VfB Stuttgart beim 1. FSV Mainz 05 Mehr davon, VfB!

Der VfB wurde in Mainz von einer großen Zahl an Anhängern begleitet. Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Der VfB Stuttgart hat einen Lauf. Das ist schön anzuschauen, macht den Fans großen Spaß, birgt aber auch Risiken. Es gilt für Trainer und Team, fortan einen Drahtseilakt zu meistern.

Sport: Philipp Maisel (pma)

Fußballfans haben gemeinhin ein feines Gespür. VfB-Fans bilden da keine Ausnahme. Im Gegenteil. Weit nach Abpfiff machte der Auswärtsblock überhaupt keine Anstalten, die Mainzer Arena zu verlassen. Zu beseelt waren die mehreren Hundert verbliebenen Anhänger von dem, was sich in den rund 98 Minuten zuvor vor ihren Augen abgespielt hat. Es galt, Goalgetter Serhou Guirassy hoch leben zu lassen, der so langsam aber sicher einen Status zu erreichen scheint, den in Stuttgart schon lange kein Angreifer mehr hatte. Sehr lange, um genau zu sein.

 

Und zu unwirklich erscheint ihnen wohl insgeheim die Situation, waren sie in den letzten Jahren doch viel zu oft Zeuge davon, wie der Stolz der Schwaben solche Spiele wie das in Mainz in traumwandlerischer Sicherheit noch weggeschenkt hatte.

Dieses Mal aber nicht. Und das galt es gebührend zu feiern. Da konnte nicht einmal mehr der Mainzer Stadion-DJ dagegenhalten, der irgendwann seine schreckliche Kirmesmusik einfach abdrehte und die Fans feiern ließ. Es schien fast so, als würden die mitgereisten Anhänger den Spielern, den Verantwortlichen, dem ganzen Club zurufen: „Mehr davon, VfB!“ Doch, und das ist vielleicht einer der markantesten Unterschiede zu den vergangenen Jahren: die Bodenhaftung scheint niemand zu verlieren. Um das festzustellen, reicht es schon, den Fans genau zuzuhören. In Bussen, Bahnen, Internetforen, sozialen Netzwerken. Niemand scheint zu überdrehen, niemand redet von höheren Zielen, niemand wird überheblich. Alle scheinen zu wissen, es ist die perfekte Welle, die der Club gerade reitet. Aber die Realität heißt eben auch: Neun Punkte aus vier Spielen sind nichts weiter als neun Punkte von 40. Neun Punkte für den Klassenverbleib.

Erfrischend ist, dass die Verantwortlichen und die Spieler das genauso sehen. „Wir tun gut daran, den Kopf nicht zu verlieren und auf dem Boden zu bleiben“, sagt Sportchef Fabian Wohlgemuth stellvertretend für alle anderen. Doch das wird nicht einfach werden. Es gilt für Trainer und Team, fortan einen Drahtseilakt zu meistern. Weiter die Welle reiten und gleichzeitig die Bodenhaftung nicht verlieren, lautet die Devise. Es gibt einfachere Aufgaben.

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