Der VfB Stuttgart steckt noch in der Vorbereitung, doch der Manager Fredi Bobic formuliert schon ein klares Ziel: es soll wieder ab in den internationalen Wettbewerb gehen. An diesem Anspruch muss sich auch Bobic messen lassen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Donaueschingen - Fredi Bobic kann das. Lässig schlendert er die Seitenauslinie des Trainingsplatzes entlang, hat ein Auge auf die Profis des VfB Stuttgart, aber auch ein Ohr für die zahlreichen Zaungäste in Donaueschingen. Hinterher plaudert der Manager des Fußball-Bundesligisten über die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins und erweckt den Eindruck, als würden rund um das Trainingslager des VfB nicht nur optimale Bedingungen, sondern fast schon paradiesische Zustände herrschen.

 

Doch man darf sich nicht täuschen lassen. Innerhalb von Sekunden kann sich Bobic’ Laune verändern, sein Blick sich verengen – und der Manager von locker vermittelter Aufbruchstimmung auf Attacke umschalten. Zuletzt geschehen bei der Mitgliederversammlung, als er einmal mehr für den Trainer Bruno Labbadia ein Plädoyer hielt. Aber nicht nur die externen und internen Kritiker dürfen sich bei Bobic nie zu sicher fühlen. Auch den Spielern macht er ständig klar, dass sie sich mit ihm im Nacken kaum zurücklehnen können.

Keine klassische Stammelf

Das will ja auch keiner knapp eine Woche vor dem Pflichtspielstart. „Es kann sich keiner zu sicher sein, dass er sofort in der Startelf steht“, sagt Bobic. Der Manager geht sogar einen Schritt weiter und führt aus, dass es in dieser Saison vielleicht sogar keine klassische Stammelf geben wird. Die kleine Rotation also – was ein neues Qualitätsmerkmal für den VfB wäre. Denn Bobic sagt dies in der Gewissheit, erstmals seit seinem Dienstantritt im Sommer 2010 den Stuttgarter Kader nicht nur bereinigt, sondern ihn tatsächlich nach seinen Vorstellungen gestaltet zu haben. Breit und gut.

Spieler wie Daniel Schwaab, Mohammed Abdellaoue und Moritz Leitner sind gekommen. Spieler, die mehr Qualität und Flexibilität versprechen. Und wenn der Kapitän Serdar Tasci nicht noch geht, dann erscheint einiges möglich. Das ist jedenfalls die Theorie – und aus dieser mutigeren Personalpolitik leitet Bobic eine mutigere Zielformulierung ab: „Wir wollen uns über die Bundesliga für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren.“

Klare Vorgabe an das Trainerteam

Wobei der Zusatz „Bundesliga“ – bei aller sportlichen Wertschätzung und den zuletzt positiven Erfahrungen mit dem DFB-Pokal – entscheidend ist. Da sich daraus wiederum der Anspruch an Bruno Labbadia ableitet. „Von Laufaufwand und Laufintensität waren wir in der vergangenen Saison auf Augenhöhe mit Dortmund. Uns hat nur zu oft beim letzten Pass oder der letzten Aktion die Qualität gefehlt“, sagt Bobic. Diese individuell wie kollektiv herauszuarbeiten und zu verbessern sei nun die klare Aufgabe des Trainerteams.

Eine Herausforderung, die Labbadia annimmt, weil er gemeinsam mit Bobic den VfB fußballerisch und damit auch tabellarisch wieder auf ein anderes Niveau hieven will. „Es kann doch keiner glauben, dass wir mit Platz zwölf zufrieden waren“, sagt der Manager. Die Mannschaft soll sich dauerhaft in Richtung der oberen Ränge hinter dem FC Bayern München und Borussia Dortmund schieben – gegen die Konkurrenz von „zehn anderen Vereinen“, die das auch beabsichtigen, wie Bobic betont.

Hoher Anspruch

Dabei wird spannend sein, wie der VfB die Optimierung zwischen einerseits der Entwicklung des Teams und andererseits der Notwendigkeit von guten Ergebnissen zueinanderbringt. „Wir sind ja noch lange nicht am Ende dieses Prozesses“, sagt Bobic, „das sind wir erst, wenn wir nicht mehr darauf angewiesen sind, Spieler aus finanziellen Gründen zu verkaufen, und sich unser Unterbau bezahlt macht.“

Ein hoher Anspruch ist das, an dem sich Bobic in Zukunft messen lassen will. Doch der VfB-Manager kann ja nicht nur Druck machen, sondern auch aushalten. Manchmal sogar ganz lässig.