Der VfB-Manager Robin Dutt glaubt zu wissen, was nötig ist, um bei den Bayern zu bestehen. Vielleicht schaffen die Stuttgarter ja doch ein kleines Wunder.

Stuttgart - Kurz vor Schluss wechselte Robin Dutt noch einmal aus, um ein bisschen Zeit zu schinden. Doch dann durfte er befreit jubeln, noch ehe das Spiel vorüber war. In letzter Minute traf Karim Bellarabi zum 2:0 für Bayer Leverkusen, im Jahr 2012 war das – und seither weiß auch Dutt, der damals als Cheftrainer auf der Bank des Werksclubs saß, wie es sich anfühlt, den großen FC Bayern zu schlagen.

 

Viel besser kennt aber auch Dutt das unschöne Gefühl, von den Münchnern besiegt zu werden. Mit dem SC Freiburg führte er einst lange Zeit mit 1:0, um doch noch 1:2 zu verlieren, und mit Bremen ging er später im eigenen Stadion einmal mit 0:7 unter. Da verstanden die Bayern dann endgültig keinen Spaß mehr. Inzwischen ist ihre Dominanz noch größer geworden – und so ist auch Dutt klar, dass sehr viel zusammenkommen müsste, wenn der VfB, bei dem er inzwischen als Sportvorstand auf der Bank sitzt, am Samstag nicht als chancenloser Verlierer vom Platz gehen will.

Eine fast unlösbare Aufgabe

Es ist eine scheinbar unlösbare Aufgabe – doch Dutt weiß immerhin, wie man dabei nicht vorgehen darf. Nicht mit zu viel Demut wie einst die Paderborner, die sich in Person des Trainers André Breitenreiter vor einem Jahr nach der 0:6-Heimniederlage für das „tolle Erlebnis“ bedankten. Und auch nicht ganz so forsch wie die Bremer, die in der vergangenen Saison die Renaissance der alten Rivalität ausriefen – und hinterher eine 0:4-Heimniederlage erklären mussten. Irgendwo dazwischen soll sich das Selbstverständnis des VfB bewegen – und ob es dann klappt oder nicht, zumindest eines will Dutt am Samstag sehen: „Ich erwarte, dass unsere Mannschaft an ihre Grenzen geht und alles dafür tut, um einen bis drei Punkte zu holen.“

Die Frage ist nur: auf welche Weise soll das gelingen? „Frankfurt hat gezeigt, dass man gegen die Bayern punkten kann“, sagt Dutt. Das stimmt zwar, denn am vergangenen Freitag war die Eintracht am elften Bundesliga-Spieltag die erste Mannschaft, die im Duell mit dem Rekordmeister nicht als Verlierer vom Platz ging. Doch war das 0:0 nur möglich, weil sich die Frankfurter mit der kompletten Elf vor dem eigenen Tor verbarrikadiert hatten. Der VfB hingegen hat sich eigentlich dem bedingungslosen Offensivspektakel verschrieben – jedenfalls rief Dutt zu Saisonbeginn kühn die neue Parole aus: „Uns braucht niemand mehr zu beobachten, wir spielen immer gleich, ganz egal, wie der Gegner heißt.“

Allerdings war das noch bevor der VfB im Hurrastil die ersten fünf Ligaspiele verlor. Viel Lob hatte es trotz der Niederlagen gegeben. Doch noch wichtiger sind im Fußballsport die Punkte, die erst folgten, als die Mannschaft nicht mehr jedem Ball in der gegnerischen Hälfte hinterher hetzte. Nicht Sturm und Drang führten zu den Siegen gegen Ingolstadt, Jena und Darmstadt, sondern, neben dem Glück, das zu Saisonbeginn gefehlt hat, das Anpassen der eigenen Spielweise an den Gegner. Das war nicht mehr allzu schön anzusehen, dafür aber erfolgreich.

Keine Abkehr von der ursprünglichen Spielidee

Robin Dutt will darin keine grundlegende Abkehr von der ursprünglichen Idee erkennen. „Von besseren Entscheidungen der Spieler innerhalb des vorgegebenen neuen Rahmens“ spricht er und davon, dass es nicht immer Partien gebe, in denen man allein beeinflussen kann, wie man sein Spiel gestaltet. Das dürfte umso mehr für das Duell mit den Münchnern gelten, gegen die man schon froh sein muss, wenn man zwischendurch überhaupt mal an den Ball kommt. „Es gibt gegen die Bayern keinen Masterplan“, sagt Dutt.

Der Trainer Alexander Zorniger hat bereits darauf verwiesen, dass in der Vergangenheit jene Teams erfolgreicher waren, die sich nicht allein das Toreverhindern zum Ziel gesetzt hatten. Und für Dutt lautet die entscheidende Frage: „Was sind unsere Stärken, und wie bringen wir diese am besten auf den Platz?“ Die Defensive gehörte bislang nicht dazu, was gegen die Frankfurter Taktik spricht. Ins Verderben wollen die Stuttgarter aber auch nicht rennen.

Wie auch immer – dem Manager bleibt immerhin eine Hoffnung: „Die Bayern werden nicht alle 23 Spiele gewinnen, die noch zu bestreiten sind.“ Doch steht zu befürchten, dass sie es zumindest versuchen.