glaube an Karazors Unschuld und dass der VfB-Kapitän „einen großen Beitrag“ für die türkische Nationalmannschaft leisten werde. Weitere Informationen könne der Verband nicht geben, „weil der Fall noch nicht abgeschlossen ist“. Montella habe die Nicht-Nominierung Karazors aus „technischer Sicht“ getroffen, berichtet die Zeitung „Malatya Söz“. Was genau das bedeutet, blieb unklar.
Karazor hatte im Interview mit unserer Redaktion vor der vergangenen Saison gesagt, er wolle sich nicht zu den Vorwürfen äußern, „solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist. Meine Anwälte sind mit dem Fall betraut, sodass ich mich auf meinen Beruf, den Fußball, konzentrieren kann.“