Simon Terodde führt den lange Zeit lahmen VfB Stuttgart zum 3:1-Sieg gegen Arminia Bielefeld. Für den Stürmer des Fußball-Zweitligisten sind es die Saisontreffer Nummer fünf, sechs und sieben.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Die Eckfahne hat es abbekommen. Seine ganze Freude schrie Simon Terodde schon auf dem Weg dorthin hinaus, und die komplette Spannung, die sich in den Minuten zuvor aufgebaut hatte, entlud sich mit einem Schlag. Das 2:1 hatte der Mittelstürmer des VfB Stuttgart gerade geköpft, nachdem Arminia Bielefeld kurz zuvor der Ausgleich gelungen war. Und dann drosch Terodde mit der Hand eben auf die wehrlose Eckfahne ein.

 

Es wäre ja auch zu dumm gelaufen für den Tabellenzweiten der Zweiten Fußball-Bundesliga, wenn er gegen den Vorletzten nicht gewonnen hätte. 3:1 hieß es am Ende durch drei Terodde-Tore. Was zum einen die Abschlussqualitäten des Angreifers unterstreicht, zum anderen jedoch nicht ausblenden kann, dass der VfB unter einem Spannungsabfall zu leiden hatte.

Mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause

Dabei sollte dieses nach dem Derbysieg eine Woche zuvor nicht passieren. Doch der VfB bleibt der VfB: eine fußballerische Wundertüte, in der nach dem 1:1 durch Andreas Voglsammer im Vergleich zu Bielefeld noch genügend individuelle Klasse steckte, um die Ostwestfalen zu bezwingen. So gehen die Stuttgarter nun mit drei Ligasiegen nacheinander und einem guten Gefühl in die Länderspielpause.

„Wir haben im zweiten Durchgang die richtige Reaktion gezeigt und verdient gewonnen“, sagte Terodde nach seinen Saisontoren Nummer fünf, sechs und sieben. Damit rückte der 28-Jährige nicht nur in der Torjägerliste hinter dem Nürnberger Guido Burgstaller auf den zweiten Platz, sondern er hat nach einer Wadenverletzung nun in den vergangenen drei Begegnungen jeweils getroffen.

„Er hat aber nicht nur drei Tore erzielt, sondern die Bälle auch gut abgelegt und abgeschirmt“, lobte Hannes Wolf die Mannschaftsdienlichkeit seines Matchwinners. Kein Wunder also, dass der Trainer seinem Stürmer vertraut und ihn wieder in die Anfangsformation nahm. Damit lief die Elf auf, die zuletzt beim Karlsruher SC in der zweiten Hälfte den Erfolg perfekt gemacht hatte: Denn eine Woche zuvor hatte Wolf nach der Pause Marcin Kaminski aus dem Mittelfeld für Toni Sunjic (auf der Bank) in die Innenverteidigung zurückgezogen und dafür Terodde nach vorne geschickt. Eine Maßnahme, die schon im Wildparkstadion schnell fruchtete – und in der Mercedes-Benz-Arena wieder.

Großkreutz fehlt beim nächsten Mal gesperrt

Terodde nutzte einen kapitalen Fehler von Gästetorhüter Wolfgang Hesl, und es hieß unverhofft 1:0 für den VfB (13.). „Das war ein wichtiger Treffer zum richtigen Zeitpunkt“, sagte Terodde. Denn die Stuttgarter waren nicht gut in die Begegnung gekommen. Zu viele Ungenauigkeiten und Ballverluste leisteten sich vor allem die Mittelfeldspieler Christian Gentner, Berkay Özcan und Carlos Mané. Die Bielefelder hatten es somit leicht, das Aufbauspiel des VfB zu stören, und die Stuttgarter taten sich auch nach der frühen Führung schwer, überhaupt einen Rhythmus aufzunehmen.

Wie die Gastgeber mit sich selbst zu kämpfen hatten, zeigte sich zudem kurz vor der Halbzeit: Kevin Großkreutz erhielt seine fünfte Gelbe Karte und ist somit in der nächsten Partie bei Union Berlin (20. November) gesperrt – für eine Schwalbe auf Höhe der Mittellinie. Clever ist so eine Aktion sicher nicht, und am Sonntagnachmittag war die Szene Ausdruck davon, dass die Stuttgarter sich lange nicht im KSC-, sondern im Arminen-Modus befanden. Es fehlte zunächst an der Bereitschaft, mehr zu tun als der Gegner.

Verwalten statt gestalten schien das Motto zu sein. Nur ein Kopfball von Gentner an den Außenpfosten deutete noch einmal Torgefahr an (53.). Bis es kam, wie es kommen musste. Kaminski patzte bei seinem Abwehrversuch, Voglsammer traf (64.). Glück hatte der VfB nach einem abgefälschten Schuss von Tom Schütz. Dieser prallte an den Pfosten, und Arminen-Stürmer Fabian Klos vergab den Nachschuss (67.). Immerhin: Dadurch schien der VfB aufgerüttelt – und er erhöhte das Tempo und den Druck noch einmal. Weil sich Gentner und Mané offensiv steigerten. Weil sich der Linksverteidiger Emiliano Insúa immer mehr zum Torvorbereiter entwickelt. Und weil auf Terodde Verlass ist. Erst schlug er im Strafraum zu, dann an der Eckfahne, danach noch mal vor dem Tor – und die Sache war für den VfB geritzt.