Der Aufschwung beim VfB Stuttgart lenkt den Blick auf Jürgen Kramny – und auf prominente Vorgänger von ihm wie Joachim Löw und Armin Veh.

Stuttgart - Wenn es weiter gut läuft, ist es sicher möglich, dass der VfB häufiger so hohen Besuch bekommt wie am Samstag beim 2:0 gegen Hertha BSC. Auf der Tribüne saß Joachim Löw, der den Aufschwung mit schon fünf Stuttgarter Siegen nacheinander natürlich registriert. Dadurch sind einige Spieler ins Blickfeld des Bundestrainers geraten wie Daniel Didavi, Lukas Rupp oder Timo Werner. Und zudem dürfte Löw gerne nach Stuttgart fahren, weil ihn die Geschichte des Trainers Jürgen Kramny an seine eigenen Anfänge erinnert. Schließlich war auch er einst nur als Zwischenlösung vorgesehen – wie andere in der VfB-Vergangenheit, bei denen das Wort „Interims“ vor dem Zusatz „ Coach“ stand. Eine Auswahl.

 

Franz Seybold (25. Februar 1965 bis 7. März 1965): Er betreute die Mannschaft als Nachfolger von Kurt Baluses in zwei Spielen. Dabei gab es im Pokal eine 2:4-Niederlage gegen Schalke 04 und in der Liga einen 4:2-Sieg gegen den Meidericher SV. Dann machte er Platz für Rudi Gutendorf – um am 1. Juli 1969 unter dubiosen Umständen ein Comeback zu feiern. Denn der VfB hatte Frantisek Bufka verpflichtet, dem aber die Lizenz fehlte. Nur gemerkt hat das keiner im Club. Dumm gelaufen, kann man dazu sagen. So kehrte Seybold für eine Saison zurück. Das Team wurde Siebter. Dennoch wurde er durch Branko Zebec ersetzt.

Karl Bögelein (19. April 1972 bis 30. Juni 1972 und 1. April 1976 bis 30. Juni 1976): Die Tatsache, dass er bei seinem ersten Engagement aus fünf Partien drei Siege eingefahren hat, war der Grund, dass ihn der VfB erneut um Hilfe bat, als in der zweiten Liga nichts mehr ging. Da fiel seine Bilanz mit vier Erfolgen in zehn Spielen aber bescheidener aus. Am Ende bedeutete das Rang elf.

Fritz Millinger (2. Dezember 1974 bis 12. Dezember 1974): Er stand als Einziger nur für eine Begegnung in der Verantwortung. Dabei war seine Ausbeute optimal: ein 2:1-Sieg gegen den MSV Duisburg. Auf ihn folgte Albert Sing, mit dem der VfB abstieg.

Willi Entenmann (5. März 1986 bis 30. Juni 1986). Er war „der Einzige hier, der heute traurig ist“, sagte er nach dem 2:1 im Saisonfinale gegen Bremen. Er musste gehen, obwohl er als Nachfolger von Otto Baric in neun Spielen bei einem Remis nur eine Niederlage kassiert hatte. Sieben Siege standen auf seinem Konto. Zudem erreichte er das DFB-Pokalfinale. Die Fans gingen auf die Barrikaden, doch das änderte nichts daran, dass Egon Coordes kam. Am 27. März 1990 wurde Entenmann dann wirklich zum Chefcoach befördert – eine Entscheidung, die allerdings nicht so glücklich war. Gut sieben Monate später wurde er entlassen.

Jürgen Sundermann (26. April. 1995 bis 30. Juni 1995): Seine dritte Ära beim VfB hätte er sich besser erspart, nachdem er zuvor zweimal erfolgreich war und das Team unter anderem 1977 zum Wiederaufstieg in die Bundesliga geführt hatte. Doch als Notnagel für den gefeuerten Jürgen Röber schaffte er in sieben Partien nur zwei Siege. Er überwarf sich mit Stars wie Giovane Elber oder Carlos Dunga und sorgte für Verwunderung, indem er den Kühlschrank mit den Joghurts des Hauptsponsors aus der Kabine abtransportieren ließ. Er wollte nicht, dass sich die Spieler da kostenlos bedienen.

Joachim Löw (14. August 1996 bis 30. Juni 1998): Inzwischen ist er Weltmeister, aber damals wäre ihn der Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder lieber heute als morgen losgeworden. So saß bei seinem Einstand (4:0 gegen Schalke) in Nevio Scala der Nachfolger schon auf der Tribüne. Danach sagte der Italiener jedoch zu MV: „Ihr braucht keinen neuen Trainer!“ Trotzdem musste Löw fünf Mal nacheinander gewinnen (das ist auch die aktuelle Bilanz von Kramny) und einmal Unentschieden spielen, um einen Vertrag als Chef unterschreiben zu dürfen. Mayer-Vorfelder blieb immer skeptisch, und der Rest ist auch bekannt – siehe Löw und das WM-Finale am 13. Juli 2014.

Rainer Adrion (1. Januar 1999 bis 2. Mai 1999). Als zweiter Interimstrainer in dieser Saison beerbte er den ersten Interimstrainer Wolfgang Rolff, der nur zwei Spiele im Amt war. Adrion schaffte wenigstens zwölf Partien, aber der Plan, die Runde mit ihm zu Ende zu bringen, ging nicht auf. Nach acht sieglosen Spielen war die Mannschaft bis in die Nähe der Abstiegszone abgestürzt. So musste Ralf Rangnick früher als beabsichtigt übernehmen.

Armin Veh (10. Februar 2006 bis 23. November 2008): Sein Auftritt sollte nur von kurzer Dauer sein – der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Hundt begrüßte ihn als „Übergangslösung“. Aber es kam anders. 2007 wurde der VfB unter Veh sogar Meister.

Das sind Kramnys Vorgänger. Und fest steht auch, an wem er sich aus dieser Reihe wohl orientiert: an Joachim Löw und Armin Veh.