Als der VfB durch das goldene Tor von Mario Götze in der 70. Minute zwar knapp mit 1:0 (0:0), aber nach der Chancenverteilung doch deutlich besiegt war, da war den Fans von Eintracht Frankfurt in der Kurve nach etwas Bewegung zumute: „Den Eintracht-Walzer tanzen wir“, sangen die freudetrunkenen Anhänger des Traditionsclubs aus Hessen, der durch die drei Punkte gegen die Stuttgarter Elf von Trainer Sebastian Hoeneß weiter auf Kurs Champions League ist.
Der Vizemeister der Vorsaison muss derweil kleinere Brötchen backen: Von einer Teilnahme am internationalen Geschäft sind die Stuttgarter derzeit meilenweit entfernt. Das liegt zum einen an der Punktebilanz, die inzwischen bei mageren fünf Zählern aus den vergangenen neun Bundesligaspielen liegt. Aber auch am spielerischen Auftritt der Mannschaft, die in den ersten zwanzig Minuten gut agierte – aber dann bis zu einer kleinen Schlussoffensive den Faden verlor.
Rot für Ameen Al-Dakhil
„Es war ein bitterer Abend. Wir müssen jetzt dieses Spiel und die Emotionen schnellstmöglich abstreifen. Wir müssen erstmal wieder ein Spiel gewinnen und eine Serie starten – dann können wir wieder über Europa reden“, sagte der Trainer Sebastian Hoeneß, dessen Team nach 57 Minuten Ameen Al-Dakhil mit der Roten Karte verlor. Der Innenverteidiger hatte Hugo Ekitiké als letzter Mann gefoult – und war von Schiedsrichter Deniz Aytekin zu Recht vom Platz gestellt worden.
Das Ziel der Stuttgarter muss es nun sein, in den Ligaspielen gegen vermeintlich kleinere Gegner wie Bochum, Bremen, Union Berlin, Heidenheim oder St. Pauli und Augsburg im Finale der Saison wieder auf Kurs zu bekommen. Dies gilt langfristig für die Bundesliga. Doch kurzfristig steht dem VfB am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF)) bereits ein ganz wichtiges Spiel auf anderem Parkett ins Haus: Dann geht es in der heimischen MHP-Arena im Halbfinale des DFB-Pokals gegen RB Leipzig. Und ein Sieg über die Sachsen könnte dem Team sowie dem Umfeld in der aktuell äußerst schwierigen Phasen wieder Aufwind verleihen.
„Wir haben in der zweiten Halbzeit definitiv nachgelassen. Am Ende ist Frankfurt der verdiente Sieger. Wichtig ist, dass wir die Gründe dafür bis Mittwoch gefunden haben“, sagte der Sportvorstand Fabian Wohlgemuth: „Klar ist: Wir haben uns in der Bundesliga von den internationalen Rängen weiter entfernt.“
Fehleranalyse bis zum Pokal-Halbfinale
Der VfB war vor 58 000 Zuschauern in der Frankfurter Arena zunächst unerschrocken aus der Kabine gekommen, hatte nach der Länderspielpause zunächst keine Anlaufschwierigkeiten. Enzo Millot setzte daher gleich nach sieben Minuten den ersten Warnschuss der Gäste – doch der Franzose zielte knapp rechts daneben (7.).
Dann allerdings ebbte der Anfangselan des Vizemeisters abrupt ab. Also meldeten sich die Frankfurter nach 18 Minuten erstmals offensiv zur Stelle: Zunächst war Maximilian Mittelstädt nach einem langen Ball orientierungslos – und ließ den Frankfurter Ansgar Knauff laufen. Der umkurvte VfB-Keeper Alexander Nübel erfolgreich; doch der zurückgeeilte Mittelstädt konnte den Schuss am kurzen Pfosten noch rechtzeitig klären.
Der VfB in höchster Not
Die Hessen legten aber gleich nach: Nach einem Eckball war Nübel nicht Herr im eigenen Sechzehner. Den Kopfball von Lucas Tuta konnte aber diesmal Innenverteidiger Jeff Chabot in höchster Not von der Linie kratzen. Zwei enge Kisten für den VfB, der hinten nicht stabil genug stand und daher nur kurz durchschnaufen konnte: Denn die Eintracht, der Europa-League-Sieger von 2022, setzte weiterhin mit seinen schnellen Spitzen die klareren Akzente: So landete ein Schuss von Nathaniel Brown, den Ermedin Demirovic leicht abfälschte, knapp neben dem linken Pfosten des Stuttgarter Tores im Aus (38.). Dann ging ein wuchtiger Kopfball von Pharell Collins knapp drüber (45.). Die Hoeneß-Elf konnte zur Pause froh sein, dass hinten die Null stand.
Auch nach dem Seitenwechsel weiter Glück für den VfB: Etwa, als der herausgeeilte Nübel an der Seitenlinie einen Fehlpass spielte – ehe Collins den Ball über das leere VfB-Tor setzte (49.). Dann traf Hugo Ekitiké nur den Pfosten (56.). Der VfB hatte längst den Faden verloren, als Al-Dakhil (57.) Rot sah. Als letzter Mann hatte er Ekitiké festgehalten – und musste vom Platz. Dann das längst fällige 1:0 für die Eintracht: Hugo Larsson setzte den Ball an den Pfosten, ehe Mario Götze den Ball aus fünf Metern zum goldenen Tor des Abends einschob (70.).
Der VfB gab zwar in Unterzahl nicht auf. Doch zum Ausgleich reichte es nicht mehr. Der wäre für die Stuttgarter nach dem Spielverlauf auch nicht verdient gewesen.