Im Angriffszentrum des VfB Stuttgart steckt der Wurm drin. Was ist los mit Progrebnjak, Schieber und Cacau? Braucht es einen neuen Stürmer?  

Stuttgart - Fredi Bobic wird viel Arbeit in die Weihnachtsferien mitnehmen, das steht jetzt schon fest. Einen neuen Stürmer sucht der VfB-Manager und weiß, dass dies nicht einfach ist, wenn die Kassen eher spärlich gefüllt sind. Ein zentraler kopfballstarker Mann soll es sein, einer wie der Wolfsburger Srdjan Lakic (28) oder der Hoffenheimer Vedad Ibisevic (27). Beide wären zu haben - doch dürften beide das VfB-Budget deutlich übersteigen, weshalb sich Bobic vermutlich eher im preiswerteren Segment im Ausland umschauen muss.

 

So oder so: am Mittwochabend, im DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV (20.30 Uhr, Mercedes-Benz-Arena), bleibt dem VfB nichts anderes übrig, als auf die vorhandenen Stürmer zu hoffen. "Der Ball muss irgendwie ins Tor, mir ist ganz egal wie", sagt Bobic. Allerdings haben alle drei zentralen Angreifer des Stuttgarter Bundesligisten mit Problemen zu kämpfen - das Tor haben sie schon lange nicht mehr getroffen.

Pawel Pogrebnjak (28, ein Saisontreffer, Vertrag bis 2012):

Der russische Nationalstürmer ist wahrlich nicht vom Glück verfolgt. So zog er sich Mitte Oktober im Training einen doppelten Bänderriss zu, unmittelbar nach seinem überzeugenden Auftritt gegen Hoffenheim (2:0), als er seinen einzigen Treffer erzielt hatte. Und dann wurde seine Frau Maria in der Nacht vom vergangenen Freitag auf Samstag auch noch Opfer eines Überfalls. Ein Einbrecher hatte versucht, in die Wohnung einzudringen. Er konnte nur durch laute Hilferufe in die Flucht geschlagen werden. Der Schock saß so tief, dass Maria mit den drei Kindern zumindest vorübergehend ausgezogen ist. Pogrebnjak hat vor dem Wolfsburg-Spiel von dem Überfall erfahren, was sich nicht leistungssteigernd ausgewirkt haben dürfte.

Überhaupt konnte er nach seiner Rückkehr am 27. November in Bremen (0:2) nicht mehr an die Form anknüpfen, die er vor seiner Verletzung hatte. Insofern ist ein Vereinswechsel im Januar ein Thema, auch wenn der VfB darüber mit Pogrebnjak noch nicht gesprochen hat. Aber der Club könnte nur noch im Winter eine Ablösesumme kassieren. Auch Pogrebnjak selbst könnte Interesse an einem Transfer haben, weil er befürchten muss, dass sich sein Reservistendasein in der Rückrunde fortsetzt. Dann müsste er um seine EM-Teilnahme bangen. Bisher hat er sich dennoch gegen einen Abgang gesträubt, weil er sich mit der Familie in Stuttgart sehr wohlgefühlt hat. Womöglich hat nun der gerade noch verhinderte Einbruch daran etwas geändert. Aus England hat der FC Fulham schon vor einiger Zeit Kontakt aufgenommen. Fest steht allerdings, dass Pogrebnjak lieber in Deutschland bleiben würde.

Julian Schieber (22, null Saisontore, Vertrag bis 2013):

Der große Heilsbringer sollte Julian Schieber sein - was dann doch ein bisschen zu viel verlangt war. Hinter dem Rückkehrer aus Nürnberg lag eine monatelange Verletzungspause, als er beim 2:2 gegen Köln unter dem stürmischem Jubel der Fans erstmals eingewechselt wurde. "Ich hätte gerne mit ihnen gleich ein Tor bejubelt", sagt Schieber, "leider hat es bisher nicht geklappt." Gegen die Bayern (1:2) und in Wolfsburg (0:1) spielte er sogar von Beginn an - doch war deutlich zu sehen, dass ihm noch die Kraft, die Spielpraxis und damit auch die Bindung zu den Mitspielern fehlt. Nur ganz selten kam er überhaupt an den Ball. Der erhoffte Schieber-Effekt - er ist bisher ausgeblieben. "Es ist nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe."

Seine Verletzung ist auskuriert, im Training, sagt er, "habe ich eigentlich ein tolles Gefühl". Jedoch: "Ich bin ein Spieler, der von der Dynamik lebt. Die muss ich mir erst wieder erarbeiten." Das dauert länger, als er sich das vorgestellt hat. Über Weihnachten will Schieber daher Extraschichten einlegen, in der Vorbereitung will er Gas geben, "damit ich spätestens mit Beginn der Rückrunde wieder der Alte bin".

Cacau (30, vier Saisontore, Vertrag bis 2013):

Die Saison hat gut begonnen für Cacau. Zwei Tore erzielte der Nationalstürmer in den ersten beiden Spielen und weckte damit die Hoffnung auf ein erfolgreiches Jahr. Mittlerweile müssen die Stuttgarter eher nach unten als nach oben schauen - und das hat auch damit zu tun, dass der Ersatzkapitän aus dem Tritt geraten ist.

Es hat ihn schwer getroffen, dass ihm zu großer Egoismus vorgeworfen wurde - von den Mitspielern, aber auch vom Trainer Bruno Labbadia, der Cacau im Spiel gegen die Bayern aus der Startformation nahm. Und es machte für ihn die Aufgabe auch nicht leichter, dass er zuvor meist als einzige Spitze im Angriffszentrum spielen musste. Cacau war immer dann am stärksten, wenn er neben einem Stoßstürmer wie Mario Gomez agieren und sich nach hinten fallen lassen konnte. Wegen dieser Qualitäten setzt der Bundestrainer Joachim Löw noch heute auf ihn. Beim VfB jedoch ist es ziemlich einsam um ihn geworden - zuletzt wurde der dienstälteste Profi von den eigenen Fans ausgepfiffen.

Sehr gespannt werden Pawel Pogrebnjak, Julian Schieber und Cacau nun Fredi Bobic' Stürmersuche verfolgen - und hoffen, dass der Manager nicht fündig wird. "Ich bin ganz klar der Meinung, dass wir keinen neuen Angreifer brauchen", sagt Schieber: "Wir drei sind gut genug und benötigen keine weitere Unterstützung."

Die besten VfB-Torjäger

1. Karl Allgöwer: 338 Spiele; 129 Tore

2. Fritz Walter: 216 Spiele; 102 Tore

3. Hermann Ohlicher: 318 Spiele; 96 Tore

4. Jürgen Klinsmann: 156 Spiele; 79 Tore

5. Cacau: 219 Spiele; 74 Tore

6. Fredi Bobic:148 Spiele; 69 Tore

7. Karlheinz Handschuh: 185 Spiele; 64 Tore

8. Mario Gomez: 121 Spiele; 63 Tore

9. Hansi Müller: 143 Spiele; 54 Tore/ Krassimir Balakov: 236 Spiele; 54 Tore

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Pawel Pogrebnjak: 65 Spiele; 15 Tore

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Julian Schieber: 32 Spiele; 3 Tore