Der 1:0-Erfolg in Augsburg bestätigt unter dem neuen Trainer Tayfun Korkut eine neue Qualität des VfB Stuttgart. In drei Spielen hat der Aufsteiger drei Tore erzielt und sieben Punkte im Abstiegskampf geholt.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Augsburg - Die Fans des VfB Stuttgart hat es vor Aufregung von den Sitzen gerissen. Da konterte ihre Mannschaft ein letztes Mal, da bot sich Emiliano Insua in der Nachspielzeit die Gelegenheit, sie endlich von ihren Leiden zu erlösen. Doch der Argentinier schoss einfach nicht auf das Tor. Er dribbelte und dribbelte – bis der Ball weg war und der Fußball-Bundesligist weitere zwei lange Minuten zittern musste. Am Ende stand jedoch der verdiente 1:0-Sieg beim FC Augsburg, weil der VfB auch die letzte Flanke abwehrte.

 

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So feierten die Stuttgarter im zwölften Versuch ihren ersten Auswärtssieg in dieser Saison. Ein Erfolg, der lange ersehnt war. Ein Erfolg aber auch, den der VfB benötigte, um im Kampf um den Klassenverbleib den Abstand nach unten zu halten. „Die zehn Punkte Vorsprung auf den Hamburger SV sind schön, aber auf die Mainzer und den Relegationsplatz sind es nur vier. Da muss die Rechenmaschine weiter laufen“, sagte der Manager Michael Reschke.

Die neue Effektivität des VfB

Dabei lassen sich die Zahlen unter dem neuen Trainer leicht addieren, da die Stuttgarter eine neue Effektivität bieten: Drei Spiele sind es nun unter der Regie von Tayfun Korkut, drei Tore hat sein Team dabei erzielt und sieben Punkte geholt. Diesmal traf Mario Gomez (27.). „Ich bin sehr froh über den Sieg. Auch weil die Mannschaft wieder Charakter gezeigt hat“, sagte der Torschütze, der sich nach einer leichten Grippe zu Wochenbeginn in der Schlussphase mit letzter Kraft in die Zweikämpfe warf. Allerdings hatte Gomez auch die große Chance vergeben, einen zweiten Treffer zu erzielen (65.). Christian Gentner und Daniel Ginczek hatten die Möglichkeit wunderbar herausgespielt. „Ich hätte den Ball besser annehmen sollen, als sofort zu schießen. Denn ich hatte genügend Zeit“, sagte Gomez.

Sei’s drum. Insgesamt lässt sich erkennen, dass Korkut Maßnahmen ergreift, die der Mannschaft gut tun. Beim FCA, einem Angstgegner, zahlte sich zum einen erneut der Mut aus, mit zwei Angreifern aufzulaufen. Zum anderen decken die beiden jungen Innenverteidiger Benjamin Pavard und Timo Baumgartl das Abwehrzentrum gut ab. Mit Andreas Beck und Emiliano Insua bilden sie jetzt eine Viererabwehrkette, die ihre Zerreißproben besteht. Wenngleich auch der Videobeweis den Stuttgartern half, da ein Abseitstor von Michael Gregoritsch zurückgenommen wurde (37.).

Gentner: flexibel, lauf- und spielstark

Und im Mittelfeld beeindruckt Gentner mit Flexibilität, Lauf- und Spielstärke. „Wir hatten diesmal viele gute Spieler auf dem Platz, aber der Kapitän hat sich eine Eins mit Sternchen verdient“, sagte Reschke. Mit einem Volleyschuss hatte Gentner Pech, da ihn der FCA-Torwart Marwin Hitz parierte (33.). Aber auch Korkut war angetan: „Für uns ist Christian Gentner mit seiner Spielintelligenz eine Art Joker. Immer wenn wir während des Spiels taktisch etwas ändern müssen, ist er bereit dazu.“

Nach zehn Jahren auf anderen Positionen gehörte diesmal auch Holger Badstuber zur Mittelfeldreihe. Korkut stellte den 28-Jährigen nach einer Verletzungspause also wieder von Anfang an auf, aber nicht wie gewohnt in die Abwehr, sondern er postierte Badstuber im defensiven Mittelfeld. Für Dennis Aogo, der auf der Bank saß. „Ich habe das zum letzten Mal beim FC Bayern II in der Regionalliga gespielt“, sagte Badstuber, „aber es geht ja nicht um meine Person. Ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft.“

Eine erfolgreiche Abwehrschlacht

Ansonsten setzte Korkut anfangs auf seine Gladbach-Sieger – und am Ende auch auf die Gladbach-Taktik. Zumindest nachdem Gomez die Führung nach einem Freistoß von Erik Thommy erzielt hatte. Am schnellsten hatte der Stürmer geschaltet, sich den Abpraller geschnappt und präzise eingeschossen. Ab der 70. Minute war dann klar, dass es für den VfB wie schon in der Vorwoche gegen Borussia Mönchengladbach wieder auf eine Abwehrschlacht hinauslaufen würde. Ein Fünferriegel mit Badstuber wurde aufgezogen. Diese Option hatte Korkut bereits im Kopf gehabt, als er Badstuber zunächst im Mittelfeld aufbot. „Holger Badstuber hat von seinem Profil in dieses Spiel gepasst“, sagte der Trainer.

Kein Durchkommen gab es anschließend, da die Stuttgarter die Ordnung hielten und aufopferungsvoll kämpften. Im Gegensatz zur Begegnung mit den Gladbachern schafften sie es aber auch, für Entlastung zu sorgen. Ginczek hatte noch eine gute Möglichkeit (76.). „Jetzt müssen wir die Chancen nur noch nutzen“, sagte Badstuber und sprach von „Bigpoints“ im Abstiegskampf. Und Gomez merkte nach zwei leidenschaftlichen Vorstellungen mit zwei Siegen an: „Wir ziehen alle an einem Strang. Das ist der große Trumpf, den wir gegenüber anderen Mannschaften haben.“

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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