Beim 0:0 des VfB Stuttgart gegen RB Leipzig gibt es wenig Torszenen, denn der gut verteidigende Aufsteiger scheut offensiv das Risiko.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Nein, große Jubelorgien sind nicht die Sache des Tayfun Korkut. Schnell hatte der Cheftrainer des VfB also seine Hände in den Hosentaschen verstaut. Schließlich wies die Anzeigetafel in der Mercedes-Benz-Arena nach Schlusspfiff ja auch keinen Stuttgarter Sieg aus. Das 0:0 hatte dort noch immer seine Gültigkeit. Ein Endstand, den Korkut gegen den Vizemeister RB Leipzig aber durchaus als einen Teilsieg werten wollte. Denn seine Taktik, die der 43-Jährige diesmal nach dem Prinzip „Ein Punkt ist besser als keiner“ ausgerichtet hatte, sie hatte gezündet.

 

Korkut bleibt mit dem VfB auch im sechsten Spiel ungeschlagen

„Das ist ein guter Punkt für uns. Man ist geneigt, so ein Spiel schnell als langweilig abzutun. Doch taktisch war das defensiv auf höchstem Niveau“, sagte Tayfun Korkut, der mit dem Punktgewinn auch im sechsten Spiel seiner Amtszeit beim Aufsteiger ungeschlagen bleibt. 14 von 18 Zählern hat der VfB unter der Regie des 42-fachen türkischen Nationalspielers nun geholt. Weil der VfB gegen Leipzig punktete, während etwa die Kellerkinder aus Hamburg, Wolfsburg und Mainz verloren, ist der Abstand auf den Relegationsplatz 16 acht Spieltage vor Saisonende auf stolze neun Punkte angewachsen.

Zudem schwimmen die Stuttgarter vor dem Auswärtsspiel am Freitag (20.30 Uhr) im Freiburger Schwarzwaldstadion durch den auch psychologisch wichtigen Punktgewinn weiter auf der Erfolgswelle. Kann der VfB also mit 34 Pluspunkten gar aufatmen angesichts der Tatsache, dass der Viertletzte der Bundesliga seit Einführung der Dreipunkteregel im Schnitt mit 36 Zählern die Klasse hielt? „Nein“, sagte Abwehrspieler Holger Badstuber, „denn rechnerisch ist der Abstieg noch möglich. Wir halten weiter die Spannung hoch.“

Kurzfristiger Ausfall von Timo Baumgartl

Gegen den Vizemeister aus Sachsen hatte Korkut, der sich immer mehr zum Trainer mit der ruhigen Hand mausert, seine eingespielte Startelf zwangsweise ändern müssen. Nach einem Trainingsunfall klagte Timo Baumgartl über eine leichte Gehirnerschütterung – und wurde in der Viererkette durch Badstuber ersetzt, dessen Platz in der Doppel-Sechs Dennis Aogo einnahm. Halbzeit eins bot allerdings wenig Brisanz und Torraumszenen. Was zunächst daran lag, dass beide Abwehrreihen gute Arbeit leisteten – und beim VfB auch der kleine Santiago Ascacibar nach seinem schwachen Auftritt in der Vorwoche in Köln wieder gut und aggressiv in die Zweikämpfe kam.

Was fehlte, war auf beiden Seiten aber ein wirkungsvoller Schlachtplan für die Offensive. So war bis zum Wechsel etwa Mario Gomez lediglich sechsmal am Ball – und das Spiel gewiss kein Knüller. Beide Teams kamen so auf nur eine Halbchance durch den VfB-Kapitän Christian Gentner (25.) sowie durch den Heimkehrer Timo Werner. Doch der Leipziger traf nach einem Steilpass des Kollegen Naby Keita in seinem Geburtsort Bad Cannstatt frei stehend vor Ron-Robert Zieler den Ball nicht richtig (45.).

Wenig Strafraumszenen

Viel Anlass zum Zungeschnalzen bot es also nicht, dieses erste Gastspiel von RB Leipzig in der langen Bundesligahistorie des VfB. Manch ein Fan im Stadion hätte sich gewiss mehr Strafraumszenen mit Hallo-wach-Effekt gewünscht. Doch da hatte vor allem der Trainer Korkut etwas dagegen, der nicht gewillt war, bedingungslos ins Risiko zu gehen. Und so war dieses Unentschieden gegen die Roten Bullen auch eines der Vernunft.

Weil der VfB hinten konzentriert agierte, wofür exemplarisch der Auftritt des stark spielenden Rechtsverteidigers Andreas Beck stand, brachten die Stuttgartern hinten die Null ins Ziel. Holger Badstuber unterstützte die Linie seines Trainers voll: „Zu null ist immer gut“, sagte der ehemalige Nationalspieler. „Wir haben unsere Serie gegen einen Champions-League-Teilnehmer ausgebaut – und sind zufrieden. Wir sind fußballerisch nicht so weit, spielerisch dagegenzuhalten, wenn ein starker Gegner auf unsere Fehler lauert.“

Also nahm man es beim VfB gerne in Kauf, dass es erstmals unter der Regie von Tayfun Korkut vorne zu keinem Tor reichte. Gomez (80.) und sein Sturmpartner Daniel Ginczek hatten je eine Chance, doch köpften beide in der Schlussphase des Spiels in Bedrängnis neben das Tor; für Leipzig zielte Keita bei der größten Chance links daneben. Am Ende blieb es daher bei einer Nullnummer, mit der der VfB gut leben kann. Daher gab es von den Rängen immerhin warmen Applaus. „Die Fans haben eine gutes Gespür dafür“, resümierte der Torwart Zieler, „was die Mannschaft derzeit leisten kann.“

VfB Stuttgart - Bundesliga

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