Der VfB-Manager Robin Dutt sucht einen hochwertigen Innenverteidiger. Doch Spieler wie der Italiener David Astori wollen nicht nach Stuttgart oder sind für den VfB nicht zu bezahlen.

Stuttgart - Es ist fast schon die Quadratur eines Kreises, was Robin Dutt (50) in diesen Wochen versuchen muss. Denn einerseits hat der Manager des VfB Stuttgart eigentlich gar kein Geld, weil die im Etat fest eingeplante millionenschwere Ablöse für Antonio Rüdiger nicht geflossen ist. Der 22-jährige Nationalspieler hat noch keinen neuen Verein gefunden. Aber auf der anderen Seite ist Dutt unabhängig von dieser Personalie auf der Suche nach einem Innenverteidiger, der möglichst hohen sportlichen Ansprüchen genügt. Diese Klasse hat jedoch ihren Preis – und die Frage lautet nun: Wie passt das eine zum anderen? Antwort: Bis jetzt passt es gar nicht.

 

So hat Dutt zuletzt zwei Absagen verkraften müssen – erst die des Mexikaners Héctor Moreno (27) von Espanyol Barcelona und aktuell jene von Davide Astori (28) von Cagliari Calcio. Dabei ist der VfB in beiden Fällen trotz seiner leeren Kasse an die Schmerzgrenze gegangen. Aus Spanien ist zu hören, dass Dutt für Moreno bei Espanyol eine Ablöse von vier Millionen Euro geboten habe – und in Italien heißt es, dass für Astori in Cagliari der gleiche Betrag in Aussicht gestellt worden sei, plus einer erfolgsorientierten Bonuszahlung von zwei Millionen Euro. Womöglich hätte sich Dutt auf dieser Basis mit Barcelona oder Cagliari ja sogar auf eine Lösung verständigen können – aber nicht mit den Spielern. Sowohl Moreno als auch Astori wollen nicht nach Stuttgart.

Auch das hat dann erstens vermutlich wiederum finanzielle Gründe, weil der VfB momentan kaum in der Lage ist, neben der Ablöse noch ein Gehalt in der Dimension eines Spitzenvereins zu zahlen – und das zweite Problem besteht darin, dass der VfB schon seit längerer Zeit eben auch kein Spitzenverein mehr ist. Profis vom Schlage Moreno und Astori haben das Ziel, im Europapokal und da am besten sogar in der Champions League mitzumischen. Diese Perspektive kann ihnen der VfB vorläufig nicht bieten – im Gegensatz etwa zum PSV Eindhoven, der an Moreno interessiert ist, oder zum AC Florenz, der Astori im Visier hat.

Welcher Topspieler will schon nach Stuttgart?

Das ist die Zwickmühle, in der Dutt steckt. Er will keinen Spieler holen – nur damit einer geholt ist. Das würde nicht funktionieren. Aber diejenigen, die er holen will, sind schwer zu überzeugen – wenn überhaupt die Chance dafür vorhanden ist. Siehe Moreno, siehe Astori. Hinzu kommt, dass der Markt kurz vor Saisonbeginn schon ziemlich verlaufen ist. Dutt ist spät dran, nachdem er in seinem Kader zuerst auf anderen Positionen nachgebessert hat.

So wurden zwei Torhüter (Mitchell Langerak, Przemyslaw Tyton) und zwei Linksverteidiger (Philip Heise, Emiliano Insua) verpflichtet. Deshalb sind aber einige zentrale Abwehrspieler, für die der VfB zumindest eine Option gewesen wäre (und umgekehrt), bereits anderweitig untergekommen – wie Emir Spahic (HSV), David Abraham (Frankfurt) oder Fabian Schär (Hoffenheim). Der ursprüngliche Stuttgarter Ansatz war es auch, sich im deutschsprachigen Raum nach der gewünschten Defensivverstärkung umzugucken, aber dann wartete der Club mit der Umsetzung lange – was übrigens schon vor Wochen auch intern durchaus kontroverse Debatten ausgelöst hat.

Doch der Verein ist diesen Weg gegangen – in der Hoffnung auf eine Einnahme von 18 Millionen Euro für Rüdiger. Mit dieser Summe könnte Dutt auch jetzt noch agieren, wenn er sie denn hätte. Aber immer ungewisser wird, ob Rüdiger in der bis zum 31. August geöffneten Transferperiode überhaupt noch einen Abnehmer findet – zu für ihn und den VfB annehmbaren Konditionen. Nach dem heutigen Stand haben sich jedenfalls alle zurückgezogen – Wolfsburg, Chelsea und Atlético Madrid.

Also fehlen Dutt die wirtschaftlichen Voraussetzungen für einen Hochkaräter oder zumindest für einen wie Moreno beziehungsweise Astori. Weil es dem VfB jedoch als zu riskant erscheint, in der Innenverteidigung nur auf den wechselwilligen Antonio Rüdiger, den talentierten Timo Baumgartl, den kantigen Georg Niedermeier und den unerfahrenen Stephen Sama zu bauen, bleiben zwei Möglichkeiten. Dutt spekuliert entweder darauf, dass ein Mann wie Dante im nächsten Monat zu haben ist, weil ihn die Bayern nicht mehr brauchen – oder er entscheidet sich für einen wie Fallou Diagne (25) aus Rennes, der fußballerisch vielleicht nicht absolut die erste Wahl darstellt. Neben Diagne stehen zwei oder drei ähnliche Kaliber auf der VfB-Liste.

Dutt ist am Zug. Klar ist aber, dass die Quadratur des Kreises nicht einfach wird.