Obwohl es dem VfB Stuttgart sportlich so gut geht wie lange nicht, gibt es Reibungspunkte. Beispiel: Ibrahima Traoré und Timo Gebhart.  

Stuttgart - Eigentlich ist momentan alles in Ordnung. Durch ein 3:0 gegen den FSV Frankfurt hat der VfB Stuttgart das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. Mit ein bisschen Losglück ist nun noch mehr drin - vielleicht sogar das Endspiel in Berlin. Und in der Liga empfängt die Mannschaftam Samstag Dortmund. Es ist das Spitzenspiel des elften Spieltags. Der VfB ist Tabellenfünfter, die Borussia Zweiter. "Schön, dass wir eine solche Entwicklung haben", sagt der Manager Fredi Bobic.

 

Noch Fragen? Wenn's läuft, dann läuft's - aber nicht zufällig. Der VfB ist auf Kurs, was zeigt, dass der Trainer Bruno Labbadia einiges bewegt hat. So erhält jetzt auch die Jugend ihre Chance, wie Christoph Hemlein (20), Patrick Bauer (19) und Ibrahima Traoré (23) gegen Frankfurt. Womöglich ermutigt das Labbadia, noch mehr Talente einzusetzen. Läuft's also immer so weiter?

Das ist auch für Bobic und Labbadia schwer zu sagen. Denn trotz dieser positiven Zeichen gibt es auch Konfliktstoff. Der Fußball ist inzwischen so dynamisch geworden, dass zwangsläufig Reibungspunkte entstehen - selbst wenn im Prinzip alles läuft. Was läuft also nicht?

Cacau ist eine Belastung für die Mannschaft

Das Problem mit Cacau (30). Er wirkt wie ein Fremdkörper und ist unzufrieden mit sich. Offensichtlich findet er sich in dem System von Labbadia nicht zurecht, der in der Regel nur einen Stürmer aufbietet. Cacau war aber immer dann am besten, wenn er einen Partner an seiner Seite hatte - siehe die Ära mit Mario Gomez. Die Rolle des Einzelkämpfers an vorderster Front liegt ihm nicht, weil sie kaum seinen Fähigkeiten entspricht. Er muss viele Kopfballduelle bestreiten, die er meist verliert, und er ist gezwungen, die Bälle mit dem Rücken zum Tor zu verteidigen. Dabei steuert er lieber selbst direkt auf das gegnerische Gehäuse zu. In seiner gegenwärtigen Frustverfassung ist Cacau eher keine Hilfe, sondern eine Belastung für die Mannschaft. Er steht sich selbst im Weg.

Das Problem mit Bernd Leno (19). Der nach Leverkusen ausgeliehene Torwart müsste zur Rückrunde nach Stuttgart zurück, aber dass es so kommt, ist sehr unwahrscheinlich. Der VfB hat seine Verhandlungsbereitschaft bei einem entsprechenden Angebot von Bayer schon angekündigt. Daraus folgt jedoch auch die Richtungsfrage, ob sich der VfB mittlerweile als Ausbildungsverein betrachtet - wie beispielsweise der SC Freiburg. Werden die Talente in erster Linie deshalb gefördert, um sie später möglichst teuer abgeben zu können? Die Richtungsantwort lautet, dass der VfB seit 2005 durch den Verkauf von eigenen Jugendspielern fast 100 Millionen Euro eingenommen hat. Das ist Bundesligarekord und stützt die These mit dem Ausbildungsverein für finanzstärkere Clubs. Dazu gehören nicht nur Real Madrid (Sami Khedira) oder der FC Bayern (Gomez), sondern auch Wolfsburg (Christian Träsch), Hoffenheim (Sebastian Rudy und Co.) und Leverkusen (Leno?). Dennoch hat der VfB den Anspruch, mit der Spitze in der Liga konkurrieren zu können - eigentlich ein klassischer Widerspruch.

Geht Timo Gebhart nach Hoffenheim?

Das Problem mit Timo Gebhart (22). Dass er fußballerisch begabt ist, bestreitet keiner beim VfB. Dennoch gehörte er zuletzt in Nürnberg und gegen Frankfurt nicht einmal zum Kader, woran sich am Samstag gegen Dortmund vermutlich nichts ändern wird. Labbadia kann nur 18 Spieler berufen - und Traoré überzeugte im Pokal am Mittwoch auf der Position von Gebhart.

"Wir machen jetzt keine Gebhart-Story. Auf diese Diskussion lasse ich mich nicht ein", sagt Bobic. Geredet wurde trotzdem, schon am Montag, als Gebharts Berater Herbert Briem einen Termin beim VfB hatte. Eine Weile wollen die Parteien die Sache noch beobachten, aber ein Wechsel in der Winterpause (Hoffenheim?) ist nicht ausgeschlossen. Labbadia bemängelt bei Gebharts taktische Defizite im Abwehrverhalten. Der Spieler stellt sich der Situation - noch. "Es ist nicht einfach für mich, aber ich lasse mich nicht hängen", sagt Gebhart. Er hat einen Antilauf, obwohl beim VfB ja gerade alles läuft und alles in Ordnung ist - oder zumindest fast alles.