VfB Stuttgart 13 statt 21 – warum der VfB nicht an die vergangene Saison anknüpfen kann

Enttäuschte Stuttgarter nach dem 2:3 gegen Eintracht Frankfurt: Josha Vagnoman, Jeff Chabot und Chris Führich (v. li.) Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der VfB Stuttgart hat in den ersten zehn Bundesligaspielen der Saison teils gute Leistungen gezeigt. Dennoch steht das Team deutlich schlechter da als vor einem Jahr. Das sind die Gründe.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Für Sebastian Hoeneß war die Sache klar am Sonntagabend nach der Partie des VfB Stuttgart gegen die SG Eintracht Frankfurt. „Es bringt nichts, nach hinten zu schauen“, sagte der Trainer des Fußball-Bundesligisten. Er bezog das auf die bisherigen zehn gespielten Partien dieser Saison im deutschen Oberhaus – doch gilt das für den Coach auch kurz- und längerfristig.

 

Kurzfristig musste und wollte er das gerade zu Ende gegangene Heimspiel gegen die Frankfurter abhaken – 2:3 hatte sein Team verloren, dabei einen Elfmeter und zahlreiche Chancen vergeben sowie ein Ausgleichstor in der Nachspielzeit erzielt, das wegen einer Abseitsstellung von Chris Führich aberkannt worden war. Langfristig verfolgt den VfB und seinen Trainer der Fluch der guten Tat.

In der vergangenen Saison lief ja alles ziemlich traumhaft für den Club, weshalb nun der Vergleich zur Spielzeit 2023/2024 gerne herangezogen wird. Und gerade am zehnten Spieltag ergibt sich eine erstaunliche Parallele.

Der VfB unterlag vor Jahresfrist wie nun am Sonntagabend – damals auswärts in Heidenheim mit 0:2. Der VfB vergab in diesem Spiel einen Strafstoß – damals war es Silas Katompa, nun Ermedin Demirovic. Die Zahlen, die in der Tabelle Ausweis zum Stand der Dinge sind, unterscheiden sich dagegen deutlich.

In der vergangenen Saison lag der VfB nach zehn Spieltagen überraschend auf Rang drei, hatte 27 Tore erzielt und 21 Punkte gesammelt. Nun ist der Club mit 13 Punkten und 19 erzielten Treffern Elfter. „Wir haben zu wenig Punkte“, sagt Sebastian Hoeneß, spricht von „verschenkten Zählern“ – und betreibt Ursachenforschung, woran das liegt.

Natürlich liegt ein Grund nach wie vor recht nahe: Das Team hat im Sommer einige wichtige Stammkräfte verloren – was ein Blick auf die im Herbst 2023 in Heidenheim eingesetzten Spieler zeigt. Nur sechs von 16 waren auch am vergangenen Sonntag am Ball. Der VfB hat es dennoch geschafft, teils richtig gute Partien abzuliefern und sein wiedererkennbares Spiel weiter umzusetzen. Allerdings begegnet dem Team meist eine andere Art von Gegenwehr.

Die Gegner kennen die VfB-Stärken inzwischen gut

Zu beobachten ist das zum einen an oft tief stehenden Gegnern, mit denen es die Stuttgarter in dieser Saison schon zu tun hatten – sogar in der Champions League. Zum anderen picken sich die gegnerischen Trainer gezielt markante Aspekte des Stuttgarter Spiels heraus, deren Ausprägung begrenzt werden soll. Am Sonntag gegen die Eintracht etwa bekam Enzo Millot eine Sonderbehandlung des Frankfurter Innenverteidigers Robin Koch – obwohl der kreative Franzose sich im VfB-Mittelfeld tummelte. Ein paar Tage zuvor nahmen die Italiener von Atalanta Bergamo den Stuttgarter Taktgeber Angelo Stiller fast komplett aus dem Spiel, die Eintracht nahm sich daran auch ein Beispiel. So ist der saubere und einst eher ungestörte Zufluss in die gefährliche Zone zumindest mit deutlich mehr Druck belegt.

Viele Bälle kommen dort trotzdem noch an – aber dann ergibt sich ein weiterer markanter Unterschied zur vergangenen Saison. „Wir müssen“, sagte der Stuttgarter Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, „an unserer Chancenverwertung arbeiten.“ Der Trainer ergänzte: „Wir müssen effektiver werden.“ Der VfB liegt aktuell in der Torschuss-Tabelle der Liga sogar einen Rang besser als am Ende der vergangenen Spielzeit (Dritter statt Vierter). Nach bislang zehn Partien sind aber acht Treffer weniger gelungen, am Sonntag war erst der 18. Torschuss drin.

Ermedin Demirovic (5 Tore) und El Bilal Touré (2) mühen sich zwar, Serhou Guirassy vergessen zu machen. Doch der jetzige Dortmunder hatte gerade zu Saisonbeginn 2023 eben auch einen ganz besonderen Lauf. Nach zehn Spieltagen hatte er schon 14-mal getroffen – obwohl er zweimal sogar verletzt gefehlt hatte.

Zur VfB-Bilanz im November 2024 zählen neben nackten Zahlen auch neue Belastungen in der Königsklasse und teils in Nationalteams, die es zuvor nicht gegeben hat. Auch das wirkt sich aus. In vielen rein fußballerischen Statistiken liegen die Stuttgarter ähnlich gut wie oder besser als in der vergangenen Saison. Gelaufene Kilometer, Sprints und intensive Läufe sind es aber weniger als in der auf zehn Spiele umgerechneten Saison 2023/2024. Auch deshalb sagte Wohlgemuth am Sonntag wohl auch: „Wir müssen daran arbeiten, mit dem Rhythmus umzugehen – mental und körperlich.“

Damit die Mannschaft nach der Länderspielpause zumindest ein paar Plätze nach oben klettert in der Tabelle. „Durch die Niederlage bleiben wir im Mittelfeld hängen“, sagte der Sportvorstand Wohlgemuth. Und sein Trainer ist damit alles andere als glücklich – trotz der herausfordernden Kontrahenten im bisherigen Saisonverlauf der Bundesliga (FC Bayern, BVB, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt). Im nächsten Spiel gegen den VfL Bochum (23. November, 15.30 Uhr), sagte Hoeneß, „sind wir in der Pflicht“.

So wie übrigens auch im vergangenen Jahr. Nach zwei Niederlagen gegen die TSG Hoffenheim und in Heidenheim gelang am elften Spieltag ein 2:1 gegen Borussia Dortmund. Die gute Nachricht: durch einen verwandelten Elfmeter. Die schlechte: von Serhou Guirassy.

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