Die Managersuche beim VfB Stuttgart verläuft speziell. Es hat ein Gespräch stattgefunden, doch Ralf Rangnick hat dem Verein abgesagt. Er will beim Fußball-Bundesligisten nicht als neuer Sportdirektor einsteigen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Das haben sich die Chefs ganz anders vorgestellt. Einfacher, und auch eher so wie sie es aus der freien Wirtschaft kennen, wenn es eine Schlüsselposition zu besetzen gibt. Da wird ein Anforderungsprofil erstellt, im Gespräch mit den Kandidaten abgeklopft, die dann natürlich alle ihre Bereitschaft signalisieren, den Job zu übernehmen – und danach suchen sich die Bosse den besten Mann heraus.

 

Doch die Managersuche beim VfB Stuttgart verläuft speziell. Trotz der Bemühungen des Präsidenten Bernd Wahler und des Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Schmidt. Für sie ist die Mercedesstraße nach wie vor eine Topadresse im Fußballgeschäft. Ein Standort mit schönem Stadion, potenten Sponsoren und noch immer einem stattlichen Personaletat.

Allein, das reicht nicht an Anziehungskraft. Denn nach StZ-Informationen hat Ralf Rangnick dem VfB definitiv abgesagt. Aus Mangel an Perspektive, wie man hört. Und wenn man Rangnicks Ausführungen dabei richtet deutet, dann gibt es ihn ohnehin – wenn überhaupt – nur ganz oder gar nicht. Was dieses ganz beim Fußballvisionär aus Backnang bedeutet, lässt sich leicht am RasenBallsport Leipzig erkennen: meine Philosophie, mein Personal, mein Projekt. So sieht es der Sportdirektor des Leipziger Zweitligisten. Übertragen auf den VfB würde das wohl heißen: neuer Trainer, neue Mannschaft, aber auch ein neuer Finanzchef und neue Strukturen.

Der VfB ist nicht zum radikalen Schnitt bereit

Doch zu diesem radikalen Schnitt ist man in Stuttgart nicht bereit. Ein bisschen Neuerung reicht – was auch daran liegt, dass sich einige der handelnden Personen bei einer Entscheidung für die Revolution selbst aus dem Feld schießen würden. Und überhaupt: wer sagt denn, dass es beim VfB einen Sportchef mit allen Kompetenzen braucht? Ähnlich wie beim Hamburger SV mit Dietmar Beiersdorfer nach der Ausgliederung der Profis aus dem Gesamtverein.

Diese Frage stellt sich in dieser oder abgewandelter Form seit der Trennung von Fredi Bobic vor fünf Wochen immer wieder. Die Antwort bleibt aber nach wie vor diffus, weil sich der Club in einer Findungs- und Sondierungsphase befindet, in der es vor allem eines zu klären gilt: Was soll der künftige Manager eigentlich genau machen? Die einen liebäugeln mit der großen Lösung – dem Strategen, der den VfB auf sportlicher Ebene in die Zukunft führt. Die anderen plädieren für einen Schaffer, der eine solide Kaderplanung vorantreibt. Und wieder andere wünschen sich eine frische, charismatische Figur für den Verein, der für die beabsichtigte Fußball-AG des VfB bei den Mitgliedern und Investoren die nötige Überzeugungsarbeit leistet.

Ein klarer Plan lässt sich daran jedoch nicht zwingend erkennen. Weshalb die Bandbreite von eben von Ralf Rangnick, dem extremen Erneuerer, bis hin zu Michael Zeyer, dem stillen Veränderer der Stuttgarter Kickers, reicht. Selbst ein Jens Lehmann als Berufsanfänger wird von offizieller Seite nicht gänzlich ausgeschlossen. Es sei denn, man hört bei Armin Veh genau hin. Der Trainer hält nichts davon, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der außer seiner Prominenz erst einmal nicht so viel an Qualifikationen mitbringt.

Der VfB lässt sich nicht hetzen

So verdichtet sich rund um den VfB in der Außenwahrnehmung die Annahme, dass es bei der Managersuche nicht vorangeht, dass die Fahndung nach dem geeigneten Mann sogar einer gewissen Beliebigkeit unterliegt. Doch die Clubverantwortlichen wollen sich weiterhin nicht treiben lassen. Sie verweisen darauf, dass es auch kein Zeichen von Passivität sei, wenn sich nach vielen Gesprächen immer noch nichts konkretisiere.

Doch ob die Zeit, die sich der VfB nimmt, für oder gegen ihn spricht, vermag niemand zu sagen. Offensichtlich erscheint nur, dass der Verein auf die Nach-Bobic-Ära nicht vorbereitet war. Das ehrt die Chefs einerseits, setzt sie aber andererseits der Kritik aus, naiv gehandelt zu haben. Was zu dem Punkt führt, dass es der VfB gerade ohnehin nicht recht machen kann. Gehetzt fühlen sich die Stuttgarter trotzdem nicht. Weil sie in Veh über jemanden verfügen, der sich nicht nur als Übungsleiter versteht und in die Transfergeschichten einbringt. Und in Jochen Schneider verfügt Veh bis auf weiteres über jemanden, der die Umsetzung abwickeln kann und als Sportdirektor auch den Unterbau kennt und mitsteuert. Zumindest das Tagesgeschäft läuft also beim VfB.