Bei einem TV-Auftritt hat sich Hansi Müller in der Vorwoche zur Trainerfrage beim VfB Stuttgart verplappert. Jetzt ist er aus dem Aufsichtsrat des Vereins zurückgetreten.
Stuttgart - Diesmal sitzt Hansi Müller nicht in einem österreichischen Fernsehstudio, diesmal meldet er sich schriftlich zu Wort. Er habe sich in den vergangenen Tagen „viele Gedanken“ gemacht, so lässt der 57-Jährige in einer vom VfB verbreiteten Erklärung wissen, und am Ende der Überlegungen habe er die Vereinsführung (ebenfalls schriftlich) darüber informiert, „dass ich mein Mandat als Mitglied des VfB-Aufsichtsrats niederlege“.
Es ist das Ende einer Posse, die am Montagabend vergangener Woche bei Servus-TV begonnen hat. Als Stargast verplapperte sich Müller nach allen Regeln der Kunst und verkündete bester Laune, dass von der neuen Saison an Alexander Zorniger auf der Trainerbank des VfB sitzen werde. Das gilt zwar schon seit längerer Zeit als offenes Geheimnis, aber weil erstens der Vertrag noch nicht unterschrieben ist und sich der Verein zweitens angesichts des Abstiegskampfes seit Monaten zu diesem Thema nicht äußert, verursachten Müllers Plaudereien eine gewaltige Aufregung.
Der Verein distanzierte sich von seinem früheren Star
Das Thema schlug in der Öffentlichkeit solche Wellen, dass sich die VfB-Führung gezwungen sah, sich in einer (schriftlichen) Stellungnahme von seinem früheren Starspieler und dessen Aussagen zum künftigen VfB-Trainer mit ungewohnter Schärfe zu distanzieren. „Solche Spekulationen“, erklärte der Aufsichtsratschef Joachim Schmidt streng, seien „kontraproduktiv und entsprechen nicht unserem Selbstverständnis“.
„Ich habe einen Fauxpas begangen“
Das sieht mittlerweile auch Müller so. Er habe „ohne jedwede Absicht einen Fauxpas begangen“, lässt er mitteilen, er bedauere diesen Fehler „außerordentlich“ und habe sich bei der Clubführung „in aller Form“ entschuldigt. „Gleichzeitig bin ich zutiefst betroffen zu sehen, was meine Aussage an medialer Resonanz ausgelöst hat.“ Die Kritik an seinem Verhalten könne er, „sofern sie sachlich war“, akzeptieren – „für die damit verbundene, unberechtigte Kritik am VfB trage ich die Verantwortung und ziehe deshalb die Konsequenzen“.
Eher dürr kommt die (schriftliche) Reaktion der Vereinsführung daher. Müllers Entscheidung verdiene „höchsten Respekt“, sie sei „richtig und nachvollziehbar“, erklärt der VfB-Präsident Bernd Wahler, während sich Joachim Schmidt durchringt, „auch im Namen meiner Aufsichtsratskollegen für die jahrelange engagierte und konstruktive Zusammenarbeit“ zu danken. Insgesamt drei Zeilen seitens der Clubführung stehen den 22 gegenüber, in denen Müller seinen Rücktritt erklärt – und ebenfalls nicht vergisst, sich „sehr herzlich“ für die Kooperation zu bedanken.
Müllers Posten bleibt vorerst unbesetzt
Bis zur noch nicht terminierten Mitgliederversammlung des VfB in diesem Jahr wird Müllers Posten im Kontrollgremium unbesetzt bleiben. Laut Vereinssatzung muss der Aufsichtsrat aus mindestens fünf Personen bestehen – genauso viele sind in Schmidt, seinem Stellvertreter Eduardo Garcia sowie Hartmut Jenner, Wilfried Porth und Martin Schäfer jetzt noch übrig.
Auch ohne Aufsichtsratsmandat will Hansi Müller den Verein künftig „in jeder mir möglichen oder gewünschten Form vollauf unterstützen“. Das dürfte vorerst aber nur in einer Funktion möglich sein: „Ich werde auch weiterhin mit Freude und Stolz das VfB-Trikot bei Spielen der Traditionsmannschaft überstreifen.“