Gegen Turin vergeben die Stuttgarter einen Strafstoß – nicht zum ersten Mal in der jüngsten Vergangenheit. Wie die Trefferquote im Vergleich zur Konkurrenz ist und was aus VfB-Sicht Mut macht.
Am Ende konnten sie die Szene gut verschmerzen beim VfB Stuttgart. Enzo Millots verschossener Elfmeter blieb gegen Juventus Turin eine Randnotiz, sie rückte im Jubeltaumel nach dem 1:0-Auswärtssieg in der Champions League in den Hintergrund. Dass es dennoch keineswegs der perfekte Strafstoß war, würde niemand bestreiten: Halbhoch, ohne die große Schärfe – Millot gab dem glänzend aufgelegten Turin-Keeper Mattia Perin die Gelegenheit, sich abermals auszuzeichnen an diesem Abend.
Dass der Franzose überhaupt schoss, lag auch am Zeitpunkt. Die etatmäßigen Elfmeterschützen Ermedin Demirovic und Deniz Undav waren in besagter 86. Minute bereits ausgewechselt, sonst wäre der Franzose wohl auch nicht zum Zug gekommen. „Ich hätte den auf jeden Fall geschossen“, versicherte Undav im Nachhinein. Und zunächst deutete einiges auf den abermals starken Jamie Leweling als Schützen hin, der den Ball erst in den Händen gehalten hatte. Das habe aber alles seine Richtigkeit gehabt, versicherte der Stuttgarter Sportvorstand nach Spielende mit einem Schmunzeln: „Jamie hat lediglich auf den Ball aufgepasst“, sagte Fabian Wohlgemuth, „aber es war eine klare Festlegung, dass Enzo schießt.“ Millot werde künftig wieder treffen. „Auch vom Elfmeterpunkt.“
64 Prozent Trefferquote beim VfB vom Elfmeterpunkt seit 2021
Von ebendiesem Punkt besteht beim VfB aber nicht erst seit der Nacht von Turin Luft nach oben. Zuvor hatte in dieser Saison schon Demirovic gegen die TSG Hoffenheim (1:1) verschossen, davor Millot beim VfL Wolfsburg (2:2). Dass in beiden Fällen die Nachschüsse drin waren, stimmt schon – auf die Gunst des Abprallers verlassen kann und will sich dauerhaft aber niemand.
Enzo Millot hat in dieser Saison zwei Elfmeter verschossen. Foto: imago//Jonathan Moscrop
Und der Blick etwas weiter zurück zeigt, dass das Thema in Stuttgart nicht erst seit dieser Saison eines ist. Seit dem Wiederaufstieg 2021 hat der VfB wettbewerbsübergreifend 28 Elfmeter in Pflichtspielen zugesprochen bekommen und 18 davon verwandelt. Das macht 64 Prozent und damit einen Wert, der sich doch deutlich unter der üblichen Trefferquote von 77 Prozent vom Strafstoßpunkt bewegt. Zieht man die Tore des sicheren Elfmeterschützen Serhou Guirassy (sechs von sieben) in den vergangenen beiden Spielzeiten ab, wäre die Quote nochmals niedriger.
An sich aber haben die Stuttgarter mit Demirovic ja eigentlich einen sicheren Elfmeterschützen in ihren Reihen, der in der Vorsaison für den FC Augsburg verlässlich vom Punkt getroffen und auch für den VfB schon im August im Supercup bei Bayer Leverkusen den Strafstoß unter die Latte gehämmert hatte. Gegen Hoffenheim war er nun am erwiesenen Elfmeterspezialisten Oliver Baumann im Tor gescheitert. Ein Sonderfall? Die Antwort dürfte bald folgen. Denn der nächste Elfmeter kommt bestimmt.