Zwei Tage lang hatte die Vereinsführung mit sich über den richtigen Weg aus der Krise gerungen. Am Samstag hat Trainer Thomas Schneider noch mal Chance, den VfB Stuttgart aus der Abstiegsregion zu führen – weil die Alternativen nicht überzeugen.

Stuttgart - Es passiert nicht so oft, dass eine Mitteilung des VfB Stuttgart einen derart langen Vorlauf hat wie die Presseinformation Nummer 14 des Jahres 2014, die am Dienstag um 17.24 Uhr verschickt wurde. Darin hieß es kurz und bündig: „Thomas Schneider wird am Samstag beim Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig als Cheftrainer auf der Bank sitzen. Die Trainingseinheiten am Mittwoch finden um 10 und um 15 Uhr statt und sind öffentlich.“ Vorangegangen waren zwei Tage, in denen die Vereinsführung mit sich über den richtigen Weg aus der Krise gerungen hat. Das Ergebnis sind die beiden Sätze in der Pressemitteilung Nummer 14.

 

Sie besagen, dass Schneider bis Samstag im Amt bleibt und die Mannschaft auf die Partie gegen den Tabellenletzten der Bundesliga vorbereitet. Die beiden Sätze besagen dagegen nicht, dass die Lage nicht schon am Samstagabend wieder neu bewertet wird. Das lässt sich der VfB offen, denn was bei einer Niederlage oder auch bei einem Unentschieden gegen Braunschweig geschehen würde, ist in Pressemitteilung Nummer 14 nicht geregelt.

Der Name Balakov begeistert nicht

Vor dem zumindest bis Samstag gültigen Bekenntnis zu Schneider hat die Stuttgarter Clubspitze alle Argumente ausgetauscht, die für und gegen den Trainer sprechen – beginnend gleich am Sonntagabend nach dem 1:2 in Frankfurt. Fortgesetzt wurden diese Gespräche am Montag, ehe gestern die große gemeinsame Sitzung des Vorstands und des Aufsichtsrats folgte. „Wir haben uns nach dem emotionalen Spiel bei der Eintracht die Zeit genommen, die nötig war, um in Ruhe analysieren und Eindrücke austauschen zu können“, sagt der Präsident Bernd Wahler.

Analysiert haben die Gremien zwar auch, dass die Entwicklung nach acht Niederlagen am Stück immer bedrohlicher in Richtung zweite Liga weist, mehr ins Gewicht fielen jedoch zwei andere Komponenten: Erstens steht Schneider für den Stuttgarter Weg mit der Förderung der eigenen Talente, was das Anliegen und der Anspruch von Wahler ist. Und daneben traf das favorisierte Nachfolgemodell mit Krassimir Balakov als Chef und Frank Verlaat als Assistent auch nicht gerade auf übermäßig große Begeisterung.

Gegen Braunschweig in der Bringschuld

Denn der frühere Weltklassespieler aus Bulgarien, der einst mit dem VfB als Profi glorreiche Zeiten erlebte, hat als Trainer noch nicht bewiesen, dass er eine so schwierige Situation meistern kann. Unter ähnlichen Voraussetzungen ist Balakov sowohl in der Saison 2007/08 beim FC St. Gallen als auch im Frühjahr 2012 beim 1. FC Kaiserslautern gescheitert. Beide Clubs übernahm er, als sie in Abstiegsgefahr schwebten – und beide Clubs stiegen am Ende dann auch ab, Kaiserslautern sogar sang- und klanglos mit sieben Pleiten in acht Partien unter Balakov.

Verlaat hat sich nach dem Ende seiner aktiven Karriere sogar weitgehend aus dem Fußballgeschäft zurückgezogen und lebt seitdem mit seiner Familie an der Algarve in Portugal. Angesichts dieser Alternativen entschied sich der VfB dann, lieber Schneider noch eine Chance einzuräumen. Aber der Trainer steht nun unter Druck, da er weiß, dass er gegen Braunschweig in der Bringschuld ist. Er braucht einen Sieg, um seinen Posten nachhaltig festigen zu können. Kassiert der VfB dagegen die neunte Niederlage nacheinander, dürfte am Sonntag oder Montag die Presseinformation Nummer 15 folgen – dann jedoch mit einer anderen Ansage als gestern die Info 14.