Die Stuttgarter hoffen gegen Köln auf die Rückkehr von Tamás Hajnal. Der ungarische Mittelfeldmann fehlt dem Spiel des VfB an allen Ecken.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Am vergangenen Samstag hat Tamás Hajnal die Hilflosigkeit eines Fans auf der Haupttribüne am eigenen Leib zu spüren bekommen. Weil der Oberschenkel heftig zwickte, war der Regisseur des VfB auf dem Spielfeld verhindert - und so beim 2:4 gegen Kaiserslautern zum Zuschauen verdammt. "Solche Niederlagen sind für die Fans doppelt bitter", erzählt Hajnal, der neben dem Exprofi und heutigen Spielerberater Silvio Meißner saß: "Die Mannschaft ist schwer ins Spiel gekommen, hat sich dann reingekämpft, hat ein sehr, sehr schönes Tor erzielt - und musste den Sieg dennoch aus der Hand geben."

 

Das ärgerte auch Tamás Hajnal. Schließlich hätte sich der VfB im Erfolgsfall ein ordentliches Polster von fünf Punkten auf den Relegationsplatz 16 erspielen können. So aber sitzt die Konkurrenz aus Gladbach, St.Pauli und Wolfsburg den Stuttgartern vor deren Auswärtspartie am Samstag beim 1.FC Köln, der seinerseits noch nicht aus dem Schneider ist, dicht im Nacken.

Gute Aussichten für das Spiel gegen Köln

Ob Tamás Hajnal in der Partie am Rhein wieder mitspielen kann, ist noch unklar. Große Hoffnung besteht aber, denn in den vergangenen Tagen hat der kleine Mittelfeldmann an der Seite des Physiotherapeuten Gerhard Wörn fleißig Sonderschichten mit dem Ball absolviert. Am Mittwoch fährt Hajnal nach München zu Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Gibt der renommierte Mediziner grünes Licht, dann steigt Hajnal am Donnerstag ins VfB-Teamtraining ein. "Ich bin optimistisch, denn die Schmerzen werden weniger und die Bewegungen wieder runder", sagt der 30-jährige Fußballer, "ich tue jedenfalls alles dafür, um am Samstag in Köln auflaufen zu können."

Dass der ungarische Internationale dem Spiel des VfB an allen Ecken und Enden fehlt, ist nicht zuletzt bei der Niederlage gegen Lautern deutlich geworden. Schließlich ist Tamás Hajnal so etwas wie die kreative Keimzelle des Teams. Ohne ihn läuft in Sachen Spielwitz und Überraschungsmomente nicht viel. Zwar wusste etwa Zdravko Kuzmanovic in der ersten Halbzeit mit ein paar gelungenen Pässen zu glänzen. Doch der Serbe tauchte im zweiten Durchgang komplett ab, während der Trainer Bruno Labbadia Christian Gentner überhaupt keinen Gefallen tat, indem er ihn im zentralen offensiven Mittelfeld aufstellte. In der Hajnal-Rolle war der zweimalige Deutsche Meister total überfordert. 

Die kreative Keimzelle des VfB

Selten hat sich ein Spieler in nur drei Monaten, in sieben Bundesligaspielen (zwei Tore, zwei Vorlagen), ein derart hohes Ansehen beim VfB Stuttgart erspielt wie Tamás Hajnal. Der Ungar, der Ende Januar von Borussia Dortmund ausgeliehen wurde und im Nichtabstiegsfall für zwei weitere Jahre bleibt, ist ein bescheidener Charakter - doch seine Stellung im Team ist auch ihm klar. "Ich spüre die Wertschätzung der Mitspieler, des Vereins und des gesamten Umfeldes", sagt der Techniker, der 1999 im Trikot des FC Schalke in der Bundesliga debütierte.

Schlimm sei es daher, wenn er das Vertrauen verletzungsbedingt nicht rechtfertigen könne - und die Kollegen dann auch noch schlecht spielten. "Es weiß doch jeder, dass Bruno Labbadia eigentlich einen anderen Fußball bevorzugen würde", sagt Hajnal, dem klar ist, "dass wir zuletzt nicht ansehnlich gespielt haben. Aber das Wie ist im Abstiegskampf auch völlig egal."

Die Chefrolle im Mittelfeld

Mit Bruno Labbadia pflegt Hajnal einen offenen Umgang. "Der Trainer geht sehr direkt auf alle Spieler zu - auch auf mich", sagt der Mittelfeldspieler, den der Manager Fredi Bobic lobt: "Tamás hat gemeinsam mit unserem zweiten Wintertransfer, Shinji Okazaki, einen neuen Geist ins Team gebracht. Beide setzen positive Akzente."

Lange hat es nicht gedauert, ehe Hajnal beim VfB die Chefrolle im Mittelfeld zuteil wurde. Bei seinem ersten Einsatz in Gladbach kam er zur Halbzeit bei einem 0:2-Rückstand; letztlich gewann der VfB mit 3:2. "Da hat vieles gleich gepasst", sagt Hajnal, "also wurde das System nicht mehr geändert." Einen Wandel hat der Ungar derweil bei den Kollegen festgestellt: "Als ich im Januar kam, waren die meisten mit sich selbst beschäftigt", erzählt Hajnal, "denn wir haben ohne Zweifel viele unterschiedliche Charaktere. Aber inzwischen hat jeder sein Ego zurückgestellt."