Der Trainer und der Sportvorstand fordern dauerhafte Intensität im Spiel des VfB Stuttgart. Gelingt das nicht, sehen sie die Mission Aufstieg in Gefahr.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Die Glückseligkeit im Fanlager des VfB Stuttgart war nicht gerade klein am Freitagabend. Und das war ja auch kein Wunder. 2:1 hatten die Roten gerade den TSV 1860 München besiegt, die Gedanken an das 0:5 in Dresden konnten endlich weichen – und dann war da ja noch das Comeback von Daniel Ginczek. Der Stürmer des VfB, einst Garant für den Klassenverbleib in der Bundesliga, durfte nach monatelanger Rehaphase mal wieder auf den Platz. Und der weiß-rote Anhang rastete schier aus. Erst am Freitag im Stadion, dann das ganze Wochenende über im Internet. In die neue Woche geht der VfB nach alldem als Vierter der Zweitligatabelle. Und doch ist die Zufriedenheit nicht vollumfänglich.

 

Die sportlich Verantwortlichen beim VfB sahen sich sogar dazu gezwungen, die Versäumnisse während der vorangegangenen 90 Minuten deutlich und äußerst kritisch anzusprechen. Weil sie wissen: Stellt die Mannschaft ihre offenkundigen Schwächen nicht ab, ist die Mission Aufstieg trotz einer in den meisten Fällen überlegenen Elf in Gefahr. „So geht es nicht“, sagte Jan Schindelmeiser. Und Hannes Wolf, der Cheftrainer, ergänzte: „Uns durchschlängeln oder durchmogeln – das kriegen wir nicht hin. Und das will ich auch nicht.“

Hält der VfB das Tempo hoch, setzt sich seine Qualität durch

Erzürnt hat das Duo die Phase nach dem 2:0 bis zur Pause, als die Mannschaft völlig unnötig die Spielkontrolle aus der Hand gegeben hatte. Das Zurückziehen nach einer Phase intensiven Pressings war vom Trainer zwar verordnet gewesen, die Begleiterscheinungen dagegen nicht. „Wir haben das Spiel entschleunigt“, kritisierte Wolf und mahnte: „Zwischen dem Zurückziehen und der Geschwindigkeit in unserem Spiel darf es keinen Zusammenhang geben. Wir müssen trotzdem aktiv und schnell bleiben.“ Dann, das haben die meisten bisherigen Zweitligaauftritte des VfB gezeigt, setzt sich dessen Qualität am Ende auch durch.

Wenn nicht, kann selbst in der zweiten Liga das passieren, was dem VfB in Dresden passiert ist: dass wenige unachtsame Minuten ausreichen, um sich ein Spiel komplett aus den Händen nehmen zu lassen. Gegen die Löwen aus München hat sich Wolfs Rudel nach der Pause und dessen klarer Ansprache wieder besonnen und noch zahlreiche Chancen herausgespielt. Die Themen für die kommenden Trainingseinheiten aber bleiben für den Coach gesetzt: „Leidenschaft, Geschwindigkeit, Intensität.“ Schindelmeiser fügte an: „Wenn du in der Offensive kein Tempo mehr drin hast, kannst du dich heute nicht mehr durchsetzen.“ Wobei die beiden nicht falsch verstanden werden wollen.

Am Dienstag bei Borussia Mönchengladbach

Nicht ein wildes Spektakel ist das Ziel unter Wolf. „Wir wollen auch Ballbesitzphasen haben“, sagte er, „wir wollen alle Facetten des Fußballs.“ Bei all diesem Streben nach größtmöglicher Flexibilität sei aber die Intensität im Spiel die Grundvoraussetzung. „Das kommt zuerst, danach kommt alles andere“, sagte er – wohl wissend, dass er seine Mannschaft damit auch mal auf eine Gratwanderung schickt. „Wir müssen die körperlichen und geistigen Voraussetzungen schaffen, ohne drüberzugehen“, erklärte er. „Die Mannschaft“, bestätigte Schindelmeiser, „braucht immer wieder Reize.“

Wie weit sie in ihrem Spiel dann kommt, wird sich schon an diesem Dienstag (20.45 Uhr) zeigen. Das Zweitrundenduell im DFB-Pokal bei Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach wird ein echter Gradmesser für Wolfs Team. Denn dabei gilt noch mehr als sonst: Schwächephasen können fatale Folgen haben.