Chadrac Akolo, Anastasios Donis, Timo Werner – der VfB kassiert noch einmal kräftig ab. Doch bei genauerem Hinsehen relativieren sich die Millionensummen.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Die Mechanismen im Fußballgeschäft werden immer unüberschaubarer. Das gilt speziell für die finanziellen Belange des Big Business. Ein Verein verkauft einen Spieler an einen anderen Verein und kassiert dafür eine bestimmte Ablösesumme – diese simple Gleichung gibt es nur noch selten. Ausstiegsklauseln, Kaufverpflichtungen und Gewinnbeteiligungen gehören mittlerweile zum Standard. So fließen Millionenbeträge häufig erst mit Verspätung – wie aktuell beim VfB Stuttgart.

 

Ablöse für Akolo und Donis bereits eingeplant

Der Zweitligist hatte nach dem Abstieg einen Großteil seines Spielerkaders veräußert und dafür rund 70 Millionen Euro eingenommen. Jetzt gibt es einen Nachschlag – was unter anderem mit der Situation in Frankreich zusammenhängt. Am Dienstag hat das oberste Verwaltungsgericht des Landes den Saisonabbruch in der Ligue 1 bestätigt. Die zunächst getroffene Abstiegsregelung wurde ausgesetzt. Mit der Folge, dass der Tabellen-19. SC Amiens, der Club von Ex-VfB-Angreifer Chadrac Akolo, definitiv erstklassig bleibt. Die Kaufverpflichtung für den Kongolosen greift damit endgültig – und die zweite Rate der auf 3,5 Millionen taxierten Ablösesumme fließt nach Stuttgart.

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Der zunächst nur ausgeliehene Akolo wird folglich nicht nach Stuttgart zurückkehren. Genausowenig Anastasios Donis. Für den Griechen wurde ebenfalls ein an bestimmte Konditionen geknüpftes Vertragswerk mit Stade Reims aufgesetzt. Mit dem Saisonende in Frankreich ist nun auch dieser Transfer abgeschlossen: Reims verpflichtet den Stürmer fest, der VfB kassiert vier Millionen Euro.

Ein verspäteter Millionensegen für den Zweitligisten also. Den dieser aber von Anfang an einkalkuliert hatte, wie es an der Mercedesstraße heißt. Anders verhält es sich im Fall Timo Werner. Die mindestens sechs Millionen Euro durch eine Weiterverkaufsbeteiligung und Ausbildungsentschädigung flattern dem Zweitligisten unverhofft ins Haus, da es lange Zeit nicht nach einem Weiterverkauf ins Ausland aussah. Nur dann kassiert der VfB. Jetzt setzt der Leipziger zum Sprung auf die Insel zum FC Chelsea an. Auch wenn RB-Vorstandschef Oliver Mintzlaff am Donnerstag wissen ließ, es sei „noch von keinem Verein ein Angebot eingegangen“ – Werners Abgang für 53 Millionen Euro wird dies nicht verhindern.

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Mit Blick auf seinen Ausbildungsverein könnte man nun zu dem Schluss kommen, der VfB müsse im Geld nur so schwimmen. Dem ist aber nicht so. Zur Erinnerung: Der Abstieg schlug – und schlägt noch immer – mit rund 45 Millionen Euro Minus zu Buche. Durch Corona sind neue Verluste in Millionenhöhe entstanden, etwa durch entgangene Zuschauereinnahmen. Auch wenn es die Clubs durch die Fortsetzung der Saison samt Fernsehgeld lange nicht so schlimm trifft wie befürchtet.

Die verspäteten Millioneneinnahmen aus früheren Transfers relativieren sich also schnell. Das gilt umso mehr bei einem möglichen Bundesligaaufstieg. Dort würde sich der aktuelle Zweitliga-Krösus am unteren Ende der Geld-Rangliste wiederfinden – so oder so.