Wer hätte das gedacht? Im Frühjahr hing die Rückkehr des VfB Stuttgart in die Fußball-Bundesliga noch am seidenen Faden. Nun beeindruckt der Club im Oberhaus Fans und Fachwelt. Das hat viel mit ein paar entscheidenden Personen zu tun.

Stuttgart - Ein Vorstand, ein Präsident, ein Sportdirektor, ein Trainer und vier Spieler: Sie prägten im zu Ende gehenden Jahr den Erfolg des VfB Stuttgart, der trotz Coronakrise sportlich durchstartete. Beim Datenschutz hat der Club allerdings ein Problem.

 

Thomas Hitzlsperger: Als Fußballprofi brachte er es zum Nationalspieler und deutschen Meister mit dem VfB, als Manager zum Vorstandsvorsitzenden der VfB Stuttgart 1893 AG. Das Bundesverdienstkreuz erhielt Hitzlsperger Anfang Oktober für seinen Einsatz für Toleranz und gegen Homophobie. Der 38-Jährige habe mit seinem Coming-out ein Tabu gebrochen und seit vielen Jahren gegen Homophobie, Sexismus und Rassismus in Stadien und Vereinen gekämpft, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Sven Mislintat: Bei Borussia Dortmund erwarb er sich wegen seines Blicks für Talente den Spitznamen „Diamantenauge“, in Stuttgart zeigt er, dass er auch Sportdirektor kann. Zwar begleiteten ihn zunächst Zweifel, ob er den Verein mit den vielen internationalen Jungprofis, die er aus aller Welt holte, wieder nach oben führen könnte. Doch die Entwicklung von Spielern wie Wamangituka, Coulibaly oder Endo gibt ihm bislang recht. Folgerichtig verlängerte der VfB mit ihm jüngst bis zum 30. Juni 2023.

Pellegrino Matarazzo: Er habe am Anfang Zweifel gehabt, ob der 43-Jährige der Aufgabe in Stuttgart gewachsen sei, sagte neulich der frühere VfB- und Nationaltorwart Eike Immel. Schließlich war Matarazzo zuvor noch nie Profi-Cheftrainer gewesen. Doch erst schaffte der Coach im Sommer den Aufstieg und dann einen starken Bundesliga-Start mit dem VfB. Matarazzos Fachwissen, seine Sozialkompetenz und ehrliche Analysen tun ein Übriges zum guten Image.

Nicolas González: Im Sommer wollte der argentinische Nationalstürmer Stuttgart verlassen, doch der Verein ließ ihn nicht. Dann verletzte er sich gleich zu Saisonbeginn, kam Mitte Oktober zurück - und wurde spätestens nach dem 3:3 in Hoffenheim, als er auf herrliche Art das zwischenzeitliche 1:1 erzielte, mit Lobeshymnen überschüttet. Aus dem früheren Nervenbündel ist ein vielversprechender Torjäger geworden, der seinen Vertrag beim VfB sogar bis 2024 verlängerte.

Silas Wamangituka: Das Potenzial des Kongolesen war schon in der Zweiten Liga erkennbar, doch mit Unkonzentriertheiten und einer gewissen Tolpatschigkeit machte sich der Stürmer manche Aktionen selbst zunichte. In der Bundesliga legte Wamangituka seine mangelnde Reife jedoch schnell ab. Mit seiner Torgefahr und enormen Schnelligkeit sorgt er bei den Gegnern regelmäßig für Unruhe.

Endo gehört zu den stärksten defensiven Mittelfeldspielern der Bundesliga

Gonzalo Castro: Schon in seiner Zeit bei Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund war sein enormes Potenzial zu sehen, doch der Durchbruch zum dauerhaften Nationalspieler gelang ihm trotz seiner starken Technik und hohen Spielintelligenz nie. Denn Castro umgab häufig ein gewisses Phlegma, auch im VfB-Trikot. Doch dann erzielte der Mittelfeldspieler im Aufstiegsendspurt der Zweiten Liga das überaus wichtige 3:2 gegen den HSV, wurde nach der Erstliga-Rückkehr von Trainer Matarazzo zum Kapitän gemacht und entwickelte sich im Alter von nun 33 Jahren zur Stuttgarter Führungsfigur.

Wataru Endo: Fußballästheten können dem Spiel des japanischen Nationalspielers womöglich nicht viel abgewinnen. Doch mit seiner Zweikampfstärke, seinem Stellungsspiel und dem Blick für die Kollegen hat sich Endo im VfB-Kader zu einer zentralen Stütze entwickelt. Nachdem er im Sommer 2019 vom belgischen Club VV St. Truiden nach Stuttgart gekommen war, wusste der damalige VfB-Trainer Tim Walter zunächst nicht mal, wo genau er ihn einsetzen sollte. Unter Matarazzo gehört der 27-Jährige jedoch zu den stärksten defensiven Mittelfeldspielern der Bundesliga.

Oliver Schraft: Der VfB wäre nicht der VfB, wenn er nicht auch in guten Zeiten eine Krise zu bewältigen hätte. Dieses Mal ist es die so genannte Datenaffäre. Mitarbeiter des Clubs sollen im Vorfeld der Mitgliederversammlung im Sommer 2017 wiederholt Mitgliederdaten an Dritte weitergegeben haben. Angeblich mittendrin: das VfB-Urgestein Oliver Schraft. Aktuell lässt der langjährige Pressesprecher und Kommunikationschef seine Aufgaben ruhen.

Claus Vogt: Der Präsident hat eine Kanzlei mit der Aufklärung der Datenaffäre beauftragt. Seit etwas mehr als einem Jahr ist Vogt nun im Amt, auf der nächsten Mitgliederversammlung möchte er wiedergewählt werden. Der in Fankreisen beliebte Unternehmer hat die Aufklärung der Affäre zur Chefsache gemacht. Sie ist seine erste große Herausforderung beim VfB.