Auch der VfB Stuttgart wirbt um den früheren Nationalverteidiger des FC Bayern – allerdings mit sehr geringen Aussichten.

Stuttgart - Momentan müsste der Tag für Jan Schindelmeiser fast 36 oder noch mehr Stunden haben, um alle Arbeiten gewissenhaft erledigen zu können. Jammern hilft aber nichts, auch der Sportvorstand des VfB Stuttgart muss mit 24 Stunden auskommen, um die in der Wintertransferperiode anstehenden Geschäfte abzuwickeln, die dazu dienen sollen, die Qualität im Kader des Zweitligisten zu verbessern. Gesucht wird vor allem ein Innenverteidiger – und dabei denkt Schindelmeiser sogar in ganz großen Dimensionen. So hat er jetzt beim FC Bayern angefragt, ob es möglich ist, Holger Badstuber (27) für die Rückrunde loszueisen. Der Vertrag des in den vergangenen Jahren oft verletzten und deshalb in München auf der Ersatzbank gelandeten früheren Nationalspielers läuft im Sommer aus. Die Antwort des Rekordmeisters lautete: Im Prinzip ja. Dennoch sind die Aussichten von Schindelmeiser sehr gering. Aber der Reihe nach.

 

Seit Dienstag ist Badstuber mit den Bayern in Katar, um sich dort mit dem Tabellenführer der Bundesliga auf die zweite Saisonhälfte vorzubereiten. Klar ist aber bereits, dass er den Club noch in diesem Januar verlassen wird – auf Leihbasis, was angesichts seines im Juni endenden Vertrags formal zwar eigentlich nicht statthaft ist. Laut Statuten müsste die Abmachung zuvor verlängert werden, doch offensichtlich gibt es diesbezüglich mittlerweile eine Lösung, die es Badstuber ermöglicht, befristet für sechs Monate zu einem anderen Verein gehen. In dieser Zeit will er anderenorts viel Spielpraxis sammeln, um sich dadurch für einen neuen Vertrag zu empfehlen – entweder wieder beim FC Bayern oder bei dem Club, an den er demnächst ausgeliehen wird oder auch bei einer dritten Adresse im Profifußball.

Die Argumente des VfB Stuttgart

An dieser Stelle kommt Schindelmeiser mit seinem Argument zum Zug, dass Badstuber beim VfB in der Abwehrmitte neben Timo Baumgartl sicher gesetzt wäre und eine Stammplatzgarantie hätte – was für den Spieler in dieser Situation, da er um den Anschluss kämpft, das wichtigste Kriterium ist. In Stuttgart könnte Badstuber beweisen, dass er körperlich komplett fit und auf dem Weg zurück zur alten Stärke ist. Zudem wäre die Nähe zu seiner Heimat im Allgäu für ihn genauso ein Pluspunkt wie die Tatsache, dass er sich als früherer VfB-Jugendspieler (von 2000 bis 2002) in der Stadt noch gut auskennt. Trotzdem dürfte der Stuttgarter Vorstoß verpuffen.

Zwar verlautet aus dem von Schindelmeiser bisher noch nicht einmal kontaktierten Beraterumfeld von Badstuber, dass das Werben des VfB keinesfalls aussichtslos ist. Die Entscheidung sei noch total offen, heißt es da – und fest stehe im Augenblick nur, dass es so wie zuletzt bei den Bayern nicht weitergehen könne, als der Spieler oft nicht mehr zum Aufgebot gehörte. Das sind die Signale aus dieser Ecke, aber weil Badstuber nach Informationen unserer Zeitung nicht gerade begeistert von einem sportlichen Abstieg in die zweite Liga wäre, ist der VfB wohl eher seine letzte Option – oder besser seine vorletzte, nachdem er dem ebenfalls interessierten Hamburger SV inzwischen schon einen Korb gegeben hat.

Das Ausland reizt Badstuber

Ungewiss ist, ob Schindelmeiser das Rennen angesichts dieser Gemengelage jetzt ganz aufgibt oder ob er vielleicht über den Berater von Badstuber doch noch einmal nachsetzt. Schließlich könnte die Verpflichtung eines Profis dieser Klasse maßgeblich dazu beitragen, dass dem VfB im Mai der angestrebte Wiederaufstieg in die Bundesliga gelingt. Das weiß Schindelmeiser. Gehört hat er jedoch auch, dass Badstuber ein Engagement im Ausland am meisten reizen würde – speziell in der englischen Premier League. Sein früherer Bayern-Trainer Pep Guardiola, der heute bei Manchester City tätig ist, hat bereits die Fühler ausgestreckt.

Manchester City oder der VfB? Champions League gegen zweite Liga? Ein ungleiches Duell. Aber was ist mit der Spielpraxis? Um noch eine Chance zu haben, muss Schindelmeiser alle Register ziehen – 24 Stunden am Tag.