Einige Spieler wie Vedad Ibisevic sollen den VfB Stuttgart nach dieser Saison verlassen – aber sie haben noch gut dotierte Verträge. VfB-Manager Robin Dutt steht vor einem Dilemma.

Stuttgart - Die Zukunft besteht für Robin Dutt im Kabinengang der Mercedes-Benz-Arena ausschließlich aus sieben Buchstaben, von denen der erste ein H ist. H wie Hamburg. „Es gibt nichts zu feiern, es geht weiter, nächste Woche gegen den HSV“, sagt der Manager des VfB Stuttgart. Über andere Dinge spricht er direkt nach dem 2:0 gegen Mainz nicht – nicht mal über übernächste Woche mit dem wohl entscheidenden Finale gegen Paderborn.

 

Frühestens am 23. Mai weiß Dutt dann, ob die Mannschaft in der neuen Saison wie bis jetzt in der Bundesliga spielt oder in der zweiten Liga. Davon hängt wiederum ab, welcher Plan angewendet wird – Plan A für den Klassenverbleib oder Plan B für den Abstieg. Denn obwohl Dutt an diesem Abend nur über die Zukunft redet, die mit H beginnt, hat er auch die Zeit nach Hamburg (und nach Paderborn) im Blick. Dabei unterscheidet sich Plan A bei ihm inhaltlich zunächst nur unwesentlich von Plan B.

So besteht die Zukunft für Robin Dutt am Schreibtisch zwar auch aus sieben Buchstaben, von denen der erste jedoch kein H ist, sondern ein U. U wie Umbruch. Gemeinsam ist seinen beiden Plänen, dass in jedem Fall größere Einschnitte im Kader vorgenommen werden sollen – aber funktioniert das?

Die Verträge der meisten Quasi-Ausgemusterten laufen bis 2017

Für Huub Stevens ist das keine besonders spannende Frage, weil seine Mission so oder so in zwei Wochen beendet ist. Dennoch hat der Trainer am Samstag ein Zeichen gesetzt in Richtung der Pläne von Dutt mit den Profis, denen der Abgang nahegelegt wird. Denn nachdem Mohammed Abdellaoue, Karim Haggui, Moritz Leitner, Konstantin Rausch, Oriol Romeu und Sercan Sararer schon seit Wochen keine Rolle mehr spielen, strich Stevens gegen Mainz auch Adam Hlousek aus seinem Aufgebot – und Vedad Ibisevic. Dass sich an deren Perspektive unter dem designierten Nachfolger Alexander Zorniger viel ändern würde, ist unwahrscheinlich bis ausgeschlossen, zumal der neue Coach auf ein laufintensives und aggressives System setzt. Das passt nicht zur Einstellung von Ibisevic und Kollegen.

Aber trotz des Fingerzeigs von Stevens steht Dutt bei der Umsetzung von Plan A oder Plan B vor einer hohen Hürde, weil alle überzähligen Spieler außer Haggui, Leitner und Romeu noch Verträge haben, von denen die meisten sogar bis Juni 2017 laufen. Wozu das führen kann, hat der VfB erst in der Winterpause erfahren. Da lagen konkrete Angebote für zwei der quasi Ausgemusterten auf dem Tisch, doch beide lehnten einen Wechsel kategorisch ab. Zu hoch dotiert ist ihr Gehalt in Stuttgart – und keiner wollte auf Geld verzichten.

Da alle Abmachungen auch für die zweite Liga gelten, kennt Dutt das Dilemma, das bei Plan A und Plan B dasselbe ist. Einerseits können Vereine, die an einem dieser Spieler vielleicht interessiert sind, dessen Gage nicht aufbringen – und bei Clubs, die einen solchen Transfer finanzieren könnten, sind diese Spieler keine Kandidaten. Um sie andererseits trotzdem loszuwerden, müsste der VfB vermutlich Abfindungen zahlen. Bei vier oder fünf Spielern wäre da leicht ein zweistelliger Millionenbetrag fällig – Geld, das nicht da ist. So sind Dutt bei der personellen Umstrukturierung die Hände gebunden. Die Situation scheint vorläufig fast unlösbar.

Wie lassen sich Leistungsträger in der zweiten Liga halten?

Müsste der Manager in zwei Wochen seinen Plan B aus der Schublade holen, käme noch eine Schwierigkeit hinzu. Dann wären Leistungsträger wie Daniel Ginczek, Martin Harnik, Filip Kostic und Antonio Rüdiger kaum zu halten, weil die zweite Liga auf sie keinen Reiz ausübt. Ginczek wird bereits mit Hoffenheim und Gladbach in Verbindung gebracht, Harnik mit Schalke und Rüdiger mit Wolfsburg. Bei Verkäufen in dieser Kategorie würde der VfB zwar ordentliche Ablösesummen kassieren. Dann hätte er Geld für Abfindungen und für Neuzugänge. Aber welchen ambitionierten Profi zieht es zu einem Zweitligisten?

Solange nicht klar ist, in welcher Liga der VfB demnächst antritt, kann Dutt jedoch ohnehin nicht handeln – nur hoffen. Darauf, dass die Zukunft für ihn auch aus zehn Buchstaben besteht, von denen der erste ein B ist. B wie Bundesliga.