VfB Stuttgart beim 1. FC Köln „Stand fest“ – Demirovic über sein Erfolgsrezept beim Elfmeter
Der Stürmer äußert sich zu seinen Gedanken in den Sekunden vor dem viel diskutierten Strafstoß – und sagt, wer eigentlich als Schütze vorgesehen war.
Der Stürmer äußert sich zu seinen Gedanken in den Sekunden vor dem viel diskutierten Strafstoß – und sagt, wer eigentlich als Schütze vorgesehen war.
Elf Meter, freie Schussbahn – und ganz viel Psychologie. Die Erfolgsrezepte für einen gelungenen Strafstoß variieren unter den Schützen, die in der Regel zwischen zwei Ansätzen wählen: Während die einen das mentale Duell mit dem Torhüter suchen und sich erst während des Anlaufs für eine Ecke entscheiden, legen sich die anderen weit im Voraus fest. Und setzen dabei auf Schärfe und Präzision, völlig unabhängig vom Verhalten des Keepers. Ermedin Demirovic hat in Köln ganz auf Variante Nummer zwei gesetzt – und damit erfolgreich die jüngste Elfmeter-Flaute des VfB Stuttgart durchbrochen, der unter Trainer Sebastian Hoeneß zuvor nur jeden zweiten in Pflichtspielen zugesprochenen Strafstoß verwandelt hatte.
„Die Ecke stand fest. Vor dem Spiel habe ich mir gesagt, ich haue den heute links unten rein mit Überzeugung“, sagte der Stürmer zu seinem Elfmetertreffer beim 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln. „Wenn ich ihn da gut treffe, hält ihn eigentlich kein Torwart. Deswegen bin ich bei meinem Plan geblieben und habe versucht, alles andere auszuschalten.“ Die Situation dabei war durchaus anspruchsvoll. Zum einen schoss Demirovic direkt vor der laut pfeifenden Kölner Fankurve, zum anderen musste er minutenlang auf die Ausführung warten – was zur viel diskutierten Entstehung führt: Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck hatte den Elfmeter erst nach Ansicht der Videobilder gegeben, nachdem Demirovic von FC-Keeper Marvin Schwäbe zwar am Fuß getroffen worden war – aber weiterlief.
Foul oder nicht? Die Frage wurde im Anschluss intensiv diskutiert, wobei die Kölner mit der Intervention von Videoschiedsrichter Günter Perl haderten. „Der Schiedsrichter soll auf dem Platz Herr des Hauses sein. Ihn für so eine Szene rauszuschicken, ist total unglücklich“, sagte Sportdirektor Thomas Kessler, während Trainer Lukas Kwasniok die Reaktionen des VfB auf besagte Szene ins Feld führte: „Ich sehe keinen einzigen Stuttgarter, der sich in irgendeiner Form beschwert.“
Nun sind ausbleibende Reklamationen zugleich kein Kriterium für die Regelauslegung, worauf auch VfB-Trainer Hoeneß verwies: „Nur weil sich keiner beschwert, kann das ja nicht der Grund sein, dass es nicht überprüft wird.“ Womit die Frage bleibt, ob die zweifelsfreie Berührung für einen Pfiff ausreichte. Hier gingen die Meinungen wenig überraschend auseinander. Kwasniok: „Es gibt den Kontakt, aber nicht jeder Kontakt ist ein Foul.“ Hoeneß: „Aus unserer Sicht war es ein klarer Elfmeter. Wenn er sofort fällt, gibt es gar keine Diskussion. Soll er bestraft werden, dass er versucht, weiterzuspielen? Ich denke: nein.“
Diesen Aspekt stellte Demirovic ebenfalls in den Fokus: „Mein Naturell ist es, nicht zu fallen. So sieht es erstmal blöd aus.“ Er habe im Gespräch mit den Schiedsrichtern aber schon mehrfach dafür plädiert, ein Foul auch ohne Fallen zu ahnden. „Deswegen freut es mich, dass es dann so gewertet worden ist.“ Und letztlich betonte auch Kölns Sportchef Kessler: „Wenn ich das Standbild und die Berührung sehe, muss ich den Elfmeter geben.“
Den verwandelte Demirovic sicher – wobei fast Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt geschossen hätte, der aber aus Rotationsgründen nicht in der Startelf gestanden hatte. „Maxi war auch ein Thema“, bestätigte Demirovic: „Wenn er auf dem Platz gestanden hätte, hätte er wahrscheinlich geschossen. Jetzt bin ich vorgedrängelt.“ Bleibt er nun Schütze? „Das schauen wir. Ich bin auf jeden Fall bereit“, sagt Demirovic, der in der Vorsaison zweimal vergeben hatte – zuvor beim FC Augsburg aber ein sicherer Schütze war.