Aufgrund einer über weite Strecken schwachen Leistung gegen den 1. FC Nürnberg hat es der VfB Stuttgart verpasst, den Abstand nach hinten zu vergrößen und den nach vorne zu verringern. Der Trainer hält dennoch an seinem Ziel fest.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Thomas Hitzlsperger hatte gelitten. 90 Minuten lang, in der Nachspielzeit – und er gab das unumwunden zu. „Es tut weh, es geht an die Substanz“, sagte der Sportvorstand des VfB Stuttgart nach dem 1:1 seiner Mannschaft gegen den 1. FC Nürnberg – nachdem er nur kurz zuvor einen besonders bangen Moment hatte erleben müssen.

 

Es lief die vorletzte Minute der regulären Spielzeit. Die Nürnberger, die da bereits einige gefährliche Konter gefahren hatten, schoben sich noch einmal in Richtung des Stuttgarter Tores. Tim Leibold, ein ehemaliger VfB-Spieler, flankte, Virgil Misidjan köpfte – und hätte Ron-Robert Zieler nicht einen Glanztag erwischt, hätte der VfB am Ende nicht einmal einen Punkt ergattert in diesem ach so wichtigen Kellerduell. Der Stuttgarter Keeper aber reagierte, wie schon einmal in der ersten Hälfte, herausragend. Weshalb es beim 1:1 blieb – ein Ergebnis, mit dem keines der beiden Teams wirklich etwas anfangen konnte.

Kein Startschuss für eine Aufholjagd

Die Nürnberger hatten die Chance verpasst, doch noch einmal ganz nah an den Relegationsrang heranzukommen – es bleiben vier Zähler Rückstand auf Platz 16. Und der VfB hatte erst recht eine Riesenchance vergeben.

Der FC Schalke 04 verloren – der Rückstand wäre auf drei Punkte geschrumpft. Hannover 96 verloren – der Vorsprung auf den Letzten wäre weiter gewachsen. Der FC Augsburg spielt erst am Sonntag – der Druck wäre erhöht worden. Und der 1. FC Nürnberg wäre durch einen Sieg vor den letzten sechs Spielen der Saison vermutlich entscheidend distanziert worden. Doch nun?

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Weiter die Nürnberger im Nacken, kein Startschuss für eine veritable Aufholjagd im Schlussspurt der Fußball-Bundesliga – und eine Leistung, die vor allem im Offensivbereich enttäuschend, teils sogar erschreckend schwach war.

„Wir haben offensivst aufgestellt“, sagte Markus Weinzierl, der Trainer des VfB, und dachte da wohl an Anastasios Donis, den er erstmals seit Wochen in die Startelf gestellt hatte. Dazu meinte der Coach: „Wir haben offensiv ausgewechselt und zweimal das System umgestellt.“ Dennoch tat sich sein Team extrem schwer, gefährlich vor das Nürnberger Tor zu kommen. Ein, zwei Ansätze in Hälfte eins, eine Möglichkeit von Mario Gomez, dazu der Lattentreffer per Kopf von Marc Oliver Kempf – mehr war erst mal nicht. Und dann kam es noch schlimmer.

Kaum Struktur – trotz Daniel Didavi

Die Nürnberger trauten sich nun etwas mehr aus der Defensive – und Matheus Pereira traute sich immer mehr zu. Eine starke Kombination endete mit dem Schuss des Brasilianers, aber auch mit einer Parade Zielers, der den Ball an den Pfosten lenkte. Wenig später reagierte Pereira dann aber schneller als Emiliano Insua und köpfte den Ball kurz vor der Pause ins VfB-Tor. Stuttgart stand unter Schock. Und der VfB musste nun noch mehr Risiko nehmen, um zumindest noch einen Punkt zu ergattern.

Markus Weinzierl brachte Daniel Didavi – doch auch der Spielmacher konnte nicht viel Struktur und Geschwindigkeit ins viel zu träge VfB-System bringen. Und so brauchte es eine eher glückliche Fügung, die den Weiß-Roten einen Treffer ermöglichte.

Eine Flanke prallte von den Füßen von Anastasios Donis vor die Füße von Ozan Kabak, der junge Türke schob souverän ein – musste dann aber minutenlang bangen. Sein Treffer wurde vom Videoschiedsrichter überprüft, es ging um die Frage, ob Donis im Abseits gestanden hatte. „Da bekommst du gefühlt zwei Herzinfarkte“, sagte Weinzierl später – nachdem er das Tor doch noch bejubeln hatte dürfen. Aber auch hatte mit ansehen müssen, dass der Sieg nach einer vergebenen Chance von Mario Gomez (der einzigen guten bis zum Abpfiff) nicht mehr gelang – und am Ende auch noch das Unentschieden am seidenen Faden hing.

Bekenntnis zu Markus Weinzierl

Es blieb also beim 1:1 – mit den erwähnten Folgen. Enttäuschung, Ernüchterung, dem Blick auf die Konstellation in der zweiten Liga – und einer erneuten Diskussion über die Zukunft von Markus Weinzierl? Die verhinderte Thomas Hitzlsperger, der zwar sagte: „Die Situation ist extrem schwierig für alle Beteiligten.“ Immerhin feierte der VfB lediglich einen Sieg in den vergangenen 13 Spielen. Der jedoch auch betonte: „Aber wir ziehen das hier gemeinsam durch.“

Die Relegation ist nach wie vor die wahrscheinlichste Variante für den VfB, Weinzierls Ziel aber immer noch ein anderes: „Platz 15.“ Die nächste Möglichkeit, diesen ins Visier zu nehmen, bekommt sein nach der Partie gegen den Club am Boden liegendes Team am kommenden Samstag (15.30 Uhr). Zum zweiten Heimspiel in Folge ist Bayer Leverkusen zu Gast.