Am Montag legt der VfB Stuttgart mit der Saisonvorbereitung los, aber noch hat sich der Fußball-Bundesligist nicht namhaft verstärkt.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Eines vorneweg: Es ist noch Zeit. Zunächst bis Montag, an dem der VfB Stuttgart in die Saisonvorbereitung startet. Bis dahin, so hat Jan Schindelmeiser zuletzt betont, könne sich auf der Verpflichtungsseite noch etwas tun. Nun hat der Manager nicht zu viel versprochen, da der Transfer von Anastasios Donis bevorsteht. Am Wochenende soll der Wechsel vollzogen werden. Doch was soll die Eile in puncto Verstärkungen überhaupt? Denkt sich Schindelmeiser, der nicht den Anspruch erhebt, zum ersten Laktattest das Team komplett haben zu müssen.

 

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Das Transferfenster ist bis zum 31. August geöffnet. Da bleiben noch genügend Wochen, um Spieler zu angemessenen Preisen zu verpflichten. Dennoch hat Schindelmeiser Trainer Hannes Wolf schon mal die nächsten zwei Perspektivspieler hingestellt. Das ist die gute Nachricht, die aber für viele Fans mit der schlechten einher geht: Die Mannschaft legt los und Stand jetzt ist der Kader des Rückkehrers in die Fußball-Bundesliga nicht stärker als derjenige, mit dem der VfB aufgestiegen ist. Das ist zumindest auf der Gefühlsebene nachvollziehbar, weil Alexandru Maxim an Mainz abgegeben wurde, Florian Klein nicht mehr da ist und Carlos Mané monatelang ausfällt. Dagegen stehen bisher Anastasios Donis (zuletzt von Juventus Turin an OGC Nizza ausgeliehen) und Orel Mangala (vom RSC Anderlecht an die U 19 von Borussia Dortmund ausgeliehen). Ein 20-jähriger Grieche und ein 19-jähriger Belgier – zwei Jungs, die den Stuttgarter Weg verdeutlichen. Der VfB sammelt bevorzugt Talente in Europa ein, um sich fit für die Zukunft zu machen.

Die Fans grummeln

Gegen diesen Plan haben die Fans auch wenig einzuwenden. Selbst wenn so manche Zähne knirschen, weil keine Nachwuchsspieler aus der Talentschmiede in Bad Cannstatt mehr dabei sind. Aber es gibt eben keine. Das ist Konsens. Vielmehr verschärft sich um den Wasenclub nun eine Debatte, die seit dem Abend des 1. Juni eine immer größere Dynamik erfährt. Denn das Datum der außerordentlichen Mitgliederversammlung teilt das VfB-Dasein in ein vor der Ausgliederung und in ein nach der Ausgliederung.

Vor der Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Gesamtverein wurde der Eindruck erweckt, als brauche man die 41 Millionen von Investor Daimler unbedingt, um auf dem Transfermarkt tätig werden zu können. Nach der Ausgliederung (formal ist die Fußball AG noch nicht vollzogen) ist jedoch nicht viel passiert. Obwohl sie natürlich auch im Verein den Handlungsbedarf in der Defensive kennen.

„Wir brauchen noch einige Spieler, das ist keine Frage“, sagt das Aufsichtsratsmitglied Hermann Ohlicher, „aber ich weiß, dass ein klares Konzept vorliegt und mit Kandidaten verhandelt wird.“ Offenbar ist Schindelmeiser gar nicht mehr auf der Suche, sondern der Sportchef will jetzt seine besten Optionen umsetzen – und dabei gilt das Prinzip: „Es gibt keinen Grund, einen Euro mehr als notwendig auszugeben.“

Ohlicher kritisiert die Preistreiberei

Das ist gute schwäbische Kaufmannssitte. Doch die schwäbische Fußballseele schreit auch nach einem Abwehrspieler, der Halt verspricht. Nur ist der Markt so überhitzt ist, dass der Ex-Profi Ohlicher sagt: „Es werden Summen gehandelt, die meine Vorstellungskraft übersteigen. Diese Preistreiberei wollen und können wir nicht mitmachen.“ Bestes Beispiel: Für John Anthony Brooks (24) überweist der VfL Wolfsburg 17 Millionen Euro an Hertha BSC. Dabei gehört der US-Amerikaner nicht einmal in die Kategorie „gestandener Innenverteidiger“ – ein Segment, in dem die Stuttgarter gerne zugreifen würden.

Einfach ist das alles nicht, weil der VfB zum einen nicht mit gigantischen Zahlen jonglieren kann und zum anderen kann er vielen Spielern auch nicht die sportliche Perspektive bieten, die diese sich vorstellen. Weshalb bereits einige VfB-Fans glauben, dass der Mitaufsteiger Hannover 96 ihrem Lieblingsclub voraus ist. Denn die Mannschaft von André Breitenreiter trainiert schon – und der Coach konnte dabei vier bundesliga-erfahrene Profis begrüßen: Pirmin Schwegler, Julian Korb, Matthias Ostrzolek und Matthias Esser. Die VfB-Anhänger brauchen dagegen noch Geduld, bis ihr Königstransfer über die Bühne geht.