Der abgestürzte VfB Stuttgart richtet sich neu aus: die Hoffnungsträger für die Zukunft sind Sportvorstand Thomas Hitzlsperger, Sportdirektor Sven Mislintat und Trainer Tim Walter.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Viele Blicke richten sich hoffnungsvoll auf ihn, doch Thomas Hitzlsperger ist kaum zu sehen. Zumindest nicht an Spieltagen, obwohl er in der ersten Reihe sitzt. Doch der Manager des VfB Stuttgart sucht stets unauffällig seinen Platz auf der Bank am Spielfeldrand – zwischen den Co-Trainern und dem Mannschaftsarzt. Dort sitzt er und verfolgt das Geschehen voller Anspannung. Gefühlsausbrüche zeigt Hitzlsperger jedoch selten. Es gibt zwar Bilder von ihm, wie er nach Toren jubelnd aufspringt, aber keine, auf denen er mit dem vierten Offiziellen streitet. Das ist nicht sein Stil.

 

Hitzlsperger managt die Krise

Hitzlsperger ist der Mann, der den VfB in eine bessere Zukunft führen soll. Mit ruhiger Hand und klaren Gedanken soll der Sportchef die großen Linien zeichnen. Allerdings hat er das Problem, das dem Traditionsverein einmal mehr die Gegenwart dazwischen gefunkt hat. Praktisch seit Saisonbeginn befindet sich der VfB im Krisenmodus, und seit Februar ist Hitzlsperger derjenige, der die aktuelle sportliche Misere managt.

Als Nachfolger des umstrittenen Michael Reschke hat der 37-jährige Ex-Nationalspieler eine Situation vorgefunden, in der es zunächst nur ein Ziel gab: den Klassenverbleib. Durch den nun besiegelten Abstieg in der Relegation gegen Union Berlin herrscht die bittere Klarheit, dass Hitzlsperger sich in der zweiten Liga daran machen muss, neu zu gestalten.

Das ist sein eigener Anspruch. Ein paar schlaue Ideen sollen den VfB voranbringen. „Mein Ziel ist es, ein starkes Team aufzubauen, das mutig und leidenschaftlich die vor uns liegenden Aufgaben angeht“, sagt Hitzlsperger. Damit meint der Sportchef jedoch nicht den Profikader, sondern vielmehr den Mitarbeiterstab um ihn herum. Hitzlsperger sieht sich als eine Art Supervisor. Er legt die Strategie fest, trifft personelle Entscheidungen und zeichnet letztlich dafür verantwortlich. Aber er will das nicht als One-Man-Show verstanden wissen. Deshalb hat er Operationen am Organigramm vorgenommen und einen Sportdirektor installiert. Nach langer Suche ist es Sven Mislintat geworden – eine in der Szene überaus anerkannte Fachkraft mit der Kernkompetenz Kaderplanung.

Mislintat wird auf der Bank sitzen

Künftig wird somit nicht mehr Hitzlsperger auf der Bank sitzen, sondern Mislintat. So ist es mit dem 46-jährigen Kamener vereinbart, der sich als Chefscout von Borussia Dortmund und des FC Arsenal einen exzellenten Ruf erarbeitet hat. „Es ist eine Riesenherausforderung und zugleich eine große Ehre, für einen Club wie den VfB arbeiten zu dürfen“, erklärte Mislintat nach der Bekanntgabe seiner Verpflichtung zum 1. Mai. Für zwei Jahre hat er unterschrieben und will dabei beweisen, dass er nicht nur im Hintergrund die Fäden bei Transfers ziehen, sondern mit Hitzlsperger die Zusammenstellung einer Mannschaft orchestrieren kann.

Die erste Schlüsselpersonalie, die das Manager-Duo zu verantworten hat, ist der neue Cheftrainer Tim Walter. Und mit ihm ist das Triumvirat komplett: Hitzlsperger, Mislintat, Walter – sie wollen einen VfB in die Spur bringen, der erfolgreichen Fußball bietet und dabei für eine offensive Spielphilosophie steht. Weniger soll es nicht sein.

Jetzt geht die Arbeit erst los

Als spannend gilt deshalb nicht nur, wie sich der VfB mit seinen selbstbewussten Köpfen sportlich neu ausrichtet. Vielmehr ist in den nächsten Wochen die Frage zu beantworten – mit welchem Personal die Umsetzung stattfindet? Bisher sind mit Atakan Karazor von Holstein Kiel und dem 18-jährigen Mateo Klimowicz von Instituto AC Cordoba zwei Spieler verpflichtet, die sich unabhängig von der Ligazugehörigkeit für den VfB entschieden hatten. Aber jetzt geht die wirkliche Arbeit des Dreigestirns erst richtig los.