Der VfB Stuttgart überlegt mittlerweile, sogar zwei Stürmer zu holen – wenn es zuvor gelingt, Geld aus einem Transfer einzunehmen.

Stuttgart - In diesen Tagen kann Fredi Bobic nicht auf allen Hochzeiten tanzen, sondern nur auf einer. Deshalb beantwortete der Manager des VfB Stuttgartam Donnerstag auch nicht wie normalerweise vor jedem Bundesligaspiel üblich auf einer Pressekonferenz des Clubs die Fragen der Reporter. Das überließ er dieses Mal dem Trainer Bruno Labbadia. Bobic war stattdessen auf Reisen. Denn der Transferpoker erfordert seinen ganzen Einsatz.

 

Dieses Thema überlagert den Rückrundenauftakt am Samstag beim FC Schalke. Fest steht im Augenblick nur, dass der VfB in dieser Partie noch ohne neue Stürmer antreten wird. Labbadia muss vorläufig mit Cacau (30), Pawel Pogrebnjak (28) und Julian Schieber (22) auskommen, die ihn aber weder in der Hinserie noch jetzt in den Vorbereitungswochen auf die zweite Saisonhälfte überzeugten. "Ich glaube, dass sie auch selbst nicht mit sich zufrieden sind", sagt der Trainer, dessen Vertrauen in das Trio allem Anschein nach ziemlich beschränkt ist. Deshalb erwägt der Club nach StZ-Informationen ernsthaft, nicht nur wie bisher geplant einen Angreifer zu verpflichten, sondern zwei.

Denn die vorhandenen Stürmer haben alle Probleme. Cacau wurde von seinen Kollegen angezählt, die ihn nicht mehr in den Mannschaftsrat wählten. "Das hat ihn nicht erfreut", sagt Labbadia, der nicht vorhersehen kann, wie die Reaktion ausfällt. Ist Cacau beleidigt und trotzig? Und was ist mit Julian Schieber? Er erfüllte die Erwartungen von Labbadia auch in Belek nicht, nachdem er schon bei seinen Einsätzen kurz vor Weihnachten gegen die Bayern und Wolfsburg enttäuscht hatte. "In den vergangenen Monaten haben wir versucht, ihn zu stärken", sagt Labbadia, "aber jetzt steht er in der Pflicht."

Es hängt vom Geld ab

Bleibt Pogrebnjak. Dem russischen Nationalspieler wurde nun unmissverständlich mitgeteilt, dass er beim VfB keine Zukunft mehr besitzt und sich am besten noch im Januar einen neuen Club suchen soll. Seitdem herrscht Funkstille zwischen den Parteien. Bobic und Labbadia bauen nicht mehr auf Pogrebnjak, obwohl er fit ist und zuletzt mit seinen Trainingsleistungen sowohl Cacau als auch Schieber deutlich in den Schatten gestellt hat.

Trotz aller Vorbehalte wird zumindest einer der drei auf Schalke auflaufen. Aber was passiert dann? "Mir ist bekannt, dass im Verein die Bereitschaft da ist, die Mannschaft zu verstärken", sagt Labbadia.

Ob dieser erklärte Wille jedoch auch in die Tat umgesetzt wird, hängt vor allem vom Geld ab - wobei sich da vielleicht in Kürze neue Perspektiven eröffnen könnten. Denn aktuell sind auf der Geschäftsstelle offensichtlich klare Signale eingegangen, dass es doch Interessenten gibt, die bereit sind, für den einen oder anderen zur Disposition stehenden VfB-Profi eine hohe Ablösesumme zu zahlen - am ehesten für Zdravko Kuzmanovic, der mit Vereinen in Italien (Juventus Turin, AC Mailand, Lazio Rom) in Verbindung gebracht wird.

Von Hoffenheim nach Stuttgart?

Wenn aus dem gesendeten Zeichen ein Angebot entsteht und Kuzmanovic (oder ein anderer) für ein paar Millionen Euro verkauft wird, hat der VfB finanziell den notwendigen Handlungsspielraum, um die Maßnahmen zu vollenden, die Bobic in die Wege geleitet hat. So einigte er sich mit Srdjan Lakic (28) aus Wolfsburg auf einen Wechsel. Vollzogen werden kann er aber erst, wenn es auch eine Lösung mit dem VfL-Trainermanager Felix Magath gibt, der vier Millionen Euro fordert - das Doppelte dessen, was dem VfB vorschwebt.

Der zweite Wunschkandidat neben Lakic spielt nur rund 70 Kilometer von Stuttgart entfernt ebenfalls in der Bundesliga - Vedad Ibisevic (27) aus Hoffenheim. "Ich weiß, dass es Gespräche zwischen den beiden Clubs gibt", sagt sein Berater Andreas Sadlo. Obwohl der VfB nicht der einzige Kandidat sei, könne sich sein Schützling ein Engagement in Stuttgart gut vorstellen, auch weil er dann seinen derzeitigen Wohnort beibehalten könnte. Allerdings müsste Ibisevic gehaltsmäßig Abstriche machen, da die VfB-Obergrenze künftig bei zwei Millionen Euro pro Jahr liegen soll. "Natürlich wünscht sich jeder Trainer immer noch einen Ronaldo oder einen Messi dazu", sagt Labbadia. Lakic und Ibisevic wären in seinen Augen fürs Erste aber auch nicht schlecht.