Der FC Schalke 04, Bayer Leverkusen, der VfB Stuttgart und sein nächster Gegner SC Freiburg sitzen mit null Punkten in den Bundesliga-Startlöchern fest. Wie gehen die Cheftrainer mit dem wachsenden Druck um?

Stuttgart - Nach zwei Bundesliga-Spieltagen rangieren Schalke 04, Bayer Leverkusen sowie der VfB und dessen nächster Gegner SC Freiburg (Sonntag, 18 Uhr im Schwarzwaldstadion) mit zwei Niederlagen am Tabellenende der Bundesliga. Wie groß ist der Druck auf die Trainer nach dem verpatzten Start?

 

Tayfun Korkut und der VfB Stuttgart

Vor der Auswärtspartie des VfB am Sonntag (18 Uhr) beim bis dato ebenfalls punktlosen SC Freiburg ist Tayfun Korkut die Lage rund um sein eigenes Team bewusst: „Egal, was wir in der vergangenen Rückrunde geleistet haben, es steht fest, dass es für niemanden einen Bonus gibt“, sagt der Stuttgarter Trainer: „Wir kriegen nichts geschenkt, denn in der Liga geht es brutal eng zu.“

Zuletzt gelang es seinem Team in 90 Minuten nicht einmal, einen Schuss aufs Tor abzugeben oder einen Eckball herauszuholen. Dementsprechend groß ist der Erwartungs- und Erfolgsdruck, der vor dem Freiburg-Spiel nach nur zwei Spieltagen und trotz eines schweren Auftaktprogramms auf der Mannschaft und dem Cheftrainer lastet. „Natürlich ist es für uns gegen die Bayern nicht gut gelaufen“, sagt Korkut: „Aber wir sollten dieses Spiel realistisch einordnen. Wir werden uns nicht daran orientieren – deshalb ist es für mich jetzt auch abgehakt.“

Große Hoffnung setzt der 44-Jährige auf einen Aufschwung in seiner Offensive. Zuletzt haben die Angreifer Mario Gomez (zwei Tore) und Nicolas Gonzalez (ein Treffer) beim Drei-Ligen-Cup in Großaspach mit Siegen über die SpVgg Greuther Fürth (3:1) und die heimische SG Sonnenhof (2:0) ein bisschen Selbstvertrauen getankt. „Für Stürmer ist es immer gut, wenn sie treffen. Auch wenn die Bundesliga etwas anderes ist“, sagt Korkut – der besonders Gomez im Aufwind sieht. „Er hat sich zunächst durchbeißen müssen“, sagt der Trainer im Blick auf den Umstand, dass der 33-jährige Ex-Nationalspieler durch die WM später in die Vorbereitung eingestiegen ist: „Aber Mario kommt immer besser rein – da mache ich mir keine Sorgen.“

Doch auch die Mitspieler sind gefordert, um die Stuttgarter Torflaute – der VfB ist die einzige deutsche Profimannschaft in Liga eins bis drei, die noch auf ein Pflichtspieltor wartet – im Breisgau zu beenden. „Wir müssen unsere torgefährlichen Spieler dazu besser in Position bringen“, sagt Korkut, der am Mittwoch sämtliche neun Spieler mit Länderspieleinsatz wieder zurück hat – und den schon jetzt nur die eine Frage beschäftigt: „Wie können wir in Freiburg gewinnen?“

Christian Streich und der SC Freiburg

Es ist eine Mischung aus Fürsorge und Erleichterung, die sich beim Freiburger Präsidenten Fritz Keller breit macht. „Wir hoffen, dass es nicht zu früh ist und er keinen schmerzhaften Rückfall erleidet“, sagt der Sportclub-Chef zur Rückkehr seines Trainers Christian Streich auf den Trainingsplatz. „Er hat uns gefehlt“, ergänzt Keller: „Jetzt sind alle wieder zusammen. Dies ist ein Zeichen, um noch die letzten paar Prozente herauszuholen.“ Streich hatte nach einem Bandscheibenvorfall die ersten beiden Bundesligapartien verpasst, wurde hier von seinem Assistenten Lars Voßler vertreten, doch wie der Gegner VfB stehen die Freiburger nach Niederlagen gegen Frankfurt (0:2) sowie in Hoffenheim (1:3) bisher mit null Punkten da.

