Die Zeit als Cheftrainer beim VfB Stuttgart geht für Thomas Schneider zu Ende. Er und seine Assistenten wurden offiziell beurlaubt. Schneider soll auch in der neuen Saison beim VfB tätig werden – in welcher Funktion ist jedoch unklar.

Stuttgart - In einem weißen Dienst-Mercedes verlässt Thomas Schneider um 9.51 Uhr das Clubgelände, dann ist seine Zeit als Cheftrainer des VfB Stuttgart zu Ende. Eine neue Ära sollte er prägen mit jungen Spieler und frischem Schwung, so war es einmal vorgesehen. Doch ist es nur eine kurze Episode von 196 Tagen geworden, die trotzdem lange in Erinnerung bleiben wird. Denn selten ist ein Trainer so unglücklich gescheitert wie Thomas Schneider (41).

 

Am 29. August, drei Tage nach seiner Beförderung vom B-Jugendtrainer zum Chefcoach, sitzt Schneider erstmals auf der VfB-Bank. In der Europa League scheitert sein Team an Rijeka – durch ein Tor in letzter Minute. Es ist ein später Schock, der gewissermaßen ein Vorbote dessen ist, was in den nächsten Monaten folgen wird.

Immerhin: glanzvoll geht es zunächst in der Bundesliga los. Sein Debütspiel gegen Hoffenheim gewinnt Schneider 6:2 und scheint den Club auch anschließend auf den gewünschten Weg zurückzuführen. Sieben Spiele bleibt der VfB in der Liga unbesiegt und klettert von Rang 17 auf den achten Platz; auftragsgemäß werden Nachwuchskräfte wie Timo Werner und Antonio Rüdiger zu Stammspielern. Zunächst schleichend beginnt dann der Absturz.

Schneider musste auf der Trainerbank leiden

Im neuen Jahr, nach dem Trainingslager in Südafrika, von dem alle so geschwärmt haben, erwischt die Lawine Schneider und den VfB mit voller Wucht. Das Auftaktspiel gegen Mainz: 1:2 nach einem Gegentor in der 87. Minute. Das Duell gegen die Bayern: ebenfalls 1:2, diesmal fällt der entscheidende Treffer sogar in der Nachspielzeit. Das Auswärtsspiel in Leverkusen: nun ist es die 84. Minute, in der Stuttgart das 1:2 kassiert und verliert – zum dritten Mal binnen einer Woche nach einer 1:0-Führung. Auf fast groteske Weise gerät die Elf in einen Negativlauf, den der unerfahrene Trainerneuling nicht stoppen kann.

Es folgen zwei 1:4-Pleiten gegen Augsburg und in Hoffenheim, ehe auch das Heimspiel gegen Berlin verloren geht, wieder kurz vor Schluss mit 1:2. Verzweifelt stärkt die Clubführung ihrem jungen Trainer den Rücken und sehnt den Befreiungsschlag herbei. Doch in den beiden folgenden Spielen in Frankfurt und gegen Braunschweig wird das Fußballdrama erst seinen richtigen Höhepunkt erreichen.

1:0 führt der VfB in Frankfurt, als Alexandru Maxim in der 78. Minute am leeren Tor vorbeischießt. 2:1 steht es gegen Braunschweig, als Christian Gentner mit einem vergebenen Elfmeter ebenfalls den Sieg verschenkt. Nur ansatzweise kann man sich Schneiders Qualen auf der Trainerbank in diesen Momenten vorstellen, die sein Schicksal besiegeln. Gegen Braunschweig folgt der bittere Ausgleich acht Minuten vor Schluss, nachdem der VfB in Frankfurt sogar 1:2 verloren hat, durch ein Tor in der 89. Minute. Von sechs Punkten in den beiden Schicksalsspielen bleibt nur ein einziger – und Schneider muss gehen.

Erstmal „durchschnaufen“

Es ist unstrittig, dass der Trainer Fehler begangen hat, taktisch ebenso wie in der Mannschaftsführung. Außer Frage steht aber auch, dass es der Fußballgott nicht besonders gut mit ihm gemeint hat. Wären Spiele schon nach 80 Minuten zu Ende – der VfB hätte neun Punkte mehr, und Schneider könnte das tun, wofür er eingestellt wurde: in Ruhe junge Spieler heranführen und selbst Erfahrungen sammeln.

Nun jedoch ist der „Crashkurs“, von dem er zuletzt selbst gesprochen hat, jäh zu Ende gegangen. „Gemeinsam mit Thomas Schneider“, so lässt der Präsident Bernd Wahler schriftlich mitteilen, habe man entschieden, den Trainer und seine Assistenten Alfons Higl sowie Tomislav Maric zu beurlauben. In der neuen Saison werde Schneider wieder für den VfB tätig sein, in welcher Funktion auch immer. Bis dahin aber, sagt der Manager Fredi Bobic, soll er „durchschnaufen und abschalten“. Schneider wird es dringend nötig haben.