Alexander Zorniger, der neue Trainer des VfB Stuttgart, beginnt am Montag offiziell mit seiner Arbeit. Und es gibt viel für ihn zu tun: Als Chefcoach soll er nicht nur das Bundesligateam zum Erfolg führen, sondern auch den Nachwuchstrainern als Leitfigur dienen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Vor knapp zwei Wochen hat Huub Stevens den Schlüssel seines alten Ferienhauses auf Mallorca genommen. Er hat ihn noch ein bisschen in der Hand gewogen und dann an den neuen Besitzer übergeben. Und während seine Frau Toos ein wenig von Wehmut ergriffen wurde, hat der niederländische Fußballlehrer die vorzeitige Hausübergabe ganz geschäftsmäßig abgewickelt. Ohne Gefühlsregung – er ist ja schließlich ein Profi im Abschied nehmen. So konnte der künftige Eigentümer früher als vertraglich festgelegt mit den Renovierungen beginnen.

 

Auch beim VfB Stuttgart ist Stevens noch bis zum 30. Juni angestellt – und auch hier hat der alte Trainer eine ordnungsgemäße und frühzeitige Übergabe vollzogen. Stevens hat seinem Nachfolger einen Erstligisten hinterlassen, der zum Ende der Vorsaison sogar wie ein Erstligist spielte. Und der 61-jährige Trainerveteran hat sich kürzlich mit Alexander Zorniger getroffen, um mit dem neuen VfB-Coach zwei Stunden lang zu reden. Über einzelne Spieler, die gesamte Mannschaft und den notwendigen Umbau im kompletten Verein.

Enge Abstimmung zwischen Dutt und Zorniger

An diesem Montag legt Zorniger nun beim VfB offiziell mit dem Trainingsstart los. Hinter den Kulissen ist der 47-jährige Schwabe aber schon länger für seinen neuen Arbeitgeber tätig. Zuletzt tauchte er regelmäßig auf der Geschäftsstelle an der Stuttgarter Mercedesstraße auf und davor war er seit der Entscheidung pro VfB zumindest gedanklich ständig mit der künftigen Herausforderung beschäftigt.

„Seit dem Klassenverbleib ist die Abstimmung sehr eng“, sagt der Manager Robin Dutt, der gerade noch mittendrin steckt, Zorniger einen Kader hinzubauen, der den Vorstellungen der beiden auch nahe kommt. Dabei sieht sich Dutt mit der Sonderaufgabe konfrontiert, dass er viele kurzfristige Personalentscheidungen treffen muss und gleichzeitig den VfB strategisch und damit langfristig neu ausrichtet.

Zu dem einen Gedankenstrang gehört, dass Przemyslaw Tyton (Eindhoven/Elche), Lukas Rupp (Paderborn), Philip Heise (Heidenheim) und Kevin Stöger (Kaiserslautern) als Zugänge bereits gelistet sind, während Sven Ulreich (Bayern), Karim Haggui, Sercan Sararer (beide Düsseldorf), Moritz Leitner (Dortmund) und Oriol Romeu (Chelsea) den VfB verlassen. Vielleicht auch schon bald Mohammed Abdellaoue, der mit dem SC Freiburg in Verbindung gebracht wird.

Zum anderen Gedankenstrang gehört es, dass der Verein aus den Fehlern lernt, die ihn fast zum Abstieg verurteilt hätten. Zumal sich die Stuttgarter nicht mehr auf die These stützen können, der Kampf gegen die Zweitklassigkeit sei ein Ausrutscher nach unten. Zu lange schon geht es für den VfB abwärts und seit Januar obliegt es Dutt, der Mannschaft ein Profil zu geben, eine identitätsstiftende Spielkonzeption zu entwickeln sowie auf die Jugend und ein klares Konzept zu setzen.

Die neuen Tugenden des VfB

Doch das alles braucht Zeit. „Ein, zwei Jahre“, schätzt Dutt und ist überzeugt davon, in Zorniger den Mann gefunden zu haben, der die Vorgaben auf dem Platz umsetzt, aber ebenso im Schulungsraum. Denn der Chefcoach soll nicht nur das Bundesligateam zum Erfolg führen, sondern ebenso den Nachwuchstrainern als Leitfigur dienen – durch regelmäßige Fortbildungen in Sachen Spielkonzeption.

Mit den Schlagworten „Mentalität, Emotionalität und Aktivität“ umschreibt Dutt, was er für einen Fußball einfordert. Es soll ein teamgeprägter, leidenschaftlicher und offensiv ausgerichteter Fußball sein. Wie ihn Dutt und Zorniger durch die württembergische Trainerschule kennen. Vorzugsweise sogar mit zwei Stürmern, denn Zorniger gilt als Freund des 4-4-2-Systems.

Der frühere Coach von RB Leipzig gilt auch als selbstbewusst und geradlinig. Ein Typ, der sich seinen Weg ohne Profierfahrung als Spieler von der Verbands- bis in die Bundesliga erarbeitet hat – und nun mit Dutt das Projekt, nennen wir es mal Schwabenpower, vorantreiben soll. Nach der ersten Umbauphase soll dabei ein gesicherter Mittelfeldplatz in der Tabelle stehen.

Trainingsauftakt: Der VfB Stuttgart präsentiert sich an diesem Montag von 18.30 Uhr an im Robert-Schlienz-Stadion seinen Fans in einem öffentlichen Training mit diversen Aktionen.