Sebastian Hoeneß ist ein hohes Risiko eingegangen. Mit neun personellen Wechseln im Vergleich zur vorherigen Partie gegen Holstein Kiel (2:1) hat der Trainer des VfB Stuttgart die große Rotationsmaschine angeworfen und ist dadurch Gefahr gelaufen, am Ende als der große Verlierer dazustehen. Immerhin saßen nur Nationalspieler auf der Ersatzbank.
Doch nun steht Hoeneß nicht nur wegen des 2:1-Sieges gegen den 1. FC Kaiserslautern als ein doppelter Gewinner da. Er ist mit seinem Team in das Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen und er hat zudem ein starkes Signal an seine Spieler gesandt: Jeder wird gebraucht und jedem wird vertraut. Denn eines steht für den Chefcoach außer Frage. Er will Fußballspiele erfolgreich gestalten, nicht verwalten.
Frische und Intensität wollte Hoeneß ins Spiel bringen – und hat beides erhalten. Dass es gegen den Zweitligisten aus der Pfalz dennoch nicht komplett rund gelaufen ist, lag natürlich zum einen an der fehlenden Abstimmung in den VfB-Reihen, zum anderen aber auch an einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters Daniel Schlager. Das Foul von Fabian Rieder, das zum Ausgleich durch Elfmeter führte, erfolgte klar außerhalb des Strafraums. Ein Ärgernis aus Stuttgarter Sicht, weil es keinen Videoassistenten gab.
Doch aus sportlicher Sicht hat diese viel diskutierte Szene Hoeneß die spätere Erkenntnis gebracht, dass der zweite Anzug passt. Wenngleich es ein paar mal kräftig zwickte, ehe Chris Führich nach dem ersten Treffer durch Nick Woltemade das Siegtor erzielte. Dadurch wurde das ausgegebene Ziel erreicht und der Sportvorstand Fabian Wohlgemuth sprach gar von einem „bestandenen Charaktertest“. Die VfB-Profis gingen die Aufgabe mit großem Ernst an. Sie überstanden eine kritische Phase und bestärkten Hoeneß in der Überzeugung, dass er allen Spielern vertrauen kann.