Erfolgreich, aber nur selten schön anzusehen – so lässt sich der bisherige Saisonverlauf des VfB Stuttgart zusammenfassen. Der Auftritt gegen Fortuna Düsseldorf macht aber Hoffnung auf dauerhaft ansehnlicheren Fußball.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Natürlich hat es sie auch am Montagabend wieder gegeben, die berüchtigten Bruddler. Themen, um mit VfB-Trainer Hannes Wolf zu sprechen, gab es für sie auch nach dem souveränen 2:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf genug. Die vielen vergebenen Torchancen. Die schlechten Ecken. Und dass die bis dato so überzeugenden Hausherren das Spiel am Ende zu Gunsten der Gäste fast nochmal „scharf gemacht“ hätten (Wolf). Kurz: Dass es sich der VfB Stuttgart wieder unnötig schwer gemacht hatte.

 

Aber auch die notorischen Haar-in-der-Suppe-Finder mussten am Ende der 90 Minuten konstatieren, dass ihr Herzensclub an diesem Abend nicht nur gewonnen und die Tabellenführung übernommen, sondern auch ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Sie also das Komplettprogramm serviert bekamen. Das war nicht immer so in dieser Saison. Man erinnere sich nur an die Auftritte gegen Arminia Bielefeld oder den 1. FC Nürnberg. Euphorisiert verließ damals niemand das Stadion, obwohl Wolfs Mannen als Sieger vom Platz gingen. Von den zwei Pleiten zum Jahresende oder dem holprigen 1:0 vorige Woche in St. Pauli ganz zu schweigen.

Nicht nur über Ergebnisse definieren

Am Montag war das anders. Nach einer guten Anfangsviertelstunde mit dem frühen Tor durch Simon Terodde (13.) verfielen die Kicker mit dem roten Brustring nicht in ihren notorischen Dämmerschlaf, sondern drehten richtig auf. Die Folge: Das 2:0 durch Julian Green nur sieben Minuten später und weitere Chancen en masse. Allesamt schön herausgespielt, wie auch die Tore, sodass nur noch der passende Sound aus der Kurve fehlte: „Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen!“

Der VfB macht wieder Spaß!

Kombinationsfußball, Ballstafetten über mehrere Stationen, vernünftig zu Ende gespielte Konter, dazu das eine oder andere Schmankerl in Form eines Hackentricks – ein Auftritt, der auch ganz nach dem Geschmack von Sportvorstand und Fußball-Feingeist Jan Schindelmeiser war.

„Es sah in der ersten Halbzeit über weite Strecken nach Fußball aus“, befand der 53-Jährige. Aus seinem Mund darf das durchaus als Kompliment gewertet werden. Selbiges hatte Trainer Hannes Wolf auch für seinen Torschützen Simon Terodde übrig, der die Schwächen im Spiel offen ansprach. „Es zeigt den Hunger, unsere Leistung weiter zu verbessern. Es ist wichtig, dass wir uns nicht ausschließlich über Ergebnisse definieren.“

Für die Rückkehr des schönen Spiels am Neckarufer hatte Wolf mehrere Erklärungen parat. Zum Einen die immer gefestigtere Abwehr, die gegen Fortuna Düsseldorf, sämtliche Vorbereitungsspiele mit eingerechnet, zum siebten Mal in Folge ohne Gegentor blieb. Eine geordnete Defensive als Basis für ein energisches und rasantes Angriffsspiel. Schnelligkeit ist seit jeher Trumpf im Spiel von Hannes Wolf, wobei mit Rennen allein noch nichts gewonnen ist.

Gegen Sandhausen wird es schwerer

Aber es öffnen sich Räume, wenn Spieler wie Takuma Asano, Julian Green, Carlos Mané oder der spät eingewechselte Neuzugang Josip Brekalo in den höchsten Gang schalten und so die Ordnung im Spiel des Gegners aushebeln. Alte Fußballer-Weisheit: Den besten Fußball spielt man, wenn kein Gegner da ist.

„Es ist schön, wenn wir den Menschen im Stadion mit dem Spiel eine Freunde machen konnten“, sagte Wolf und schob warnend hinterher: „Wir dürfen jetzt aber nicht denken, dass wir es schon voll raushaben.“ Zumindest ist aber mehr und mehr ein Konzept erkennbar, welches Hoffnung macht, dass es auch über die Saison hinaus und auch in der Bundesliga trägt. Wolf und sein Team scheinen in der Wintervorbereitung die läuferischen Defizite aus der ersten Saisonhälfte aufgearbeitet zu haben. Jetzt folgt der nächste Entwicklungsschritt. Der übernächste sieht den Einbau der drei Neuen Josip Brekalo, Jérôme Onguené und Ebenezer Ofori vor. Brekalos Kurz-Auftritt verlief durchaus viel versprechend, und auch der Franzose Onguené deutete im Training sein Gefühl für den Ball an. Er könnte, anders als Afrika-Cup-Teilnehmer Ofori, den Kader schon am Sonntag (13.30 Uhr, Liveticker) im nächsten Heimspiel gegen den SV Sandhausen bereichern.

„Gegen Sandhausen wird es garantiert schwieriger werden“, prophezeit Jan Schindelmeiser. Die Bruddler sollen schließlich auch noch was zum Meckern haben.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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