Platz eins in der zweiten Liga könnte dem VfB Stuttgart mehr TV-Geld im siebenstelligen Bereich bringen. Zudem würde ein Sieg am Sonntag über Würzburg die Partystimmung heben. Die Stuttgarter haben es daher auf die Meisterschale abgesehen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Es hat im Land der Schaffer schon einige Rampensäue gegeben, deren Potenzial lange Zeit nur im Verborgenen schlummerte. So war etwa der ehemalige Sportdirektor Jochen Schneider im Dienste des VfB lange Zeit lediglich als penibler Experte in Vertragsfragen mit Sinn fürs Kleingedruckte in Erscheinung getreten.

 

Dann kam der 19. Mai 2007, der Tag der Meisterschaft, als Schneider auf der Showbühne auf dem Schlossplatz einen bleibenden Eindruck hinterließ. Mit Bierbüchse in der Hand schmetterte der Manager, der heute für das Gobal Soccer Team von Red Bull tätig ist, völlig losgelöst die Kulthymne „You’ll never walk alone“ ins Mikrofon – und die gut 150 000 Fans waren gleichsam beseelt wie beeindruckt.

Auf seine Qualitäten als Feierbiest angesprochen, reagiert Jan Schindelmeiser derweil noch zurückhaltend. Schließlich will der VfB den irgendwie schon fest stehenden Aufstieg im letzten Saisonspiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen die Würzburger Kickers ja erst noch vollends wasserdicht kriegen. „Außerdem stamme ich ja aus Norddeutschland“, das führt der in Flensburg geborene und in Göttingen aufgewachsene VfB-Sportvorstand als Grund für seine offensichtlich angeborene Zurückhaltung in Feierfragen an.

Insgesamt sind 35 Millionen Euro drin

Doch Erster werden, das möchte auch Jan Schindelmeiser mit einem Sieg über Würzburg unbedingt – und dafür gibt es aus seiner Sicht auch einige gute Gründe: Da ist zunächst das liebe Geld. Schließlich würde sich die Position des VfB als Meister der zweiten Fußball-Bundesliga im so genannten TV-Ranking sämtlicher 36 Erst- und Zweitligisten um monetär stark verbessern. Hier werden die Gelder von der nächsten Saison an nach einem ausgeklügelten Vier-Säulen-Modell aufgeteilt. „Der Unterschied zwischen Platz eins und zwei kann da schon einen siebenstelligen Betrag ausmachen“, sagt Schindelmeiser, der im Falle des Aufstiegs mit rund 35 Millionen Euro an TV-Geldern rechnet. Damit wären die Einnahmen im Vergleich zur laufenden Saison (11,3 Millionen Euro) also mehr als verdreifacht.

Doch auch aus anderen Gründen peilt der VfB die Meisterschaft im deutschen Fußball-Unterhaus an, die ihm aufgrund der um vier Treffer besseren Tordifferenz im Vergleich zum Zweiten Hannover 96 bei einem Sieg kaum mehr zu nehmen wäre. „Wir wollen den Fans einen tollen Sonntag bescheren und ihnen auf diesem Weg etwas zurück geben“, sagt Schindelmeiser, der spätestens seit dem 0:1 von Hannover weiß, dass es sich mit einem Sieg im Rücken eben doch besser feiert.

Das Team um Hannes Wolf geht ambitioniert zur Sache

Zwar könnte der VfB rein theoretisch auch mit einer Niederlage gegen Würzburg direkt aufsteigen; doch wie dann die Stimmung beim Public Viewing auf dem Wasen sowie im ausverkauften Stadion ausfallen würde, das möchte sich unter innerhalb der Clubführung und im Mannschaftskreis lieber keiner ausmalen.

Also ist das Team von Trainer Hannes Wolf auch am Mittwoch auf dem Platz ambitioniert zur Sache gegangen. Rund 500 Fans kamen bei 27 Grad und Sonnenschein zur letzten öffentlichen Trainingseinheit dieser Zweitligasaison. Das es in die Verlängerung namens Relegationsspiele geht, glaubt am Wasen ernsthaft niemand. „Wir sind ein ambitionierter Verein und wollen immer das maximal Mögliche heraus holen“, sagt Schindelmeiser, der es also auf den Trostpreis abgesehen hat. Das ist die silberne Meisterschale der zweiten Liga, die vom Design her an eine Radkappe fürs Auto erinnert.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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