Die Verpflichtung des jungen Schweizers ist ein Beleg dafür, dass der VfB bei Transfers künftig anders agieren und vorzugsweise auf entwicklungsfähige Spieler setzen will.

Stuttgart - Wenn es nach Ludovic Magnin (37) geht, ist die Pressemitteilung Nummer 59 des Jahres 2016, die der VfB Stuttgart an diesem Mittwoch verschickt hat, das Signal für den Aufbruch in eine bessere Zukunft. In dem Schreiben heißt es, dass die Verpflichtung des Schweizer Juniorennationalspielers Anto Grgic (19) perfekt ist. Er sei froh, dass der Club endlich beginne, wieder professionell zu arbeiten, sagt Magnin, „Anto kann ein ganz Großer werden. Sein Transfer ist ein Glücksfall.“

 

Wenn es Magnin, der als Linksverteidiger mit dem VfB im Mai 2007 die deutsche Meisterschaft gewonnen hat, nicht weiß – wer dann? Schließlich war er bis vor gut einem Jahr in der U 18 des FC Zürich der Trainer von Grgic. Schon damals sei absehbar gewesen, „dass er eine glänzende Karriere vor sich hat“, sagt Magnin, „er war bei mir eine Führungsfigur.“ In eine derart dominante Rolle soll der defensive Mittelfeldspieler, für den der VfB eine Ablöse von rund zwei Millionen Euro überweisen muss, auch in Stuttgart hineinwachsen. Grgic selbst sagt dazu aber im Augenblick nur bescheiden, er hoffe, dass er sich im deutschen Fußball schnell zurechtfinde und dann seinen Teil dazu beitragen könne, „dass wir unser Ziel erreichen“ – also den Wiederaufstieg in die Bundesliga.

Die Vorfreude von Jan Schindelmeiser

Mit seiner Bemerkung über die Wende in der Vereinspolitik des VfB meint Magnin, dass im Club offenbar ein grundsätzliches Umdenken stattgefunden hat. Statt wie bisher eher wahllos und beliebig zu agieren, soll bei der Kaderzusammenstellung jetzt schwerpunktmäßig Wert auf noch entwicklungsfähige Jungprofis gelegt werden. Genauso sah auch der Plan bei der TSG Hoffenheim aus, als der neue VfB-Sportvorstand Jan Schindelmeiser dort von 2006 bis 2010 als Manager tätig war – und für diese Ausrichtung steht Grgic. „Er kann uns künftig viel Freude bereiten“, sagt Schindelmeiser. Künftig – das bedeutet vorerst bis 2020. So lange läuft sein Vertrag.

Das passt dann schon, denkt auch Magnin, der nur überrascht ist, weil Grgic in die zweite Liga wechselt. In der Tat hatte er in der Vergangenheit andere Optionen und 2013 sogar ein Angebot des FC Chelsea. Für sich und seine Familie lag eine Einladung aus London zu Hause auf dem Tisch, „aber dieser Schritt wäre für mich zu früh gekommen“, sagt Grgic, „zuerst sollte man sich in seiner Heimat einen Namen machen, bevor man ins Ausland geht.“ Also lehnte er die Offerte ab, aber nun ist er im Ausland.

Zuvor erlebte er allerdings auch bittere Momente, da bei einer Routineuntersuchung kurz nach seinem 17. Geburtstag bei ihm ein Herzfehler entdeckt wurde. Drei Monate durfte er überhaupt keinen Sport treiben, acht Monate stand er nicht mehr auf dem Platz. „In dieser Phase habe ich gelernt, auf meinen Körper zu hören“, sagt Grgic im Rückblick.

Das Lob von Rolf Fringer

Aber das Leiden ist vorbei. In der abgelaufenen Saison erzielte er für den FC Zürich bei 24 Einsätzen in der Super League vier Tore, wobei Grgic jedoch den Abstieg nicht verhindern konnte – eine Parallele zwischen dem FCZ und dem VfB. Dennoch sagt auch der frühere Stuttgarter Trainer Rolf Fringer, der vor vier Jahren den FC Zürich betreut hat, „dass Anto eine gewaltige Hoffnung für die Zukunft ist.“ Für sein Alter besitze er bereits eine außergewöhnliche Autorität und strahle eine Persönlichkeit aus. Zusammengefasst sei das ein Spieler mit enormem Potenzial, sagt Fringer.

So schwärmen die allermeisten Experten in der Schweiz von Grgic. Er könne dem VfB nur gratulieren, sagt Magnin, „Anto hat einen Schuss wie ein Ochse und kann ein Eckpfeiler der Mannschaft werden. Und ohnehin sei der VfB immer erfolgreich gewesen, „wenn er mindestens einen Schweizer in seinen Reihen hatte“ – also vor allem ihn und Marco Streller im Jahr 2007. Weitergehen könnte dieser Deutsch-Schweizer Grenzverkehr übrigens bald mit Serey Dié, der seine Rückkehr zum FC Basel im Auge hat, von wo er 2o15 auch gekommen ist.

Lieber reden sie beim VfB über Grgic. „Man muss ihm aber Zeit geben“, sagt Fringer, „wenn man glaubt, dass er den Club sofort im Alleinganz in die Bundesliga schießt, wäre das vermessen.“ Doch ein bisschen träumen wird der VfB ja noch dürfen – von einer besseren Zukunft, die nach Möglichkeit schon in den nächsten Pressemitteilungen weiter sichtbar wird.