Armin Veh und Horst Heldt führten den VfB Stuttgart zur Meisterschaft 2007, später lenkten beide die Geschicke des 1. FC Köln. Vor dem Duell der beiden Clubs am Sonntag (15.30 Uhr) ist es ruhig um das Duo geworden.

Zuletzt war Armin Veh mittendrin im Machtkampf beim FC Augsburg. Sein Herz schlägt für seinen Heimatverein, bei dem er als Fünfjähriger erstmals die Kickstiefel schnürte und später seine erste Trainerstation bekleidete. Vor rund einem Jahr habe der damalige FCA-Präsident Klaus Hofmann ihm einen Posten in der Geschäftsführung angeboten, sagte Veh unlängst der „Sportbild“.

 

Veh und die Machtkämpfe in Augsburg

Doch zum Saisonende im Mai überschlugen sich die Ereignisse, als erst Hofmann und dann Trainer Markus Weinzierl zurücktraten. „Ich kenne aus meiner jahrzehntelangen Erfahrung, dass es in einigen Clubs Machtkämpfe gibt. Nach all dem, was ich aber jetzt mitbekommen habe und weiß, hat das nun eine andere Dimension,“ sagte Veh. Das Gerücht, er solle Präsident des FC Augsburg werden, dementierten sowohl Veh als auch der Verein umgehend.

Seine erfolgreichste Zeit erlebte Veh beim VfB Stuttgart, gemeinsam mit Heldt. Als erste Amtshandlung entließ der damalige Sportdirektor den glücklosen Giovanni Trapattoni und holte Veh als dessen Nachfolger. In der darauffolgenden Saison wurde der VfB völlig überraschend deutscher Meister. Sie würden sich gut verstehen und sich austauschen, erklärte Veh damals das Verhältnis zu seinem Mitstreiter. An ihrer guten Beziehung änderte sich auch nichts, nachdem der Meistertrainer im November 2008 beurlaubt wurde.

Heldt hat noch Pläne

Die Wege trennten sich für viele Jahre. Nach einer glücklosen zweiten Amtszeit beim VfB im Jahr 2014 stieg Veh drei Jahre später als Geschäftsführer beim 1. FC Köln ein. Nachdem er im November 2019 ankündigte, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, trennte man sich vorzeitig. Nur zehn Tage später wurde der Nachfolger vorgestellt: Horst Heldt, dessen Spielerlaufbahn in Köln begonnen hatte.

Unter Heldt gelang den Kölnern zwar der Klassenerhalt, doch das war auf Dauer nicht genug. Am Tag nach der erfolgreichen Relegation trennte sich der Verein im vergangenen Sommer von seinem Geschäftsführer. Dieser hatte zuvor schon Steffen Baumgart als neuen Cheftrainer installiert. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte. Und ein Grund, weshalb Heldt immer noch einen Groll gegen das FC-Präsidium hegt, wie er unter anderem vergangenen November im „Sport1-Doppelpass“ durchblicken ließ: „Ich kann nicht sagen, warum ich rausgeschmissen wurde. Ein Vorwurf war, dass der Kader nicht gut zusammen gestellt war. Ich habe letztlich aber keinen Wert drauf gelegt, mir das erklären zu lassen.“

Wehrle kämpfte vergebens für Heldt

Vehement, aber erfolglos hatte sich sein Geschäftsführer-Kollege Alexander Wehrle damals gegen die Entlassung ausgesprochen. Zum neuen Vorstandschef des VfB pflegt Heldt nach eigenen Angaben immer noch einen engen Draht. „Das ist ein Coup für den VfB Stuttgart“, so kommentierte der 52-Jährige die Verpflichtung von Wehrle.

Heldt selbst fühlt sich bereit für eine neue Aufgabe – am liebsten in der Bundesliga. „Ich lasse alles auf mich zukommen. Ich beobachte die Liga. Ich habe Lust zu arbeiten“, sagte er im „Doppelpass“. Im Januar soll sein Name im Aufsichtsrat des VfL Wolfsburg ein Thema gewesen sein, als es um die mögliche Nachfolge von Geschäftsführer Jörg Schmadtke ging. Zur Kontaktaufnahme kam es aber gar nicht. Konkreter wurde es für Heldt hingegen mit dem FC Basel. Er war ein Kandidat für den vakanten Chef als Sportchef beim 20-fachen Schweizer Meister, wie er höchstpersönlich der „Basler Zeitung“ berichtete. “Ich hätte es nicht uninteressant gefunden, aber es ist nichts geworden”, wird Heldt zitiert.

Veh reizt nur noch ein Club – der FC Augsburg

Und Veh? Der ehemalige Meistertrainer hat offenbar kein Interesse daran, sein geruhsames Leben als Privatier in Bonstetten bei Augsburg gegen einen stressigen Bundesliga-Job zu tauschen. Zu seinem 60. Geburtstag im vergangenen Jahr beantwortete er die Frage der „Augsburger Zeitung“, ob das schon der Schlusspfiff gewesen sei, mit den Worten: „Ich glaube schon.“ Eine Ausnahme würde er höchstens für den FC Augsburg machen. „Dann müsste ich überlegen, schließlich ist das mein Verein.”

Harsche Kritik am „FC Mislintat“

Ebenso wie sein einstiger Mitstreiter Horst Heldt wird auch Veh das bevorstehende Duell seiner Ex-Clubs Stuttgart und Köln genauestens beobachten. In der Talkrunde „Sky90“ übte er im Februar harte Kritik an seinem ehemaligen Arbeitgeber, der sich zu diesem Zeitpunkt tief im Abstiegskampf befand. Er könne sich nicht damit anfreunden, „dass der VfB Stuttgart eine Fahrstuhlmannschaft wird.“ Ihm sei es während der gesamten Saison zu ruhig im Verein gewesen. „Das ist für mich hanebüchen“, kritisierte Veh ganz offen die Marschroute von Sportdirektor Sven Mislintat, der selbst bei einem Abstieg an Coach Pellegrino Matarazzo und der eigenen Philosophie festhalten wollte.

„Es ist etwas anderes, ob ich Chefscout oder Manager des Clubs bin“, wetterte Veh. Er hätte dagegen die sportliche Verantwortung beim VfB lieber auf mehreren Schultern verteilt: „Es ist mir zu wenig, wenn jetzt ein Mann alle Entscheidungen trifft. Das ist für mich nicht tragbar. Ich höre sonst niemanden. Es geht darum, ob ich hinterfrage, was jemand sagt, der gerade einmal zwei oder drei Jahre da ist, oder ob ich alles mitgehe. Es ist nicht der FC Mislintat, sondern der VfB Stuttgart.“