Mit Christian Streich, dem 53-jährigen Motivator und dienstältesten Bundesliga-Trainer an der Seitenlinie soll im Baden-Württemberg-Derby nun vieles besser werden. Dem SC-Kapitän Mike Frantz allerdings ist schon jetzt klar, woran es hakt: „Wir haben in den zwei Spielen nur etwa fünf oder sechs Chancen zugelassen und hatten selbst doppelt oder dreifach so viele“, sagt der 31-Jährige. Der Wurm steckt also im Sturm, wo Routinier Nils Petersen ebenso wie Youngster Luca Waldschmidt noch torlos sind.

Domenico Tedesco und Schalke 04

Domenico Tedesco ist die Arbeitswoche wie immer angegangen: voller Zuversicht. Denn trotz des Fehlstarts herrscht für Schalker Verhältnisse kaum Aufregung. Trotz der hohen Erwartungshaltung nach dem Erreichen der Champions League. Der Aufsichtsratschef Clemens Tönnies bleibt ruhig, und der Manager Christian Heidel kennt die Gründe für die zwei Niederlagen zum Auftakt ebenso wie der Trainer. Erst hat die Mannschaft nicht gut gespielt und dann hatte sie auch kein Matchglück. In Wolfsburg gab es das Wirrwarr um die Platzverweise mit dem Videoschiedsrichter, gegen Hertha BSC wurde früh ein Elfmeter verschossen.

Allerdings ist es auch so, dass die Neuzugänge wie Sebastian Rudy noch nicht voll im Geschehen sind. Zudem zeigt sich im Abwehrzentrum, wie schnell sich die Situation ändern kann. Der in der Vorbereitung starke Benjamin Stambouli hat sich verletzt, Thilo Kehrer wurde für viel Geld verkauft, Matija Nastasic war zuletzt gesperrt und Naldo agiert noch nicht in der Topform aus der Vorsaison. Weshalb sich Tedesco vor der nächsten Begegnung in Gladbach dazu entschieden hat, erst mal einen Schritt zurück zu machen, um wieder vorwärts zu kommen. Es soll wieder einfacher gespielt werden. Der Coach will dem Team so neue Sicherheit vermitteln und zur alten Stabilität zurückkehren. Was jedoch nicht bedeutet, dass die Schalker ihre Ansprüche, sich zu entwickeln, beerdigen.

Heiko Herrlich und Bayer Leverkusen

Der Blick nach vorne wirkt sich zunächst einmal nicht beruhigend aus. Am Samstag geht es für Bayer Leverkusen zum FC Bayern München. Gut möglich also, dass es für den Werksclub die dritte Niederlage im dritten Ligaspiel der Saison setzt. Damit würden die Leverkusener ihren schlechtesten Saisonstart seit 24 Jahren zementieren. Das ist natürlich ein Problem – und vergrößert wird dieses durch die Trainerdiskussion, die schon eingesetzt hat.

Heiko Herrlich steht in der Kritik. So heftig, dass Rudi Völler sich bereits gezwungen sah, dem Coach den Rücken zu stärken. „Wir haben nach zwei Spieltagen sieben Mannschaften, die gar keinen oder erst einen Punkt haben. Und ausgerechnet unser Trainer, der es in der vergangenen Saison erstklassig gemacht hat, steht so in der Kritik?“, sagte der Manager im „Kicker“-Interview. Das nervt Völler.

Der ehemalige Stürmer weiß aber auch, dass Herrlich ein hohes Risiko eingeht – rein spieltaktisch. „Er lässt total mutig spielen und ist komplett überzeugt von den offensiven Qualitäten unserer Mannschaft“. sagt Völler. Die Fähigkeiten der Spieler sind auch unbestritten. Allerdings passt die Balance im Team noch nicht und so mancher Akteur hält sich wohl für besser als er es zuletzt auf dem Platz gezeigt hat.