Der VfB Stuttgart zeigt derzeit keinen tollen Fußball, wird die Dauerkartenpreise aber wohl erhöhen.

Stuttgart - Das 7:0 gegen Borussia Mönchengladbach bekamen die Fans des VfB Stuttgart in der Bundesliga in der heimischen Mercedes Benz-Arena zu sehen. Ebenso etwa das 6:0 gegen Bremen und das nicht minder spektakuläre 3:5 gegen die Bayern. Aber es gab auch reichlich fußballerische Armut in Cannstatt: 1:4 gegen Nürnberg, 0:1 gegen Köln und Freiburg – und insgesamt sieben Heimniederlagen bei fünf Heimsiegen. Die zweite Liga droht.

 

Und jetzt sorgt der VfB für weiteren Ärger bei den Fans: Denn der Klub wird die Ticketpreise in der kommenden Saison zum Teil deutlich erhöhen. Einige Anhänger sind frustriert und haben dem VfB bereits Offene Briefe und E-Mails geschrieben.

Beispielsweise Markus Ender aus Plochingen: „Seit 1995 habe ich kein einziges VfB-Heimspiel verpasst – aber das wird nun ein Ende haben. Ich sehe nicht ein, künftig so viel mehr Geld zu bezahlen.“ Der 32-Jährige sitzt momentan alle zwei Wochen mit seinem Vater auf der Haupttribüne in Block 11, Reihe 7. Dort wird der Dauerkartenpreis von 395 Euro (Saison 2010/11) auf 699 Euro (2011/12) erhöht. Das bedeutet eine Steigerung von 77 Prozent.

"Diese drastische Steigerung machen wir nicht mit"

Auch andere Plätze in der Mercedes Benz-Arena werden nach der Fertigstellung des Umbaus deutlich teurer: An den Seiten der EnBW-Tribüne etwa soll den Vollzahler die Dauerkarte nun 525 Euro (zuvor 395 Euro) kosten, ein oberer Platz in der Cannstatter sowie in der Untertürkheimer Kurve gibt's künftig offenbar für 395 Euro statt zuvor 279 Euro.

„Mein Vater und ich werden in der nächsten Saison keine Dauerkarte mehr kaufen, diese drastische Steigerung machen wir nicht mit. Ein paar Heimspiele werden wir uns wohl ansehen, dann kaufen wir aber eben Tageskarten“, so Markus Ender.

"Ein spezieller Fall"

Über die Preiserhöhung wurden die zahlreichen Dauerkarteninhaber - für 2010/11 wurden 25.000 Dauerkarten verkauft - von der Ticketabteilung des VfB Stuttgart informiert. Zuletzt mit einer Broschüre zum „Tag der offenen Kurve“: „Diese Plätze in Block 11 sind ein spezieller Fall“, sagt Matthias Huber, der Direktor Organisation und Verwaltung beim VfB.

"Den Bereich der Vortribüne haben wir verändert. Diese Plätze haben sich durch die Spielfeldabsenkung im Jahr 2009 massiv verbessert. Zur neuen Saison wird das Dach komplett fertig und bis ganz unten runter gezogen. Deswegen werden die Plätze in einer neuen Kategorie eingestuft."

"Ein attraktives Angebot"

"Dennoch", so Huber, "ist bei uns ist für jeden Geldbeutel etwas dabei. Für 19.000 Plätze können wir Dauerkarten zu einem Preis pro Spiel von weniger als 15 Euro anbieten, bei 8000 Stehplätzen für rund elf Euro pro Spiel. Mit diesen Preisen liegen wir immer noch im Bundesliga-Mittelfeld. Ich glaube, wir haben ein attraktives Angebot."

Dieses "attraktive Angebot" und das Sitzen im Trockenen können Markus Ender, seinen Vater sowie die weiteren rund 100 betroffenen Fans kaum überzeugen. „In über 15 Jahren bin ich dort bislang nur drei- oder viermal nass geworden, das ist nicht der Rede wert“, entgegnet VfB-Fan Markus Ender. „Das ist alles eine Tragödie: Der VfB spielt schlechten Fußball wie nie und ich soll für den selben Platz künftig fast das Doppelte zahlen.“ Zudem sei ihm von früheren Vereinsinformationen zu der Problematik nichts bekannt: „Da kam nix!“

Die Beschwerden im VfB-Forum

Auch in unserem Forum beschweren sich zahlreiche VfB-Fans über die angekündigten Dauerkartenpreise. User "zolo82" beklagt etwa: "Umbau schön und gut, aber dass die Preise in den letzten Jahren im Schnitt jedes Jahr um 25 Prozent hochgingen, hat so langsam auch nichts mehr mit, Energie, VVS oder sonst was zu tun." 

Anhänger "vfb1965" stellt fest: "120 Euro mehr für meine beiden Dauerkarten - und das bei immer mieserer Leistung. Wir waren bisher sechs Leute bei unseren Dauerkarten auf dem 'Strombalkon'. Ich glaub, da werden einige nicht mehr mitziehen. Und bei den Leistungen diese Saison waren die Spiele größtenteils auch nicht vergnügungssteuerpflichtig. Ich glaube, das wird einen schönen Einbruch bei den Dauerkarten-Bestellungen geben. (...) Wer soll sich das denn noch leisten können?"

"Damit bin ich dann auch raus"

User "Sunny" hat für sich das perönliche Fazit bereits gezogen: "Damit bin ich dann auch raus, ich wünsche euch weiterhin viel Spaß beim VfB, ich werde künftig die Spiele im TV verfolgen und die gesparte Zeit mit den Kindern verbringen."

Einen Tipp gibt User "Metzel01" ab: "Ich würde auf ein Last-Minute-Angebot warten, ich bin mir ziemlich sicher, dass auch trotz des neuen Stadions sehr viele ihre Dauerkarte abgeben. Und irgendwann, zirka Ende Juli, merkt es auch der VfB, dass irgendwas im Argen liegt und die Fans nicht aufgrund der neuen Sitzplätze in Scharen kommen."

Immerhin: Bei einem Abstieg in die zweite Liga sollen die Dauerkartenpreise neu besprochen werden. Dies deutete VfB-Direktor Matthias Huber an.