Erstmals in der Rückrunde überlegt der Trainer des VfB Stuttgart jetzt, ob er die Mannschaftsaufstellung ändern soll.

Stuttgart - Eigentlich sagt Jürgen Kramny vor der Partie an diesem Mittwoch bei Borussia Mönchengladbach ja das Gleiche wie vor jedem Spiel in der Rückrunde – nämlich dass er unschlüssig ist, welche Startelf er aufs Feld schicken soll. Trotzdem gibt es einen großen Unterschied. Denn während bisher klar war, dass das eher taktische Stellungnahmen sind und dass es kaum freiwillige Änderungen geben wird, weiß Kramny jetzt tatsächlich noch nicht, was das Beste ist. Der Trainer des VfB Stuttgart steckt im Zwiespalt.

 

Fest steht, dass Didavi zurückkehrt

Tyton – Großkreutz, Schwaab, Niedermeier, Insua – Serey Dié – Rupp, Gentner, Didavi, Kostic – Werner. So lautete die Aufstellung in der Rückrunde, die nur zweimal abgewandelt wurde, als Didavi gesperrt war. Für ihn rückte Maxim nach. Das entspricht auch dem Arbeitsprinzip und der Überzeugung von Kramny. „Wenn etwas funktioniert, sehe ich keinen Grund für einen Wechsel“, sagt er. Zuletzt beim 1:2 gegen Hannover ist es aber nicht mehr rund gelaufen – und deshalb überlegt er nun, wie er reagiert. Fest steht, dass Didavi zurückkehrt. Darüber hinaus sind aber erstmals seit der Amtsübernahme von Kramny im November drei Stellen offen. Das Duell der Rechtsverteidiger: Kevin Großkreutz gegen Florian Klein Großkreutz (27) zeigte zunächst durchschnittliche Leistungen, nachdem er im Winter für 2,2 Millionen Euro aus Istanbul geholt worden war. Zuletzt rutschte er jedoch sogar in den unterdurchschnittlichen Bereich ab. Gegen Hannover war er an beiden Gegentreffern zumindest mitbeteiligt, da er bei Standardsituationen den Doppeltorschützen Christian Schulz bewachen sollte. Dass die offensichtlichen Schwächen der Tatsache geschuldet sind, dass Großkreutz im vergangenen Jahr fast keine Spielpraxis hatte, glaubt Kramny nicht. Schließlich habe der Spieler seit seinem Transfer keine Minute auf dem Trainingsplatz verpasst, sagt er. Womöglich ist der Job in der Abwehr jedoch nicht der richtige für Großkreutz, der in dieser Rolle einst schon in Dortmund durchgefallen ist.

Klein (29) ist der Leidtragende der Großkreutz-Verpflichtung, die ihn seinen Stammplatz gekostet hat. Im Gegensatz zu seinem Widersacher ist der Österreicher von Haus aus ein gelernter Defensivspezialist. Obwohl er aktuell nicht mal mehr eingewechselt worden ist, bescheinigt ihm Kramny, nah dran zu sein an der Mannschaft – aber wie nah, das ist die Frage vor dem Spiel in Mönchengladbach.

Das Duell im rechten Mittelfeld: Lukas Rupp gegen Martin Harnik Rupp (25) konnte speziell gegen Hannover nicht an die Form der Vorwochen anknüpfen und gehört vermutlich zu den Spielern, die Kramny meint, wenn er sagt, „dass sich einige bei uns zuletzt am Limit bewegt haben.“ Das kostet Kraft. Der Akku scheint leer – nachvollziehbar angesichts des Aufwands, den Rupp als einer der laufstärksten VfB-Spieler nach der Winterpause betrieben hat. Insofern könnte ihm eine Verschnaufpause gelegen kommen.

Harnik (28) hat nach seiner langen Verletzungspause den Anschluss geschafft und dem Team vor zehn Tagen mit seinem Tor zum 1:1 auf Schalke einen Punkt gerettet. „Er ist heiß und immer eine Alternative für die Anfangsformation“, sagt Kramny. Harnik selbst will „jetzt auf meine Chance warten.“ Sie könnte bei der Borussia kommen.

Das Duell im Angriff: Timo Werner gegen Artem Kravets Werner (19)hat in dieser Saison fünf Tore erzielt und vier vorbereitet, aber auch große Möglichkeiten vergeben, wie gegen Hannover. Als einziger Stürmer im Team reibt er sich in den Zweikämpfen mit den Abwehrspielern auf und wird von Kramny regelmäßig ausgewechselt – was wiederum Werner nicht besonders gefällt.

Kravets (26) bringt Erfahrungen aus der Champions League mit. Körperlich ist er laut Kramny in einem Zustand, der einen Einsatz von der ersten Minute an erlauben würde – eventuell schon jetzt in Gladbach.

Kramny schwankt noch

So wägt Kramny die Personalentscheidungen ab. Einerseits überlege er, ob es sinnvoll ist, „bei uns etwas Frische reinzubringen“, sagt der Trainer, doch zum anderen sei im Team ein Gebilde entstanden, das auf Stabilität beruht. „Außerdem haben wir gegen Hannover verloren – und das will jeder, der bei diesem Spiel dabei war, wieder gutmachen.“ Die Frage lautet nur, ob auch alle die Gelegenheit dazu bekommen?