Gut haben sie vom VfB Stuttgart gespielt gegen diese Spitzenmannschaft der Borussia Dortmund, aber nicht gut genug, um den Traum vom Halbfinale Realität werden zu lassen.

Stuttgart - Am Ende gab es Beifall von den Rängen, verdienten Applaus für diese Stuttgarter Mannschaft nach einem leidenschaftlichen Pokalkampf. Aber die Gesichter, die sich da auf den Weg in die Cannstatter Kurve machten, waren traurig. Christian Gentner, Daniel Didavi und all die anderen, sie hatten verloren, 1:3 (1:2) im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund. Gut haben sie gespielt gegen diese Spitzenmannschaft, aber nicht gut genug, um den Traum vom Halbfinale Realität werden zu lassen. „In der ersten Hälfte waren wir zu passiv“, sagte der VfB-Trainer Jürgen Kramny nach zuvor sieben Pflichtspielen ohne Niederlage: „In der zweiten Hälfte haben wir einen tollen Kampf abgeliefert.“ Am Samstag will der VfB seinen Aufwärtstrend gegen Berlin fortsetzen.

 

Im Vergleich zum 4:2 in Frankfurt veränderte Kramny sein Team auf drei Positionen. Im Tor stand wie erwartet der lange verletzte Ex-Dortmunder Mitch Langerak; für den Australier war es der erste Pflichtspieleinsatz für die erste Mannschaft. In der Innenverteidigung ersetzte Toni Sunjic Daniel Schwaab, im Sturm spielte Artem Kravets für Timo Werner, der kurzfristig gar nicht im Kader stand (Erkältung).

Es ist ein anderer VfB als damals, als Jürgen Kramny sein Debüt als VfB-Coach gab. Damals, Ende November 2015 bei Borussia Dortmund. 1:4 ging das Spiel in der Liga aus. Der VfB war im Krisenmodus. Nun, im Februar 2016, gilt dieser VfB als Mannschaft der Stunde. Thomas Tuchel, der Gäste-Trainer, hatte gewarnt: „Wir bekommen den VfB in der schwierigsten Phase, in der man ihn bekommen kann.“ Es war tatsächlich ein anderer VfB – trotz der Niederlage, die es auch diesmal gab. Ein besserer, ein guter VfB Stuttgart.

Gute Unterhaltung

Das Spiel hielt all das, was man sich vom Duell der besten Rückrundenmannschaft (VfB) gegen das laut Tabelle zweitbeste deutsche Team (BVB) erhofft hatte: gute Unterhaltung nämlich. Einzig die Zuschauerzahl passte nicht zu diesem packenden Pokalabend: Mit nur 46 500 Zuschauern war die Mercedes-Benz-Arena längst nicht ausverkauft, vorangegangen war ein Streit über die Ticketpreise. Aus Protest blieb der Block des mitgereisten BVB-Anhangs zu Beginn leer – und so verpassten sie das 1:0 ihres Clubs: Georg Niedermeier klärte einen Ball am 16-Meter-Raum unglücklich zu Henrik Mkhitaryan, der passte zu Pierre-Emerick Aubameyang, der Gabuner schob den Ball vors Tor, dort verpassten Freund (Kevin Großkreutz) und Feind (Ilkay Gündogan) – und am langen Eck schob Marco Reus, der die Szene initiiert hatte, den Ball unter die Latte zum 1:0 ins Tor (5.). Eine kalte Dusche im Cannstatter Dauerregen für den VfB.

Der BVB agierte ballsicher, Tuchels Taktik (Durm auf links, Aubameyang auf rechts und Reus im Sturmzentrum) ging auf, der VfB tat sich schwer gegen die spielerisch starken Gäste. Die Dortmunder Fans waren mittlerweile auch da, und sahen dann aber nach 20 Minuten dies: der BVB bekam eine Ecke nicht geklärt, der von Hummels geblockte Schuss von Daniel Didavi landete bei Lukas Rupp, dessen Versuch aus 17 Metern wurde von Mkhitaryan leicht abgefälscht und schlug links im Tor ein (21.). Der überraschende Ausgleich.

Vorne fehlte Dynamik

Doch die Freude währte nur kurz. Reus und Aubameyang hatten gerade die Positionen getauscht, da hatten beide auch schon zu viel Platz: Reus zog von rechts mit Tempo und Ball in die Mitte, passte zu Aubameyang – und der Torjäger traf mit einem Schuss aus 18 Metern ins linke Eck zur erneuten Führung (31.). VfB-Torhüter Langerak war wieder chancenlos. Der VfB war bemüht, aber hinten wirkte er bisweilen etwas unsortiert – und vorne fehlte die Dynamik der vergangenen Spiele. Weder Filip Kostic noch Daniel Didavi konnten sich in Szene setzen, was auch mit der großen Klasse des Gegners zu tun hatte.

Nach der Pause rettete Langerak mit einem tollen Reflex gegen Aubameyang (56.), auf der anderen Seite wurde nun aber der VfB deutlich aktiver, ohne allerdings zwingende Torchancen zu kreieren. Die Elf spielte aggressiver und entschlossener. Das Spiel war offen, der BVB seinerseits ließ beste Chancen liegen – so blieb es spannend bis zum Schluss. Kostic scheiterte für den VfB knapp (77.), der starke Mkhitaryan für den BVB (88.). Sekunden später vollendete der Armenier dann einen Konter über den überragenden Aubameyang (89.) nach einer VfB-Ecke. Das war’s. Ende. Aus. Raus. Was also bleibt? Das, wie der Neu-Stuttgarter Kevin Großkreutz sagte: „Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht.“