VfB Stuttgart Auffällige Statistiken – die Tops und Flops der VfB-Saison

Hiroki Ito weist sowohl bei den Ballaktionen als auch im Zweikampf starke Werte auf. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Welcher VfB-Profi hat die beste Zweikampfquote? In welchen Bereichen weisen die Stuttgarter ligaweite Negativwerte auf – und wo reihen sie sich sogar vor dem FC Bayern ein? Ein Blick in die Datenbanken.

Sport: David Scheu (dsc)

Die Saisonanalyse läuft. Und ziemlich sicher werden die Verantwortlichen des VfB Stuttgart dabei auch einen genauen Blick auf die Daten und Zahlen werfen, um ihre Schlüsse nach dem erneuten Jahr im Tabellenkeller der Bundesliga zu ziehen. In manchen Bereichen hat der VfB tatsächlich noch viel Luft nach oben, in anderen schneidet er für einen Fast-Absteiger dagegen überraschend gut ab. Ein Rückblick auf die Spielzeit 2022/23 aus statistischer Sicht.

 

Laufleistung – Das Thema beschäftigt den VfB schon länger. Im vergangenen Sommer hatte der damalige Trainer Pellegrino Matarazzo sogar explizit das Ziel ausgegeben, die Kilometerzahl nach oben zu schrauben. Wo liegt der VfB jetzt? Zwar nicht mehr ganz am Ende des Tableaus, mit 113,9 Kilometern pro Spiel und Platz 13 aber immer noch unter dem Durchschnitt in der Bundesliga (115,1) und deutlich hinter den Laufkönigen vom 1. FC Köln (119). In puncto Sprints sieht es dagegen besser aus: Die Stuttgarter rannten hier 4,6 Kilometer, womit sie rund 50 Meter über dem Schnitt liegen.

Ballbesitz – Für ein Team aus den unteren Regionen eher unüblich: Fußballerisch war der VfB oft auf Augenhöhe mit dem Gegner oder sogar besser, was sich auch an den Daten ablesen lässt: Mit einem Ballbesitzanteil von 51 Prozent rangieren die Stuttgarter in der oberen Tabellenhälfte (Platz 7), ebenso bei der Passquote: 83 Prozent der Bälle kamen an, nur fünf Mannschaften waren besser. Vor allem jene, die auch die tatsächliche Tabelle anführen – allen voran der Meister FC Bayern (89 Prozent) und Borussia Dortmund (86 Prozent). Am häufigsten in den Spielaufbau eingebunden waren beim VfB die beiden Verteidiger Waldemar Anton und Hiroki Ito, die mit 2547 respektive 2471 Ballaktionen in der Saison auf den Plätzen 7 und 8 aller Bundesliga-Profis liegen.

Chancenverwertung – Hier gibt es beim VfB noch eine Menge Verbesserungspotenzial, wie der Blick auf die Expected Goals zeigt – die Zahl der Tore, die aufgrund der Qualität der herausgespielten Möglichkeiten eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Bei den Stuttgartern sind das 48,9 Treffer, tatsächlich getroffen haben sie aber nur 45-mal. Das bedeutet den drittletzten Platz in der Effizienz-Tabelle, nur beim VfL Bochum (4,1 Tore weniger) und dem FC Schalke 04 (5,3) ist die Diskrepanz noch größer. Auf der anderen Seite der Skala liegt übrigens der FC Bayern: Zu erwarten wären 78 Tore gewesen, erzielt haben die Münchner 92.

Zweikämpfe – Diese Stärke haben die Stuttgarter aus der Vorsaison mitgenommen. Auch 2022/23 waren die Zweikampfwerte wieder stark – lediglich die Profis des FC Bayern (54,3 Prozent) gewannen mehr direkte Duelle mit ihren Gegenspielern als die des VfB (52,4 Prozent). Die besten Werte haben Dan-Axel Zagadou (68 Prozent) und Konstantinos Mavropanos (65 Prozent), gefolgt von Nikolas Nartey (61 Prozent) und Hiroki Ito (59 Prozent) – lässt man einmal den Sonderfall außen vor, dass Laurin Ulrich bei seinem Kurzeinsatz bei Bayer Leverkusen seinen einzigen Zweikampf gewann und damit rein statistisch bei 100 Prozent steht.

Fernschüsse – Aus der Distanz war einiges los beim VfB – hinten wie vorne. Neun Tore erzielten die Stuttgarter von außerhalb des Strafraums, was Platz 3 gemeinsam mit RB Leipzig bedeutet und zudem einen Wert deutlich über dem Ligaschnitt (6,3 Tore). Alleine Kapitän Wataru Endo traf dreimal aus der Ferne: bei Werder Bremen (2:2), bei der TSG Hoffenheim (2:2) und beim FSV Mainz 05 (4:1). Die Kehrseite: Der VfB war auch selbst bei Weitschüssen mit neun Gegentoren sehr verwundbar – Platz 17. Oft zeigten sich dabei die Torhüter Florian Müller und Fabian Bredlow nicht sattelfest.

Linkslastigkeit – Die Erkenntnis ist nicht neu: Spielt Borna Sosa, läuft beim VfB viel über die linke Seite. Auch 2022/23. Mit 264 Flanken von links liegen die Stuttgarter ligaweit auf Rang vier. Alleine 172 davon gingen auf das Konto von Sosa – ein einsamer Bestwert vor Florian Kainz vom 1. FC Köln (128). Zu 32 Prozent fanden die Hereingaben von links beim VfB auch einen Mitspieler, einzig der VfL Wolfsburg war hier noch einen Prozentpunkt besser. Über rechts sieht es auf den ersten Blick anders aus: 195 Flanken, Platz 16. Aber: Gerade in der Endphase der Saison befand sich Josha Vagnoman als rechter Schienenspieler im Formhoch und schaltete sich immer wieder nach vorne mit ein – zwar weniger mit Flanken wie Sosa auf der Gegenseite, aber mit viel Präsenz im vorderen Drittel (zwei Tore, zwei Vorlagen).

Platzverweise Der VfB war überdurchschnittlich oft in Unterzahl. Insgesamt fünf Platzverweise stehen zu Buche – ein Wert, der klar über dem Ligaschnitt (2,4) liegt. Bei den Gelb-Roten Karten (4) hält der VfB sogar den Negativwert der ersten Liga, wobei die Ampelkarten im DFB-Pokal gegen Waldemar Anton (in der ersten Runde bei Dynamo Dresden) und Borna Sosa (im Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt) hier noch gar nicht eingerechnet sind. Häufig waren die Platzverweise vermeidbar: Gegen die Frankfurter schlug Sosa den Ball weg und kam kurz darauf im Zweikampf zu spät, bei der TSG Hoffenheim kletterte Naouirou Ahamada nach seinem Tor auf den Zaun, gegen Dortmund entschied sich der vorbelastete Konstantinos Mavropanos für ein taktisches Foul an der Mittellinie. Fraglos also einer der Bereiche, in denen sich der VfB 2023/24 steigern kann.

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