In Mainz hat der VfB Stuttgart öfter verloren als gewonnen. Und der Torhüter Jens Lehmann verlor am Bruchweg schon einmal gewaltig die Nerven. Ein Rückblick auf vergangene Begegnungen.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Mainz wie es singt und lacht? Es geht schon immer lustig am Rande der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, allein bei der Zufahrt zum Stadion wird man genarrt, steht doch die von außen schmucklose Opel-Arena einsam auf den weiten Feldern als wäre sie nichts weiter als ein Baumarkt. Ist sie aber nicht. Einmal drinnen angekommen, ist das Stadion durchaus als Schmuckkästchen einzuordnen, dessen ländlicher Charme untermauert wird durch die gnadenlosen Büttenreden des Stadionsprechers. Selten so gelacht! Ist heute schon wieder Fasching?

 

Nicht viel zu lachen hatte der VfB Stuttgart im bunten Treiben pfälzischer Karnevalskultur – gelacht haben da tatsächlich meist die Mainzer. In den vergangenen zehn Spielzeiten mussten die „Roten“ am ersten Spieltag bereits zweimal gegen die Mainzelmännchen antreten, und wer glaubte, die könne man einfach mal so aus ihrer eigenen Hütte pusten, sah sich getäuscht. Zwei gepflegte Niederlagen setzte es da für den VfB, der am Sonntag schon wieder in Mainz sein erstes Saisonspiel hat. Und in beiden Fällen war es der Auftakt einer Talfahrt, die den Trainer einige Wochen später den Job kostete.

Gomez besorgte den letzten Sieg

Mainz wie es singt und lacht – für den VfB ist der Club vom Bruchweg kein lachhafter Gegner, sondern fast schon ein Angstgegner. In der Gesamtbilanz der Bundesligahistorie liegt der VfB zwar noch neun Siegen bei sechs Unentschieden und sieben Niederlagen vorn, aber das ist wohl den Rachegelüsten geschuldet, die bei den Stuttgarter aufkamen, wenn es in Mainz mal wieder nichts zu erben gab. Der letzte Sieg des VfB in Mainz datiert aus dem Jahr 2005, genauer gesagt dem 17. September. John Dahl Tomasson brachte die Stuttgarter in der 77. Minute in Führung, keine 60 Sekunden später erzielte Nikolce Noveski bereits den Ausgleich – doch in der 88. Minute war es „Super-Mario“ Gomez, der die Stuttgarter mit seinem beherzten Linksschuss zu Siegern machte. Auf der Trainerbank saßen damals übrigens Hochkaräter. Die Mainzer trainierte Jürgen Klopp, den VfB der italienische Maestro Giovanni Trapattoni.

Gomez war damals zarte 19 Jahre jung, nun ist er 33. Trotzdem liegen die Hoffnungen des VfB bei dem gebürtigen Riedlinger. Hinten soll Weltmeister Benjamin Pavard, der sich auch weiterhin zum VfB bekennt, den Laden dicht halten. Und vorne soll Gomez das Mainzer Auswärtstrauma der Stuttgarter zum Bundesliga-Auftakt beenden. War ja, von der Faschingsstimmung einmal abgesehen, immer viel Dampf in der Hütte, wenn der VfB in Mainz antrat. Oft fielen vier oder fünf Tore.

Lehmann sieht Rot – auf ganzer Linie

Unvergessen ist natürlich auch der Dezember 2009. Der VfB-Torwart Jens Lehmann befand sich damals nach einer Roten Karte (er trat Aristide Bancé in der 87. Minute wüst auf den Fuß) auf einer wundersamen Odyssee. Der Torhüter verließ die Kabine, noch ehe einige seiner Mitspieler nach dem Abpfiff des 1:1 in die Umkleide gekommen waren. Er hatte die Kapuze seiner Winterjacke tief ins Gesicht gezogen, als er die Kabinentür öffnete. Danach geisterte er durch die Presseräume, weil er wohl den Stadionausgang nicht fand. Kamera-Leute verfolgten ihn wenig später bis auf die Tribüne, wo er immer wieder nach einem Taxi fragte. Kurzzeitig flüchtete er in den Mannschaftsbus, stieg dann aber doch noch in ein von ihm geordertes Taxi und verschwand. Auf seiner irren Tour durchs Stadion hatte Lehmann zuvor noch einem Fan die Brille geklaut. Mit Karneval hatte das wenig zu tun. War aber mindestens genauso witzig – aber auch ziemlich peinlich.