Das 2:2 unentschieden gegen Bayer Leverkusen hilft den Stuttgartern nur ein bisschen weiter. Die Krise ist noch lange nicht verscheucht und die Verunsicherung bleibt ebenfalls. Die Spielanalyse der StZ-Sportredaktion.

Stuttgart - Als der Schiedsrichter Günter Perl die Partie abpfeift, pfeifen auch viele Stuttgarter Fans. Weil es den von ihnen erhofften Befreiungsschlag wieder nicht gegeben hat. Diese eine Partie, die die Krise verscheucht. Der VfB spielte 2:2 gegen Bayer Leverkusen. Zu wenig, um Ruhe einkehren zu lassen.

 

Die erste schlechte Nachricht erhielt der VfB-Trainer Bruno Labbadia schon vor dem Spiel. Serdar Tasci musste mit Achillessehnenproblemen passen. Für ihn rückte Maza in die Innenverteidigung. Gotoku Sakai kehrte auf die rechte Abwehrseite zurück, und im Mittelfeld bekam erneut Raphael Holzhauser den Vorzug vor Tamas Hajnal. Im Mittelpunkt stand aber zunächst Sven Ulreich. Der VfB-Torwart ließ eine flache Hereingabe des Leverkuseners Karim Bellarabi nach vorne abprallen. Direkt vor die Füße von Stefan Kießling, der gar nicht anders konnte, als die Gästeführung zu erzielen (13. Minute). Dieser erneute schwere Schlag in Richtung Stuttgarter Selbstvertrauen ließ nichts Gutes für den VfB erahnen. Wäre da nicht der unbeschwert agierende Ibrahima Traoré gewesen und der nervenstarke Vedad Ibisevic. Leverkusens Kapitän Simon Rolfes hatte den beherzt in den Strafraum stürmenden Traoré zu Fall gebracht. Ibisevic verwandelte den Elfmeter sicher (19.). Nichts Besonderes? Von wegen. Hatte Vedad Ibisevic den vorangegangenen Elfmeter im ersten Saisonspiel gegen den VfL Wolfsburg doch verschossen und damit so ein bisschen den Startschuss für die Stuttgarter Krise gegeben. Zudem war dieser Treffer vom Punkt das erste Stuttgarter Saisontor in der Mercedes-Benz-Arena – nach 288 Minuten.

Die erste Halbzeit war nicht aufregend

Gegen die ständige VfB-Angst spielte aber vor allem der Jüngste im Stuttgarter Team an. Der 19 Jahre alte Raphael Holzhauser belebte das Spiel, sei es durch kluge Pässe, oder durch Schüsse aus der Distanz. Trotzdem plätscherte die erste Halbzeit nach dem Stuttgarter Ausgleich vor sich hin. Die Leverkusener verlegten sich auf eine äußerst zurückhaltende Spielweise, während der VfB in erster Linie darum bemüht war, im Spielaufbau keine gravierenden Fehler zu machen und sich auf diesem Wege das Selbstvertrauen zurückzuholen.

Einen guten Start in den zweiten Durchgang erwischte aber Sven Ulreich. Den Schuss von Bellarabi parierte der VfB-Schlussmann gekonnt. Und dann kam Holzhauser – und zwar mit viel Tempo über die linke Seite. Das exakte Zuspiel des besten VfB-Spielers verwandelte Ibisevic zur 2:1-Führung (55.). Durch das zweite Tor des Bosniers fühlten sich allerdings nicht die Stuttgarter animiert, sondern Stefan Kießling. Dem gelang per Kopf der Leverkusener Ausgleich. Stefan Kießlings Treffer zum 2:2 (59.) war bereits das zwölfte Tor des Bayer-Stürmers in seinem 14. Spiel gegen den VfB Stuttgart.

Dann unterlief Maza noch ein eklatanter Fehler, als er im Strafraum über den Ball säbelte. Nicht nur in dieser Szene zeigte sich die chronische Verunsicherung in der Stuttgarter Hintermannschaft. Hätten die Leverkusener etwas konsequenter auf die VfB-Aussetzer in der Defensive reagiert, sie wären als Sieger vom Platz gegangen. „Stuttgart war nach dem 1:0 wie ein angeschlagener Boxer. Da hätten wir zupacken müssen. Wir waren heute die etwas reifere Mannschaft“, analysierte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. Bruno Labbadia wiederum berief sich darauf, dass sein Team nach dem Rückstand „Moral gezeigt“ habe.

Und zumindest tabellarisch ist es ja ein Stuttgarter Schritt nach vorn gewesen. Der VfB verbesserte sich in der Bundesligatabelle von Platz 16 auf Position 15.