Erst suspendiert, dann gefeiert und jetzt verletzt: Angreifer Anastasios Donis dient dem VfB Stuttgart inzwischen als echte Verstärkung – aber nicht in den nächsten Wochen. Der 21-jährige Grieche hat sich eine Schultereckgelenksprengung zugezogen.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Zehn Torschüsse! In einem Spiel! Was für gewöhnlich eine durchschnittliche Mannschaftsstatistik füllt, vereinte Anastasios Donis beim 2:1-Erfolg gegen den 1. FC Köln als einzelner Spieler auf sich. Zum Glück für Donis tauchte sein Name am Ende auch in der Rubrik „Tore“ auf. Sein Führungstreffer zum 1:0 hübschte die Gesamtbilanz des Stürmers entscheidend auf. Matchwinner statt Chancentod.

 

Und so huscht auch Tage danach noch ein Lächeln über sein Gesicht, wenn er über seine Tor-Premiere für den VfB Stuttgart spricht. „Ein super Gefühl“, sagt Donis, der sich gegen den Tabellenletzten seine insgesamt beste Saisonleistung zusprach. „Ich glaube, ich kann behaupten, dass ich beim VfB angekommen bin.“

Mit Verspätung, ließe sich an dieser Stelle hinzufügen. Denn: Die Anfangszeit des jungen Griechen verlief, nun ja, etwas holprig. Mehrfach erschien er zu spät beim Training oder bei Mannschaftsbesprechungen. Verfehlungen, die sich spätestens dann nicht mehr mit südländischer Laissez-Faire-Mentalität rechtfertigen ließen, als er nach einem Kurztrip in die Heimat am Flughafen in München statt in Stuttgart landete – und sich von einem Mitarbeiter des Vereins abholen lassen musste, wie der „Kicker“ berichtete. Trainer Hannes Wolf suspendierte Donis daraufhin für das erste Heimspiel gegen den FSV Mainz, begnadigte ihn aber auch schnell wieder.

„Ich habe Fehler gemacht“

„Es war die richtige Entscheidung des Trainers“, gibt sich Donis zwei Monate später geläutert. Frühere Versäumnisse räumt er ein, wenn auch indirekt. „Ich habe Fehler gemacht, war nicht so fokussiert. Aber ich habe meine Lehren daraus gezogen – seither geht es aufwärts.“

Dem ist nicht zu widersprechen. Der 21-Jährige, den alle nur Tassos nennen, hat sich vom Ergänzungsspieler zur Stammkraft gemausert. Mit seiner Wucht und seiner Schnelligkeit belebt er die bisweilen behäbige VfB-Offensive entscheidend. Gegen den 1. FC Köln spielte er wie aufgezogen – auch, weil er sich in kein Schema pressen lässt und mit Überraschungsmomenten immer wieder die Ordnung des Gegners aufbricht.

Diesen Lauf kann er an diesem Samstag (15.30 Uhr) nicht fortsetzen, wenn es zum Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig geht. Donis hat sich beim Nachmittagstraining am Mittwoch eine Schultereckgelenksprengung zugezogen. Nach derzeitigem Stand wird der 21-Jährige nicht operiert werden müssen. Er wird dem VfB allerdings fünf bis sechs Wochen fehlen. Ausgerechnet jetzt, wo es bei dem in England geborenen Wandervogel wieder aufwärts geht. Mit seinen 21 Lenzen hat Donis schon Stationen in Griechenland, der Schweiz, Italien und Frankreich aufzuweisen.

Am Dienstag war die Welt noch in Ordnung, als er das Spiel in der Champions League zwischen Apoel Nikosia und Borussia Dortmund anschaute – bei den Zyprern sitzt sein Vater Georgios auf der Trainerbank. Der war früher selbst Profi, unter anderem beim VfL Bochum, und griechischer Nationalspieler. So viel zur fußballerischen Familiengeschichte – die Donis Junior gerne auch in der Nationalmannschaft fortführen würde.

Auf einen Einsatz in der A-Auswahl der Hellenen unter Trainer Michael Skibbe hat er es bisher gebracht, aber auch da ist er jetzt ausgebremst. Im November wollte er eigentlich seinen Teil dazu beisteuern, dass sich Griechenland in den Play-offs gegen Kroatien für die WM in Russland qualifiziert.

Zuschauen und Schock verdauen

Jetzt muss er wohl zuschauen und zunächst den Schock verdauen. Wie auch der VfB. Denn auch Trainer Hannes Wolf und Sportvorstand Michael Reschke ist der positive Zug nicht verborgen geblieben. Beide loben die Entwicklung des Offensiv-Allrounders. Reschke attestierte ihm zuletzt gar eine „überragende Leistung“. In dem Rheinländer dürfte der Grieche einen Fürsprecher gefunden haben. Aus seiner langjährigen Erfahrung kann Reschke bei Disziplinlosigkeiten im Zweifel auch mal ein Auge zudrücken, wenn es dem sportlichen Nutzen dient.

So weit soll es aber nicht mehr kommen. „In Deutschland ist Disziplin noch wichtiger, als ich dachte“, hat Donis erkannt. Ein weiterer Schritt zur Läuterung.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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