Stuttgart, Nürnberg, Hannover und Hamburg - gleich vier Schwergewichte kämpfen um die Rückkehr in die Bundesliga. Doch das Rennen um den Aufstieg könnte für die Favoriten schwierig wie selten zuvor werden.

Köln - Es klingt nach Bundesliga, wenn der VfB Stuttgart auf Hannover 96 trifft. Doch die beiden Absteiger müssen ihre Duelle zunächst eine Etage tiefer austragen. Während das Eröffnungsspiel der 2. Liga für die Schwaben durch das Chaos der vergangenen Tage zur Unzeit kommt, steigt beim Gegner die Vorfreude auf die Partie am Freitagabend (20.30 Uhr/Sky). „Das ist natürlich ein Kracher zum Auftakt“, sagte 96-Coach Mirko Slomka. 

 

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Bereits zum Start bekommen die beiden Traditionsklubs einen Vorgeschmack darauf, wie schwierig die direkte Rückkehr in die Fußball-Bundesliga werden könnte. Mit dem Hamburger SV und dem 1. FC Nürnberg gehen zwei weitere Top-Teams ambitioniert in die neue Spielzeit. Es gibt maximal drei Plätze für vier Schwergewichte - und auch die restliche Konkurrenz schläft nicht. Der Aufstiegskampf wird unweigerlich bei mindestens einem der Favoriten in Ernüchterung enden. 

Konflikte abseits des Rasens

Nach dem Relegations-K.o. bestimmten beim VfB Stuttgart zuletzt die Konflikte abseits des Rasens die Schlagzeilen. Die Anfeindungen aus der Ultra-Szene gegen Ex-Präsident Wolfgang Dietrich, die peinliche WLAN-Panne bei der Mitgliederversammlung und Dietrichs anschließender Rücktritt störten die Vorbereitung. „Ich lasse mir meine Würde und Ehre nicht von denjenigen nehmen, die ihre Macht lautstark und mit verbaler Gewalt demonstrieren“, sagte Dietrich. 

Inmitten des Durcheinanders musste der neue Trainer Tim Walter ein Team formen und die Lücken schließen, die durch prominente Abgänge wie Benjamin Pavard (Bayern München), Ozan Kabak (Schalke 04) oder Ex-Kapitän Christian Gentner (Union Berlin) entstanden waren. „Wir wollen den Verein weiterbringen. Das heißt in dem Fall auch, dass wir aufsteigen wollen“, sagte Walter dennoch.

Chaos und Unruhe - der HSV kennt das nur zu gut. Nach der katastrophalen Rückrunde soll beim einstigen Bundesliga-Dino in diesem Jahr aber wieder einmal alles anders, alles besser werden. Neuer Trainer, neuer Sportvorstand, aber auch neue Euphorie? Die leidgeplagten Fans begrüßten Neuankömmling Dieter Hecking beim Trainingsauftakt jedenfalls mit Applaus. Durch die verkorkste Vorsaison steht die Mannschaft aber in der Bringschuld. Deshalb: Optimismus ja, aber bitte mit ausreichend Demut.

In Hannover sollen es die Helden richten

„Das zweite Jahr ist oft schwieriger als das erste“, sagte Hecking, der zusammen mit Sportvorstand Jonas Boldt den Aufstieg schaffen soll. Die Hamburger wissen jedoch um die Schwere der Aufgabe. „Wir wollen ambitioniert sein und gerne am Ende des Tages etwas zu feiern haben, aber es nützt jetzt nichts, wenn wir jeden Tag mit dem Wort Aufstieg konfrontiert werden“, erklärte Hecking.

In Hannover sollen es die Helden richten, die vor gar nicht allzu langer Zeit noch Atletico Madrid und dem FC Sevilla in der Europa League Paroli boten. Mit Jan Schlaudraff ist seit Mai eines der damaligen Gesichter Sportvorstand, dazu ist 2014er-Weltmeister Ron-Robert Zieler zurück im Tor. Und: Der neue Trainer Slomka steht für die erfolgreichste Zeit bei 96.

„Die Atmosphäre ist wirklich gut. Unter dem Strich herrscht eine Stimmungslage, die Spaß macht“, sagte Slomka. Einzig die Konflikte rund um die Übernahmepläne von Vereinsboss Martin Kind schwelen weiter im Umfeld. Dennoch hat Kind den „Wiederaufstieg“ als Ziel ausgegeben, „aber wir sind realistisch, dass es unter Umständen ein weiteres Jahr dauern kann.“

Nürnberg dürften die wenigsten den direkten Wiederaufstieg zutrauen, vielleicht liegt allerdings genau darin die große Chance. „Wir haben Ziele, aber wir haben dieses Projekt auf die nächsten zwei Jahre ausgelegt und wollen uns natürlich weiterentwickeln“, sagte Trainer Damir Canadi.