Im Fall Bernd Leno wird der Ton zwischen dem VfB Stuttgart und Leverkusen rauer. Fredi Bobic kritisiert das Verhalten des Bayer-Geschäftsführers.

Stuttgart - Bevor Fredi Bobic am Dienstag mit dem Zug nach Hamburg gefahren ist, um das Spiel zwischen Deutschland und Holland vor Ort zu verfolgen, hat er Zeitung gelesen. Der VfB-Manager war gespannt auf das nächste Kapitel des Fortsetzungsromans "Neues von Wolfgang Holzhäuser". Der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen enttäuschte ihn nicht, denn er wird nicht müde, provokante Aussagen zur möglichen Verpflichtung des bis jetzt aus Stuttgart ausgeliehenen Torhüters Bernd Leno (19) zu machen. Die jüngste Spitze ist ein Ultimatum. Laut Holzhäuser muss der Wechsel in diesem Monat über die Bühne gehen - sonst werde nichts aus dem Geschäft. Angesichts dessen ist Bobic vor der Reise nach Hamburg der Kragen geplatzt.

 

Sein Konter hat es in sich. Er sei sehr verwundert über die Vorgehensweise von Bayer im Allgemeinen und von Holzhäuser im Besonderen, sagt Bobic: "Über die Öffentlichkeit zu versuchen, Druck auf uns aufzubauen, ist nicht nachvollziehbar und das Schlimmste, was man in dieser Lage machen kann. Meiner Meinung nach ist dieses Verhalten absurd und unseriös." Mit dieser Schärfe schade sich Bayer nur selber. Der VfB lasse sich davon jedenfalls nicht beeindrucken. "Der Einzige, der unter Druck gerät, ist Holzhäuser."

Für Holzhäuser das letzte Wort

Leverkusen bietet eine Grundablösesumme, die unter fünf Millionen Euro liegt. Höher werden könnte sie nur, wenn Leno erfolgreich ist und vielleicht den Sprung in die Nationalmannschaft schafft - für Holzhäuser das letzte Wort. Das ist dem VfB entschieden zu unsicher und zu wenig, zumal der Club den Unterschied zur im Sommer festgeschriebenen Ablöse für nicht allzu gravierend hält. Dann könnte Leno dank einer Klausel in seinem Vertrag für drei Millionen Euro gehen, wenn er es bis dahin in Stuttgart nicht auf mindestens acht Bundesligaeinsätze gebracht hat.

Wer hat nun den größten Druck: Bayer, der VfB - oder demnächst eventuell sogar Sven Ulreich (23), der aktuelle Stammkeeper in Stuttgart? Ihm würde eine Rückkehr von Leno im Januar garantiert nicht gefallen, weil er dann um seinen Platz bangen und kämpfen müsste. Dennoch sei es nicht nötig, mit Ulreich über diese Konstellation zu reden, sagt Bobic, "Konkurrenz ist doch das Normalste, das es im Fußball gibt". Heute wird er wieder Zeitung lesen. Schauen, was Holzhäuser zu sagen hat.