VfB Stuttgart bei Jahn Regensburg Tritt Yannik Keitel endlich aus dem Schatten heraus?
Der Mittelfeldspieler kommt bislang auf wenig Spielzeit. Doch im DFB-Pokal tut sich eine Chance auf – das betrifft aber nicht nur diesen Sommer-Zugang.
Der Mittelfeldspieler kommt bislang auf wenig Spielzeit. Doch im DFB-Pokal tut sich eine Chance auf – das betrifft aber nicht nur diesen Sommer-Zugang.
Yannik Keitel verfügt über einen Astralkörper. Er ist stattliche 1,86 Meter groß und die Muskulatur ausdefiniert. Die Fitness- und Schnelligkeitswerte stimmen ebenfalls. Und da der 24-Jährige noch gut Fußball spielen und sich auf dem Platz durchaus strategisch verhalten kann, gibt er den Prototypen eines defensiven Mittelfeldspielers ab. Theoretisch, denn praktisch kommen Keitels Fähigkeiten selten zum Tragen. In der Vergangenheit, weil er häufig verletzt war. Jetzt, weil ihm beim VfB Stuttgart andere Spieler vorgezogen werden.
„Er hat zwei Spieler vor sich, die selten verletzt sind und auf hohem Niveau agieren“, sagt Sebastian Hoeneß. Angelo Stiller und Atakan Karazor. Sie bilden die Doppelsechs beim Vizemeister. Das reicht dem Trainer im Grunde als Erklärung, ohne den Sommer-Zugang abwerten zu wollen. Keitel war die Konkurrenzsituation bewusst, als er nach Stuttgart kam. Dennoch war er, nach vielen Jahren beim SC Freiburg, voller Hoffnung, sein Potenzial endlich ausschöpfen zu können.
Die Erwartungen haben sich jedoch nicht erfüllt, die Spielzeit ist minimal. Sechs Minuten in der Champions League und sieben Minuten im Supercup – mehr weist Keitels Einsatzstatistik nicht aus. Weder in der Bundesliga noch DFB-Pokal hat ihn der Chefcoach bisher eingesetzt. An diesem Dienstag (18 Uhr) dürfte sich das ändern. Hoeneß wird im Pokalachtelfinale wieder rotieren, und Keitel ist beim Zweitliga-Letzten Jahn Regensburg ein Kandidat für die Startelf.
Dafür tut der Defensivspieler viel. Extraeinheiten im Kraftraum gehören dazu wie ein separates Beweglichkeitstraining, um sein Kapital zu stärken, seinen Körper. Die Ernährung hat Keitel ebenfalls vor Längerem umgestellt. Er wird als smarter Typ beschrieben, der weiß, worauf es in seinem Beruf ankommt. Geduld zählt dazu. An der vertrauten Dreisam musste er sich nach Zwangspausen oft wieder heranarbeiten. Am Neckar muss er ständig auf der Bank sitzen, weil Hoeneß trotz der Mehrfachbelastung lieber auf Enzo Millot vertraut hat, wenn Stiller oder Karazor nicht auf dem Rasen standen.
Das macht unzufrieden. Dennoch nimmt Keitel, der auch schon in der Abwehr gespielt hat, die schwierige Situation an. Er will im Training überzeugen und dem Coach signalisieren, dass er jederzeit einsatzbereit ist. „Ich plane mit ihm als Sechser, und in den vergangenen Wochen hat er sich sehr stabilisiert“, sagt Hoeneß und meint weniger die Adduktorenbeschwerden, die im vergangenen DFB-Pokal-Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:1) einen Einsatz verhinderten. Vielmehr geht es um die Umstellung – vom Streich-Fußball zum Hoeneß-Fußball.
Doch an einen erneuten Vereinswechsel denkt Keitel nicht. Für vier Jahre hat er beim VfB unterschrieben. „Er kann für uns noch wichtig sein“, sagt Hoeneß. Zum einen stehen bis Weihnachten weitere fünf Spiele für die müde Mannschaft auf dem Programm, und zum anderen glaubt der Trainer an die langfristige Perspektive des Akteurs. Deshalb wurde der ehemalige Junioren-Nationalspieler ja geholt. Mit ihm sollte der Kader breiter aufgestellt werden.
Ähnlich verhält es sich mit Frans Krätzig. Auch der 21-Jährige ist mit großen Ambitionen zum VfB gekommen, per Leihe vom FC Bayern München. Als jemand, der über Potenzial verfügt, sich aber schnell einfügen kann. Nun wird darüber spekuliert, ob das Engagement des Linksverteidigers statt nach einem Jahr nach einem halben endet.
Konkrete Anzeichen dafür existieren nicht. „Für mich gibt es diese Überlegung nicht“, sagt Hoeneß und verweist auf die Winter-Transferzeit, sofern er sich überhaupt mit dem Thema beschäftigt. Da muss einiges zusammenkommen. Klar ist jedoch, dass sich Krätzig eine andere Rolle vorgestellt hat. Zumal es während der Vorbereitung lief. Aktuell ist der U-21-Nationalspieler allerdings hinten dran. Ramon Hendriks hat ihm als Ergänzung zu Nationalspieler Maximilian Mittelstädt den Rang abgelaufen. „Durch seine beherzten Auftritte im Training sowie die guten Einwechslungen, die er zuletzt hatte“, sagt Hoeneß über den Niederländer mit dem hohen Tempo und der geforderten Zweikampfhärte.
Krätzig ist dagegen „ein spielender Außenverteidiger“, so der Trainer. Technisch stark und mit guter Spielauffassung. Zuletzt stellte ihn Hoeneß sogar im Mittelfeld auf. Überzeugt hat die Leihgabe aber nicht. Und eine Problematik des VfB-Kaders wird an den beiden Schattenmännern deutlich: Sie wurden zwar mit dem Gedanken verpflichtet, bereits über Profi-Erfahrung zu verfügen und zumindest eine personelle Alternative zu bieten, doch aus unterschiedlichen Gründen sind sie bislang für die strapazierten Stammkräfte keine Entlastung. Das kann sich jedoch schnell ändern.